28.Kapitel

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*1 Woche später*

Eine Woche.
Eine ganze Woche lag sie schon im Koma.
Die Ärzte hatten ihr alle notwendigen Medikamente verabreicht, sodass sie jetzt aufwachen konnte.
Sie hatten sogar schon vor ein paar Tagen langsam die Narkose abgesetzt.
Doch trotzdem wollte sie einfach nicht aufwachen.
Ihr Herz schlug immernoch.
Ihre Lunge konnte wieder selbstständig atmen.
Alles war wieder geheilt und so wie früher.
Sie musste nur noch ihre Augen aufmachen.
Die Ärzte meinten, dass es jeden Moment so weit sein könnte, dass sie aufwachte und so saß ich fast den ganzen Tag über neben ihrem Bett und hielt ihre Hand und erzählte ihr von unserer Tochter, oder ich war bei unserer Tochter.

Die Kleine war nun schon eine Woche alt und an jedem Tag wuchs sie mir noch ein weiteres Stück an mein kaltes Herz.
Ich konnte mir einfach nicht mehr vorstellen ohne die beiden zu leben.

"Herr Hunter? Könnten Sie bitte kurz das Zimmer verlassen, da wir Ihre Frau jetzt nocheinmal kurz durchchecken. Sie können ja in dieser Zeit zu ihrer Tochter gehen", sagte eine große blonde Krankenschwester mit einem hübschen Lächeln zu mir.

"Ja mach ich", sagte ich, stand auf und machte mich auf dem Weg zu meiner Tochter.
Die Kleine war schon ganze 53 cm groß und wog 3900 Gramm.

Und ein paar Minuten später hielt ich meinen zweiten Engel dann in meinen Armen.
Sie strahlte mich aus ihren blauen Augen an.
Sie würde einmal ein wunderschönes Mädchen werden und ich musste gut auf sie aufpassen.

Ich legte meine Tochter wieder vorsichtig in ihr Bettchen und verließ dann kurz das Krankenhaus um kurz frische Luft zu schnappen.

Was war das?
Hinter einen Gebüsch schwebte ein rosafarberner Ballon rum, mit der Aufschrift 'DH'.
Dylan Hunter.
Waren aber auch meine Initialen.
Ich lief zum Gebüsch und nahm den rosafarbenen Ballon in meine Hand.
An dem Ballon hing unten eine kleine Karte.
Ich riss diese ab und öffnete sie.

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt deiner Tochter.
Ich weiß ein bisschen verspätet, aber besser als nie.
Halte sie noch so lange in deinen Armen wie du kannst, bevor ich sie dir wegnehme.
-D

Das ist das letzte was er tun wird.
Er wird meiner Tochter kein Haar krümmen und Lucy genauso wenig.
Auch wenn ich dafür den Vampiranführer aufsuchen musste und ihm erklären musste, dass unsere Tochter durch das Engelsblut in ihr gutartig war.
Nur dazu musste ich ihn erstmal finden und er musste mir Glauben schenken.
Was beides nicht so leicht war.
Obwohl ihn zu finden definitiv leichter war, da ich ihn einfach aufspüren konnte und er die meiste Zeit eigentlich in seinem Schloß in Frankreich war.
Jeder Vampir ging mindestens einmal in seinem Leben zum Vampiranführer, um sich dort eine Rune auftragen zu lassen.
Diese Rune leuchtete, wenn die Gefährtin eines Vampires geboren wurde und wenn man diese Rune berührte, bekam man angezeigt, wie sie hieß und wo sie wohnte.
Und wenn die Gefährtin eines Vampires verstarb, dann verblasste die Rune.
Ich wusste noch genau, wie es war, als ich zu dem großen Vampiranführer mit Dylan ging.

Flashback

Dylan und ich standen vor einer großen edlen Tür, in der Rubine und Smaragde eingelassen waren.
Wir warteten darauf, dass der Vampiranführer uns hereinließ und wir so unsere Rune bekamen.
Ich war schon etwas aufgeregt und fuhr mir durch meine dunkelblonden Haare.
"Wie kannst du nur so gelassen sein?", fragte ich meinen Bruder, der an einer Wand angelehnt stand.

"Ich bin es einfach. Machst du dir gleich in deine Hosen, Bruderherz?"
"Ach sei doch leise."
Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als die Tür geöffnet wurde.
Ein riesiger Saal befand sich hinter der Tür und ganz hinten auf einem Thron saß er.
Der Vampiranführer.
Alexander.

Wir traten vor seinen Thron und verbeugten uns.
"David und Dylan, richtig?", fragte er uns.
"Ja", sagten wir.
Er stand auf und reichte uns seine Hand.
"Ihr seid also hier um eure Prägungsrune zu bekommen?"
"Ja, dass sind wir Sir."

Eine kleine zierliche Frau brachte ein Tablett herein, auf dem sich ein Stift befand.
"Wer von euch möchte zuerst?"
"Ich", sagten wir beide gleichzeitig.
Alexander lachte.
Ich konnte nicht zulassen, dass Dylan zuerst seine Rune bekam, dann würde er unserer Eltern erzählen, dass ich ein Feigling war und meine Rune als zweites bekam.
Wir wollten immer die Besten sein.
Wir wollten unsere Eltern stolz machen.
Und dadurch entwickelte sich immer ein Kampf zwischen uns beiden.
"Nun, dann der Ältere, würde ich mal sagen", sagte Alexander und ich fing an zu lächeln.
Ich trat zu ihm und er nahm sich den Stift von dem Tablett.
Er setzte diesen an meinem Arm an und schon war es auch passiert.
Mein Arm hatte kurz gebrannt, dann war es aber auch schon vorbei.
Jetzt hatte ich meine Prägungsrune.
Jetzt musste ich sie nur noch finden.
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Und so bekam ich dann schließlich meine Prägungsrune.
Ich erinnerte mich noch genau daran, wie es war, als meine Prägungsrune leuchtete.

Flashback

Heute war ein ganz normaler Tag, wie jeder andere auch, dachte ich zumindest.
Ich wohnte schon seit über 70 Jahren in einem Haus am Wald.
Ich war 96 Jahre alt und trotzdem, sah man mir das nicht an.
Ich sah meine Prägungsrune an und schüttelte nur den Kopf.
In den ganzen letzten Jahren hatte sie kein einziges Mal geleuchtet.
Bei Dylan hatte sie das schon getan, doch seine Rune war schon verblasst.
Was ein Teil meiner Schuld war.
Damals, als ich ihm geholfen hatte sein Mädchen zu entführen, habe ich ihr ausversehen eine zu hohe Schlafdosis gegeben.

Ich fuhr meine Rune nach und fragte mich, wieso sie nicht leuchtete.
Ich zuckte aufeinmal zusammen, als sie in einem wunderschönen Blauton leuchtete.
Das hatte ich mir bestimmt nur eingebildet.
Ich sah noch einmal hin und tatsächlich, sie leuchtete immernoch.
Ich konnte meine Gefühle nicht beschreiben, als ich das sah.
Ich wollte am liebsten Luftsprünge machen.
Ich war bald endlich nicht mehr allein.
Ich legte meine Hand auf die Rune und aufeinmal erschien in meinem Kopf die Adresse des Mädchens, dass bei mir ganz in der Nähe wohnte und der Name.
Lucy Miller.
Ich musste schon mal nicht umziehen, was schon oft passiert war.
Ich würde sie gleich einmal besuchen gehen.
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Und so war das dann gewesen früher.
Ich war so glücklich über Lucys Geburt und bin dann sofort zu ihr ins Krankenhaus, da sie ja noch nicht zu Hause war.

Ich zerriss die Karte und ließ den Ballon in die Luft steigen.
Ich ging wieder zu Lucy und setzte mich auf den Stuhl neben ihrem Bett.
Dann umschloß ich ihre Hand mit meiner.
Auf einmal zuckte ihre Hand kurz und ich sah sie einfach nur an.
Wartete, ob ich mir das Zucken nicht nur eingebildet hatte.
Doch sie öffnete ihre Augen.
Ihre wunderschönen grünen Augen und sah mich fragend an.
Fragend?
Oh gott, sie darf sich nicht schon wieder nicht an mich erinnern.

Geliebt von einem Vampir Where stories live. Discover now