Tag 1.1

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Einer der Jungen gab Robin trockene Kleidung. Ein altes Hemd mit kurzen Ärmeln und eine gekürzte Militärhose.
Er fühlte sich seltsam in diesen Sachen.

Ein paar Jungen waren die ganze Zeit bei ihm und passten offenbar auf ihn auf. Sie stießen ihn weg, wenn er bestimmten Dingen zu nahe kam und zogen ihn mit sich, wenn er stehen blieb. Sie redeten die ganze Zeit miteinander, aber Robin verstand kein Wort.

Die gingen zu einem Zelt vor dem ganz viele Säcke mit allerlei Dingen standen, die Robin kannte. Diese Leute hatten die gesamte Lodge geplündert und nun wurden die Sachen von ein paar kleineren Jungen sortiert. Sie wirkten dürr und schwach. Trugen Lumpen und hatte große traurige Augen. Robin sah sie mitleidig an. Dieser Ort war grausam.

Ganz oben auf einem Haufen lag Robins Handy. Hier draußen gab es zwar keinen Empfang, aber wenn er fliehen konnte...

Unauffällig steckte er das Handy ein und folgte den anderen Jungen.
Sie brachten ihn zu einer Reihe provisorischer Zelte aus Plastikplanen. Darunter saßen jede Menge Jungen in Tarnkleidung und beschäftigten sich still. Alle warfen Robin missbilligende Blicke zu.

Der Junge, gegen den er gekämpft hatte, war ebenfalls da. Er hatte ein Veilchen und offenbar eine Beule, aber niemand kümmerte sich um seine Verletzungen. An dem Bauch hatte er dazu noch einen Bluterguss. Robin hatte Mitleid mit ihm und setzte sich kurzentschlossen neben ihm.

Wie sollte er dem Jungen sein Bedauern beibringen, wenn sie nicht die gleiche Sprache sprachen?
Er reichte dem Jungen die Hand. Der sah ihn verständnislos an, aber Robin bestand darauf und schließlich ergriff er sie. Robin sah den Jungen freundlich an und blickte dann bedauernd auf die Verletzungen.

Er wirkte immer noch etwas schwer von Begriff, aber langsam schien ihm ein Licht aufzugehen. Er klopfte Robin auf die Schulter.

»Du bist ein guter Kämpfer. Schwarzmesser wird dich mögen. Das weiß ich.« sagte er. Robin sah ihn ausdruckslos an. »Er versteht nicht.« meinte ein anderer Junge. »Das weiß ich selbst.« blaffte er »Ich kann ja trotzdem mit ihm reden.«
»Vielleicht kannst du ihm sagen, wie du heißt.« sagte der andere Junge. »Rotes Blut.« sagte der Junge zu Robin und deutete auf sich.»Weißer Tiger.« Er deutete auf Robin.
Er begriff und nickte. Wieder reichten sie sich die Hände. »Was für eine komische Geste.« rotes Blut schüttelte den Kopf.

»Ich bin toter Drache.« der andere Junge sprang zu Robin und zeigte auf sich »Toter Drache.« Robin nickte wieder. Diese beiden würden wohl so etwas, wie seine Freunde werden.

Ein Mann kam vorbei und musterte die Jungen skeptisch. Diese senkten die Köpfe und taten so, als wären sie mit sich selbst beschäftigt. Alle schauten nun bedrückt und traurig drein.

Robin war verwirrt. War dies eine Art den Respekt vor den Älteren zu zeigen?
Er schaute dem Mann nach, der zu einem anderen Zelt ging und dort einen Jungen herauszerrte.

Dieser schrie und zappelte. Sofort kamen ein paar Schaulustige herbei. Die Jungen blieben allesamt sitzen. Der Mann brüllte den Jungen an und warf ihn auf den Boden. Er trat nach ihm und schlug ihn mit dem Lauf seines Gewehres. Der Junge heulte und schrie.

Robin starrte entsetzt auf das Szenario. Unfähig sich abzuwenden. Die Jungen sahen alle bedrückt auf ihre Fingerspitzen.

»Armer schwarzer Fluss. Das alles nur, weil er sich etwas von dem Essen von Schwarzmessers Freunden geklaut hat.« »Da lernst du was draus. Beklaue niemals Schwarzmessers Leute. Du wirst auffliegen und es bitter bereuen.« sagte rotes Blut und warf einen Blick zu dem verprügelten Jungen.

Der weiße TigerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt