42.Kapitel

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Ich durfte nicht daran denken.
Sie lebte noch, dass würde ich doch als Mutter spüren, oder etwa nicht?
Ich würde es doch spüren, wenn sie diese Welt verlassen hätte und ein Teil meines Herzens mitnehmen würde.
Sie war zwar erst etwas mehr als einen Monat alt, doch trotzdem lag sie mir schon so sehr am Herzen.
Ich konnte diese Gefühle nicht beschreiben, die ich empfand, als ich sie zum ersten Mal in meinen Armen hielt und in ihre Augen sah.
Ich hätte nicht gedacht, wie schön diese Mutter Gefühle doch waren.
Wie sehr es einem wehtat, wenn das Kind aufeinmal nicht mehr da war.

Ich hatte immer gedacht, dass meine Mutter mich nicht liebte, doch anscheinend tat sie das.
Sie hatte vielleicht länger gebraucht um das zu begreifen, aber sie liebte mich, auch wenn sie es mir nie gezeigt hatte.

David kniete noch immer vor mir und hielt mich fest.
Wir umarmten uns, ohne etwas zu sagen.
Jeder war in seine eigenen Gedanken versunken.
David dachte daran, wie er es Dylan heimzahlen konnte, falls er sie getötet hatte und ich dachte daran, wo sie war.
Wo meine kleine Prinzessin war.
Mein Engelchen, das meine Welt zum leuchten brachte.

Ich wischte meine Tränen weg, küsste David auf seine Backe und stand dann auf.
Ich musste das ganze Haus nach ihr absuchen, um wirklich sicher zu sein, dass sie wirklich weg war und es keine andere Erklärung gab, als das Dylan sie entführt hatte.

"Wohin gehst du?", fragte David mich immernoch mit Tränen in den Augen.
Ein Teil der Tränen war schon an seiner Wange heruntergelaufen und war auf den Boden getropft.
"Ich muss mir zu 100% sicher sein, dass sie wirklich nicht mehr da ist."
"Ich komm mit dir", sagte er und stand vom Boden auf.
Er folgte mir aus den Zimmer und ich lief in unser Schlafzimmer, das Arbeitszimmer und dann in das Badezimmer, doch in keinen der Räume war sie.
Entweder sie war im Erdgeschoss, oder sie war wirklich weg.
Ich konnte es mir zwar immernoch nicht erklären, wie sie aus dem Kinderbett gekommen sein sollte, doch trotzdem musste ich sie einfach suchen.
Auf dem Dachboden und im Keller konnte sie nicht sein, da beide Türen abgeschlossen waren.
Ich ging die Treppe herunter und David folgte mir.
Als erstes lief ich in die Küche und das angrenzende Esszimmer, doch auch hier war sie nicht.
Die einzige Möglichkeit, die blieb, war das Wohnzimmer.
Ich lief in das Wohnzimmer und suchte jeden Winkel nach ihr ab, doch sie war nicht da.
Sie war einfach nicht da.
Er hatte sie tatsächlich entführt.
Ich begann zu schluchzen und schon im nächsten Moment strömten die Tränen aus meinen Augen wieder heraus.
Meine gesamte Kraft verließ auf einmal meinen Körper und ich wäre auf den Boden gefallen, hätte David mich nicht rechtzeitig aufgefangen.
Er half mir beim stehen bleiben und zog mich dann zu sich.
In seine Arme.
Ich schluchzte und drückte mein Gesicht gegen seine Brust.
"Er hat sie uns tatsächlich weggenommen", flüsterte ich, woraufhin mich David nur noch näher zu sich zog.
Sein Duft nach Minze, der mich sonst immer beruhigte, beruhigte mich diesesmal nicht.
Kein bisschen.
"Es wird wieder alles gut", sagte er beruhigend und strich mir über meinen Rücken.
"Nein, wird es nicht. Wie denn? Sie ist weg, bei ihm und wenn wir Pech haben ist sie schon längst tot."
"Ja, sie ist wahrscheinlich bei ihm, aber das heißt nicht, dass sie schon längst tot ist. Denkst du denn nicht, dass wir es spüren würden, wenn sie es wäre? Auch wenn wir nicht auf sie geprägt sind, denke ich, dass wir es spüren werden."
"Du hast Recht, aber wie sollen wir sie wieder zu uns zurückholen?
Dieser Zauberer scheint echt stark zu sein und unsere Plan letztes Mal hat schon nicht funktioniert."
"Wir werden einen Weg finden, wir müssen", sagte David und fuhr sich durch seine Haare.
Das machte er immer wenn er nervös war, oder er über etwas nachdachte.

"Alleine der Gedanke, dass unsere Tochter bei deinem Bruder ist, bringt mich um.
Ich habe Angst, was er ihr antut.
Ich... Es tut einfach so weh nicht zu wissen wie es ihr geht...", sagte ich und strich mir wieder einmal meine Tränen weg, die nur so aus meinen Augen flossen.

Doch im nächsten Moment hörte ich schon ein Geräusch, dass mein kleines Herz schneller schlagen ließ.
Das Glücksgefühle in meinem Bauch auslöste.
Und das mein Gesicht wieder zum Lächeln brachte.
Es war Rose, die schrie.
Sowie es sich anhörte befand sie sich in ihrem Zimmer.
Ich sah David an, dessen Augen auch wieder angefangen hatten zu leuchten.
Ich rannte die Treppe hoch in ihr Zimmer, dicht gefolgt von David.
Natürlich in Vampirgeschwindigkeit, es konnte ja nicht schnell genug gehen.
Und dann nach einer Sekunde waren wir schon in ihrem Zimmer.
Und sie lag in ihrem Bett, da wo sie hätte liegen sollen vor ein paar Minuten.
Und sie schrie und weinte.
Ich lief zu ihr, hob sie aus ihrem Bett und drückte sie sofort an mich.
"Oh mein Gott, Rose. Ich habe dich so vermisst, mein Engelchen. Ich liebe dich", flüsterte ich und schon wieder strömten Tränen aus meinen Augen heraus, doch diesesmal waren es Freudentränen.
Tränen die zeigten, wie sehr ich meine kleine Tochter vermisst hatte und wie froh ich war sie wieder in meinen Armen zu halten.

"David? Wieso hat Dylan sie wieder zurückgebracht?"
"Falls er sie überhaupt entführt hat.
Sie ist ein Engel, Lucy.
Zumindest zur Hälfte, da der Engelanteil in ihr dominant ist.
Vielleicht kann sie sich ja unsichtbar machen."
"Das könnte schon sein, aber irgendwie glaube ich nicht daran.
Kannst du sie mal bitte kurz halten?", fragte ich David und gab ihm Rose.
Dann beugte ich mich über ihr Bett und suchte ihr Bett nach einem Zettel ab, was typisch für Dylan war.
Meine Fingerspitzen strichen über ihr Bett und dann fand ich auch schon einen kleinen Zettel.
Ich wusste es doch.
Ich nahm den Zettel aus ihrem Bett, öffnete ihn und begann ihn zu lesen.

Geliebt von einem Vampir Where stories live. Discover now