1.Kapitel

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1.Kapitel

*1 Jahr später*

Ein Jahr war nun vergangen, seitdem David und ich geheiratet hatten. Und so viel hatte sich verändert. Wir liebten uns immer noch wie am ersten Tag. Wir hatten Glück eine dieser Beziehungen zu führen, die wahrscheinlich unendlich waren. Ich hatte niemals daran geglaubt die wahre Liebe zu finden. Ich hatte die Hoffnung an sie verloren. Ich dachte zwar dass es sie gab, aber nur in Büchern und Filmen, wo alles besser dargestellt wurde, als in Wirklichkeit. In Büchern und Filmen wo man vor seiner eigenen Realität fliehen konnte. Wo man sich versteckten konnte und man von diesen in den Bann gezogen wird, sodass man all das Schlechte in seinem Leben für einen Augenblick vergessen konnte. Wo man alles vergessen konnte, was einem so viel Kummer bescherte und einem zum Nachdenken anregte. Dort wo am Anfang meistens zwar alles schlecht war, aber es meistens immer ein Happy End gab. Doch es war nicht alles perfekt bei unserer persönlichen Geschichte. Ein Wort reichte aus, um unsere Probleme in einem Wort zu vereinen. Dylan. Er trieb noch immer sein Unwesen in dieser Welt. Er weilte immer noch unter den, naja Lebenden kann man nicht sagen nennen wir es Existierenden. Wir hatten zwar seit dem Brief von ihm vor einem Jahr nichts mehr von ihm gehört, aber wir wussten, dass er so schnell nicht locker lassen würde. Eine weitere Veränderung ist, dass wir umgezogen sind. Wir lebten nicht mehr in den USA, sondern in einem südlichen Teil von Italien. Einerseits war dieser Umzug gut, wenn nicht sogar notwendig gewesen, doch andererseits bekam ich so meine kleine Schwester und Isabelle nicht mehr so oft zu Gesicht. Mein Vater war immer noch fast das ganze Jahr über auf Geschäftsreisen, doch meine Mutter nahm sich im Moment eine Auszeit und kümmerte sich um meine kleine Schwester Emily. Sie hatte endlich eingesehen, dass meine kleine Schwester Mutterliebe brauchte, die nur sie ihr geben konnte. Meine Mutter und ich haben nun eine richtig gute Mutter-Tochter Beziehung, so komisch das auch jetzt klingen mag, aber sie hat endlich eingesehen, dass sie die Fehler gemacht hat und nicht ich. Mein ganzes Leben lang war ich an allem Schuld. Es musste ja einen Schuldigen geben und immer war ich die Schuldige. Sie hatte mich immer, wenn sie mich zu Gesicht bekam, runtergemacht. Sie hat mir immer wieder eingetrichtert, wie hässlich sie mich fand, wie sehr sie mich verabscheute und bereute mich nicht abgetrieben zu haben. Worte, die mich damals stark verletzt hatten und dazu führten, dass ich ihren Worten Glauben schenkte. Im Nachhinein haben mich ihre verletzenden Worte nur stärker gemacht und mich zu der Person gemacht, die ich jetzt bin. Doch zum Glück war sie nicht mehr so. Sie hat sich verändert. Sie freute sich für mich, dass ich glücklich mit David bin, doch eins konnte ich mir noch immer nicht erklären.

Wie wurde ich zu einem Engel?

Wie konnte ich ein Engel sein, wenn meine Schwester keiner war und meine Eltern auch nicht?

Wird man als Engel geboren oder wie läuft das ab?

Ich hatte David schon gefragt, doch er wusste die Antwort auch nicht. Er hatte schon einmal von einer Sage gehört, dass ein Engel ein neugeborenes Baby besucht, um es dann zu einem Engel zu machen. Die Kräfte treten dann aber erst mit der Erreichung des 18. Lebensjahres in Kraft. Der Engel besuchte nur Babys, die ein sehr schweres Leben vor sich haben. Ich vermute, dass diese Sage wirklich stimmt. Anders konnte ich mir meine Situation nicht erklären.

Ich schaute in den Spiegel, der vor mir an der Wand befestigt war. Ich schaute auf die große Wölbung und musste sofort anfangen zu lächeln. Ich strich behutsam darüber und sofort spürte ich, wie das kleine Etwas in mir mich an dieser Stelle trat. Ich lächelte. Ja ihr habt richtig gehört. Ich war schwanger von David. Mittlerweile war ich in der 32. Schwangerschaftswoche und bald kommt schon unser erstes Baby auf die Welt. David und ich hatten uns entschieden, bis zur Geburt zu warten, um zu erfahren, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. Ich erinnere mich noch gut an den Tag, vor ein paar Monaten, als ich David gesagt hatte, dass ich schwanger bin.

