27.Kapitel

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Schließlich blieb die Krankenschwester vor mir stehen.
Sie strich eine ihrer braunen Haarsträhne hinter ihr Ohr und lächelte mich an.

"Herzlichen Glückwunsch, Ihrer kleinen Tochter geht es gut. Sie können jetzt zu ihr, wenn Sie wollen."

"Was ist mit meiner Frau? Wie geht es ihr?"
"Es tut mir leid, aber.."
"Nein bitte sagen sie nichts mehr", sagte ich und die ersten Tränen strömten schon aus meinen Augen heraus.
Sie durfte nicht tot sein.
Sie durfte es einfach nicht.
Wie sollte ich in einer Welt leben ohne sie?
Ohne meinen Engel.
Wie sollte ich ein Kind großziehen ohne sie?
Wie sollte ich das Baby vor Dylan beschützen ohne sie?
Wie sollte ich das ihren Eltern erklären?
Und vorallem Emily?

"Aber Herr Hunter, ihre Frau ist doch garnicht tot."

Sofort breitete sich wieder Wärme in meinem kalten Inneren aus.
Es gab noch Hoffnung.
Sie lebte noch.

Bevor ich sie kannte war ich so kalt wie ein Stein. Fast nie zeigte ich eine Emotion, oder gab meine Gefühle preis. Menschen gingen mir freiwillig aus dem Weg, doch die Frauen himmelten mich wegen meinem Aussehens an.
Doch ich servierte jede von ihnen eiskalt ab.
Ich glaubte damals noch nicht an die Liebe.
Ich glaubte auch nicht, dass ich jemals eine Frau finden würde, auf die ich mich prägen würde.
Doch dann, als ich es am wenigsten erwartet hatte, geschah es dann.

"Ihre Frau ist noch immer an Beatmungsgeräten angeschlossen.
Sie liegt auf der Intensivstation.
Im künstlichen Koma. Die Ärzte haben keinen anderen Weg gefunden ihr zu helfen und so mussten sie sie ins künstliche Koma versetzen, bis sich ihr Zustand verbessert.
Ich könnte Ihnen jetzt genau sagen, welche Medikamente und andere Dinge wir ihr jetzt in den nächsten Tagen verabreichen, aber ich glaube ich kann mir das sparen, da sie nichts davon verstehen werden."

"Wann werden Sie sie wieder aus dem künstlichen Koma aufwachen lassen?"
"Das kann ich Ihnen noch nicht sagen, dann wenn sich der Zustand Ihrer Frau verbessert hat."
"Wann kann ich zu ihr?"
"Gerade sind noch ein paar Ärzte bei ihr, wollen Sie denn nicht Ihre Tochter sehen?"

Meine Tochter.
Wie konnte ich sie nur vergessen!?
Wahrscheinlich, weil ich alles ausgeblendet hatte und nur wissen wollte, wie es meiner Frau ging.
Meinem Engel.

Es war ein Mädchen.
Wie Lucy es sich gewünscht hatte.
Ich wollte lieber zuerst einen Jungen haben, da dieser dann auf seine kleine Schwester aufpassen konnte.

"Herr Hunter? Soll ich Sie jetzt zu Ihrer Tochter bringen?", sagte die Krankenschwester und riss mich somit aus meinen Gedanken.

"Ja. Bitte", sagte ich schnell und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Ich würde gleich meine und Lucys Tochter in den Armen halten können.
Und nachdem ich bei meiner Tochter war, würde ich sofort zu Lucy gehen und danach ihre Familie und Freunde anrufen, um sie auf den neusten Stand der Dinge zu bringen.

Ich folgte der Krankenschwester und meine Gedanken waren wie sonst immer bei Lucy.
Sie musste es schaffen.
Sie schafft es wieder ganz gesund zu werden.
Sie musste es einfach.
Für unsere Tochter und für mich.
Und für den Rest ihrer Familie und Freunde.

