16.Kapitel

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"Das ist alles was ich weiß. Mehr nicht. Wer hat dir das jetzt angetan Lucy?", fragte er und fuhr ganz leicht über meine Schulter, sodass ich es kaum wahrnahm.
"Das ist nicht wichtig."
"Doch das ist es."

"David, es warst du. Die Gestalt hinter dem Baum muss dich manipuliert haben, ich bin dir auch nicht böse, aber wir müssen in Zukunft besser aufpassen."
"Was", sagte er und sah mich entsetzt an.
Ich drehte mich zu Lydia und Jonathan und fragte:" Würde es euch vielleicht etwas ausmachen später wieder zu kommen? Ich würde jetzt gerne mit David alleine sein und ihm ganz genau erzählen was passiert ist.
Und nocheinmal vielen Dank, dass ihr da wart."

"Sicher, dass du mit ihm alleine gelassen werden willst", sagte Lydia und betonte dabei das ihm.
"Ja, das möchte ich. Ich hoffe, dass Dylan immernoch nicht weiß wo wir wohnen.
Er kann David wahrscheinlich nur manipulieren, wenn diese andere Person in Davids Nähe ist, anders kann ich mir das nicht vorstellen."
"Und was ist wenn er wieder zu diesem..., diesem Monster wird?!
Er wird dich umbringen ohne dabei mit der Wimper zu zucken hast du daran schon einmal gedacht?"
"Er befindet sich immernoch im gleichen Raum wie ihr und hat gute Ohren", sprach David leise in der dritten Person von sich.
"Na gut", gab Lydia nach und stand mit Jonathan auf.
Die beiden umarmten uns zum Abschied noch einmal kurz und schon waren sie verschwunden.
Jetzt saßen nur noch David und ich auf der Couch und um uns herum herrschte Stille.
"Du wolltest mich und das Baby umbringen", flüsterte ich nach einer Zeit leise und strich schnell die Tränen weg, die langsam wieder aus meinen Augen herausfloßen.
Er sah mich mit geweiteten Augen an.
"Das wollte ich nicht", sagte er entsetzt.
"Doch das wolltest du."
Und dann gab ich ihm meine Hand und zeigte ihm alles von dem Zeitpunkt als er die Tür betrat, bis er das Heilmittel von Jonathan bekam.
Ich wollte ihm kein schlechtes Gewissen machen, um Gotteswillen nein.
Ich wollte ihm nur zeigen zu was Dylan im Stande war.
Wie weit er gehen würde.
Wie grausam er doch war.

Ich ließ die Bilder alle nocheinmal in meinem Kopf ablaufen.
Wie David das Haus betrat und wie er sich an der Tür herabsinken ließ, wie er mich aus seinen roten Augen angestarrt hatte und mich dann gegen die Wand schubste und mich dann mit einem Messer und einem Holzpfeil bedrohte.
Wie er mir mein Leben nehmen wollte und sein kurzes Zögern.
Als er mir das Messer in meine Brust stecken wollte und die Tür aufging und Lydia und Jonathan hereinkamen.
Jonathan der David entwaffnete und ihm dann schließlich die Flüssigkeit gab.