Flashback

Ich habe schon seit Tage ein komisches Gefühl in meinem Bauch. Ich übergebe mich schon seit Tagen und esse Dinge, die man einfach nicht zusammen essen kann. Oder würdet ihr freiwillig ein Brot mit Nutella, Marmelade, Zwiebeln und Essiggurken essen? Ich habe mir daraufhin einen Schwangerschaftstest in der Apotheke gekauft und ihn dann sofort gemacht. Im Moment warte ich auf das Ergebnis. Ich starre auf den Test und jetzt sehe ich es. Das Ergebnis des Schwangerschaftstest. Zwei rote Striche.

Ich bin schwanger.

Ich kann im ersten Moment mein Glück kaum fassen und strahle um die Wette. Dann höre ich, wie David an die Tür klopft Wie wird er wohl reagieren? Aber ich muss es ihm sagen. Ich kann es ihm nicht verheimlichen.

"Komm rein."

Er kommt mit einem besorgten Gesichtsausdruck ins Bad. Er selbst hat in den letzten Tagen bemerkt, dass es mir nicht so gut ging. Augen zu und durch, ermutige ich mich selbst. Ich laufe zu ihm und halte ihm den Schwangerschaftstest hin. Er nimmt ihn in seine Hand und starrt darauf und dann sehe ich wie sein Gesichtsausdruck von verwirrt, zu geschockt und dann zu glücklich wechselt. Er fängt an zu lächeln, legt den Test auf das Waschbecken und nimmt mich in seine starken Arme. Er küsst mich auf meine Stirn und sagt:" Ich liebe dich und unser kleines Wesen in dir."

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Wir wussten beide, dass es verboten war ein Kind zu haben, wenn beide Elternteile Vampire sind, doch ich bin nicht ganz ein Vampir, sondern noch zur Hälfte ein Engel. Vielleicht wird das Kind dann gut. Aber ich konnte es einfach nicht abtreiben auch, weil David und ich uns so sehr ein Kind wünschten. Aber ich würde es auch nicht verkraften, wenn sie es mir wegnehmen und töten würden.

"Lucy? Kommst du?"

Ich lief zu David, der mir einen leichten Kuss auf meine Lippen drückte. Er hatte mir heute Morgen gesagt, dass er eine kleine Überraschung für mich hat. Bisher hatte er mit keinem Wort unseren Hochzeitstag erwähnt. Hatte er ihn vielleicht schon vergessen? Doch war es so schwer sich diesen einen Tag zu merken? Für einen Vampir? Der ein ausgezeichnetes Gedächtnis hatte? Er band mir eine schwarze Augenbinde um und führte mich zu unserem Auto. Ja ihr habt richtig gehört, ich habe endlich meine Angst in einem Auto zu sitzen überwunden. Es hat zwar lange gedauert, aber schlussendlich war es besser so, da man mit einem Auto einfach schnell wohin kommt ohne sich selbst anstrengen zu müssen. David schaltete das Radio an, als wir losfuhren und ich lauschte der Musik. Ich wollte nicht mit David reden. Wieso auch? Ich meine er hat unseren Hochzeitstag mit Garantie vergessen. Nach ein paar Minuten hielt er schließlich an und er half mir aus dem Auto. Dann lief er mit mir ein paar Schritte und blieb schließlich stehen. Als er mir die Augenbinde abmachte, sah ich erst nichts, da ich in die pralle Sonne blickte.

Doch dann sah ich es.

Romantischer ging es doch wohl nicht oder? Wir befanden uns an einer kleinen Sandbucht. Auf dem Sand ausgebreitet lag eine Picknickdecke. Ich ließ mich neben David nieder, der meine Hand in seine nahm.

"Du hast wahrscheinlich gedacht ich hätte unseren Hochzeitstag vergessen oder? Doch wieso sollte ich den zweitbesten Tag in meinem Leben vergessen? Du fragst dich sicher was der Beste ist, nun der beste Tag in meinem Leben ist der Tag, an dem du geboren wurdest und ich es gespürt habe, dass es endlich jemanden für mich gibt. Ich hatte Angst gehabt, dass du jemanden findest und ich dich so erst gar nicht kennenlernen kann, doch dazu kam es zum Glück nicht. Ja, ich weiß, ich war am Anfang nicht gerade nett zu dir gewesen, aber das lag daran, dass das alles Neuland für mich war. Ich wusste nicht, was ich machen sollte und was nicht. Es tut mir leid, dass ich dich damals so schlecht behandelt habe. Doch trotzdem bist du geblieben. Ich liebe dich Lucy und werde das auch immer tun, denn du hast meine Welt komplett auf den Kopf gestellt und ich danke dir dafür, dass du in mein Leben getreten bist. Ich danke dir dafür, dass du trotz allem geblieben bist, mich geliebt und geheiratest hast. Und jetzt bekommst du bald unser erstes Kind. Ich liebe dich Lucy und das werde ich auch immer tun."

Er wischte mir meine Freudentränen weg und strich mir über meine Wangen. Er lehnte sich zu mir herunter und drückte mir einen Kuss auf meine Lippen.

Geliebt von einem Vampir Where stories live. Discover now