Unsere Tochter.
Sie hatte noch keinen Namen.
Lucy und ich hatten uns schon ein paar Gedanken über die Namen gemacht, welche wir in Betracht zogen, aber wir hatten uns noch nicht richtig festgelegt, welcher es nun werden sollte.
Und das wollte und konnte ich auch nicht ohne sie entscheiden.

Ich folgte der Krankenschwester in ein Zimmer, indem sich sehr viele Babykästen befanden.
Manche Babys schliefen, andere hatten ihre Augen offen.
Und eins von diesen ganzen Babys war meins und Lucys.
Allein bei dem Gedanken, dass es wenigstens der Kleinen gut ging breitete sich sofort eine Wärme in mir aus.
Und dann blieb die Krankenschwester schließlich vor einem Babykasten stehen, indem ein Baby lag, dass die Augen geschlossen hatte.

"I-ist das meine Tochter?", fragte ich die Krankenschwester.
"Ja das ist sie."
Sie nahm sie behutsam auf ihren Arm und gab sie mir dann vorsichtig.
Meine Tochter.
Sie öffnete ihre Augen und sah mich aus ihren blauen Augen an.
Sie war einfach perfekt.
Genauso wie Lucy.
Es war das schönste Gefühl was ich mir vorstellen konnte sie endlich in meinem Arm zu halten.
Ich beugte mich zu ihr und drückte ihr einen ganz leichten Kuss auf ihre Stirn.
"Ich liebe dich", flüsterte ich, nur dass sie es hören konnte.
"Und ich werde alles dafür tun, dass Dylan noch der Vampiranführer dir etwas antut.
Auch wenn es das letzte ist was ich tun werde, werde ich alles versuchen um deine Mama und dich zu beschützen."

*

Jetzt saß ich hier. Neben Lucy.
Es sah so aus, als würde sie friedlich schlafen.
Ich hielt ihre Hand und strich beruhigend darüber.
Bald würde sie hoffentlich wieder aufwachen.
Sie musste es einfach.
Für ihre Tochter und für mich.
Wir brauchten sie.
"Ich liebe dich", sagte ich nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag und küsste Lucy auf ihre Stirn.
Dann verließ ich das Zimmer und beschloss die anderen anzurufen.
Hunger hatte ich zum Glück noch nicht.
Also Hunger auf Blut natürlich.
Und müde war ich auch nicht, da Vampire ja eigentlich nicht schlafen mussten.
Nur zum duschen werde ich wohl nach Hause gehen müssen und meine Tochter und sie hierlassen müssen.

Ich rief zuerst bei ihren Eltern und ihrer Schwester an.
Ich berichtete ihnen alles, was der Arzt mir über diese Krankheit gesagt hatte.

"Oh Gott", sagte ihre Mutter und begann zu schluchzen.
"Wie geht es ihr?", fragte nun ihr Vater."
"Sie liegt im Koma. Also weiß ich nicht wie es ihr geht. Die Ärzte geben ihr momentan Medikamente und andere Dinge, sodass sie bald wieder aus dem Koma erwachen kann."
"Was ist mit dem Baby?", fragte Emily.
"Dem Baby geht es gut. Es ist ein Mädchen."
"Ich bin Tante", sagte Emily und ich konnte mir ihr Lächeln bildlich vorstellen.
Und das mochte ich so sehr an Lucys kleiner Schwester.
Sie war ein reiner Optimist und sah nur das positive in allem.
Emily weinte nicht und hatte keine Angst um Lucy, da sie wusste, dass diese Sorge unnötig war.
Sie glaubte fest daran, dass Lucy wieder aufwachen würde.
Und ich musste das auch tun.
Sie musste wieder aus dem Koma erwachen, aber vorher wieder gesund werden.
Den in einer Welt ohne Lucy konnte ich nicht leben.

Geliebt von einem Vampir Where stories live. Discover now