Als ich ihm wieder meine Hand entzog sah ich den Selbsthass auf seinem Gesicht.
Er sah mich geschockt und traurig zugleich an.
"Oh Gott Lucy, was habe ich nur getan", flüsterte er und zog mich zu sich in seine Arme.
"Ich hasse mich dafür, obwohl ich nicht ich selbst war. Ich hasse mich so sehr dafür."
Ich schluchzte leise an seiner Brust und zog seinen minzartigen Geruch ein, der mich wie immer sofort beruhigte.
"Hass dich nicht ,bitte. Du kannst doch nichts dafür."
"Doch das kann ich. Ich bin eine Gefahr für dich und das Baby. Ich bin ein Monster", sagte er aufeinmal und löste sich von mir.
Er entfernte sich von mir.
"David, bitte, es war nicht deine Schuld."
Noch mehr Tränen liefen aus meinen Augen.
"Doch das war es. Du hättest verdammt nochmal tot sein können und das Baby auch und ich wäre schuld daran gewesen."
Er stand auf und fuhr sich durch seine Haare.
Er lief im Zimmer auf und ab und sah mich dann wieder an.
"Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn ich gehe. Wenn ich dich und das Baby nicht mehr gefährden kann.
Wenn ich weit genug weg bin von euch beiden."
"David, das meinst du nicht Ernst oder?"
Mein Herz zog sich kurz schmerzhaft zusammen.
Er durfte mich nicht verlassen.
Nicht auch noch er.
Ich brauchte ihn doch.
Ich brauchte ihn so sehr.
"Lucy, es ist womöglich das Beste."
"W-Wie lange willst du weg bleiben?"
"Das weiß ich nicht Lucy. Ich muss erstmal hier weg, ich bin eine Gefahr für euch beide. Ich weiß nicht wann ich wiederkommen werde und ob ich überhaupt wiederkommen werde.
Ich würde mir es nie verzeihen dich und das Kind umgebracht zu haben."
David lief hoch ins Schlafzimmer und kam kurz drauf mit seinem zweiten Messer und frischen Klamotten wieder.
Er meinte es ernst.
Er meinte es verdammt nochmal ernst.
"Hast du nicht einmal gesagt, dass du mich nie verlassen wirst, weil du es nicht kannst, weil du mich so sehr liebst? ",flüsterte ich und sah ihn mit Tränen in den Augen an.
"Ich liebe dich Lucy. Ich liebe dich mehr als mein Leben und darum muss ich auch gehen. Wenn ich dich vor mir beschützen will."
Er zog sich seine Schuhe an und lief zur Tür.
Ich saß noch immer wie gelähmt auf der Couch und wusste nicht was ich tun sollte.
Ich konnte nichts tun, würde ich jetzt versuchen ihn aufzuhalten, dann würde er heute Nacht gehen wenn ich schlief.
Und es war nicht gesagt, dass ich es schaffen würde ihn aufzuhalten, da ich mich gerade im Moment so verdammt schwach fühlte.
Er drehte sich nocheinmal um und sah mich an.
Ein letztes Mal trafen seine Augen meine.
"Ich liebe dich Lucy und das werde ich auch immer tun, vergiss das nicht."
Er drehte sich wieder um, öffnete die Tür, ging heraus und schloss sie dann wieder.
Und dann kam langsam Bewegung im meinem Körper, ich stand auf und lief zur Tür, die ich dann auch aufriss.
Doch David war schon längst verschwunden.
Meine Gefühle gerade waren vergleichbar mit einer Trennung.
Erst war da dieser Schock, dass ich auch nicht begriff, dass das gerade wirklich passiert war.
Ich hatte es zuerst nicht richtig realisiert und da war da noch diese innere Leere, dass ich zu dem Augenblick rein gar nichts spürte.
Doch jetzt begriff ich langsam, was passiert war.
Und die ganzen Gefühle kamen mit einer Wucht zu mir zurück und drohten mich unter ihnen zu begraben.
Mir die Luft zum atmen zu nehmen.
Die Trauer übermannte mich.
Ich schloß die Tür und sank zu Boden.
Tränen strömten aus meinen Augen und mein Körper bebte leicht.
Er hatte mich verlassen.
Und er wusste nicht, wann er zurück kommt und ob er überhaupt jemals zurück kommen wird.
Weitere Tränen flossen aus meinen Augen, als ich langsam aufstand.
Mein Herz fühlte sich an, als würde es jemand mit einem Messer immer wieder durchbohren.
Das Atmen viel mir immer schwerer.
Und dann sah ich diese Vase dastehen, die Vase in der sich noch die Rosen von David befanden, die er mir geschenkt hatte.
Ich nahm die Vase und warf sie an die Wand und ließ mich dann vor den Scherben auf dem Boden nieder.
Ich schrie, schrie mir meine Seele aus dem Leib, doch er kam nicht zurück.
Ich konnte nicht mehr, ich war am Ende.

David war wie eine Droge für mich, eine Droge, die mich süchtig gemacht hatte nach ihm.
Ich hatte mir noch nie vorgestellt, wie es wäre, wenn er eines Tages nicht mehr da sein würde, weil ich es auch nicht konnte.
Ich brauchte ihn, ich brauchte ihn so sehr.
Die Scherben auf dem Boden funkelten mich verräterisch an.
Als würden sie mich verspotten.
Ich nahm eine spitze Scherbe in die Hand.
Ich kam mit dem innerlichen Schmerz einfach nicht klar.
Er war zu groß, zu erdrückend.
Ich setzte die Scherbe an meine Arminnenfläche und drückte sie leicht hinein.
Es schmerzte am Anfang etwas, doch dann gewöhnte ich mich an den Schmerz.
Er beruhigte mich.
Ich fühlte mich etwas besser.
Doch dann hörte ich wie die Tür aufging und ließ die Scherbe auf den Boden fallen.

Geliebt von einem Vampir Where stories live. Discover now