II - Abschied

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Eine Seele steht im strömenden Regen,
kann weder Gedanken noch Empfindung bewegen.
Das Wasser läuft in Rinnen
der armen Seele ganz nach innen.
Weich und matschig, kalt und nass,
das macht keiner Seele Spaß.
Doch diese war schon vorher feucht,
von Tränen völlig aufgeweicht.

Der Mensch, der einst zu ihr gehörte,
bevor etwas das Band zerstörte,
das Mensch und Seele einig hält,
der läuft allein umher auf dieser Welt.
Das Leben fließt an ihm vorbei
und keiner hört den stummen Schrei,
der tag für Tag aus ihm hervorbricht;
er hat kein Fünkchen Lebenslicht.

Die Seele hat er abgestellt
irgendwohin in diese Welt.
So ist kein Weg zu ihm mehr da.
Ob dort wohl jemals einer war?
Er redet selten, lacht fast nie,
er möchte träumen, weiß nicht wie.
Er mag die vielen Menschen nicht,
die zu ihm sagen: Armer Wicht!

Er liebt nicht leben und nicht Geld,
obwohl ihn Geld am Leben hält.
Doch diesem Kreislauf hält er stand,
weil hinter dieser Lebenswand
vielleicht nicht wartet, was er denkt
und dann hätt' er den Tod verschenkt,
den er so sehnlichst sich erträumt.
Er weiß nicht mehr, was er versäumt.
wenn er am Lebensrand entlang
nun wartet auf den Untergang.

Er ist ein mensch wie Du und ich,
doch ohne Seele lebt man nicht.
Eine Seele steht im strömenden Regen,
kann weder Gedanken noch Empfindung bewegen.
Geh doch mal an ihr vorbei
und lass sie frei!

*

Gedicht geschrieben und nach Absprache Veröffentlichung genehmigt von helpmyway






Gretel - Das bin ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt