Tag 62

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Die Schüsse verklungen und das Schreien verstummte. Die Sonne ging auf und in den zartrosanen Himmel stieg Rauch auf. Schemenhaft zogen Wolken vorüber. Das Zeltlager war nur noch ein einziger Trümmerhaufen aus verbrannten Zelten, durchlöchertem Boden und blutigen Leichen, wohin man auch blickte.

Schwarzmesser hatte gewonnen. Seine Männer staksten durchs Lager und sammelten alle Lebenden ein, um sie, wenn sie es noch nicht waren, zu rekrutieren.

Robin lag halbbegraben unter ein paar verkohlten Holzbalken neben dem Brunnen und atmete schwer. Seine Lunge war von dem ganzen Rauch angegriffen und er war erschöpft und sein Körper völlig war ausgelaugt.

Schritte näherten sich und verstummten wenige Meter vor ihm. er spürte einen prüfenden Blick auf sich, doch er war zu müde um sich zu rühren.

»Bist du tot?« fragte blutige Klinge. Seufzend schüttelte er den Kopf. »Dann steh auf. Schwarzmesser erwartet uns bei der Mine. Er will uns neu sortieren und die neuen Rekruten einweihen, also aufstehen, du Faulpelz.«

Mühsam schob Robin die Balken beiseite und richtete sich auf.

Blutige Klinge stand immer noch da. Er sah nicht gerade gut aus. Sein eines Auge war völlig zu geschwollen, er blutete am Arm und am rechten Beine hatte er eine Verletzung, die offenbar von einer Kugel kam, die ihn gestreift hatte.

Blutige Klinge bemerkte Robins Blick und grinste geradezu stolz. »Das werden schöne Narben. Du wirst schon sehen. Eines Tages habe ich einen genauso bedeutungsvollen Namen wie Schwarzmesser.« meinte er und drehte sich um.

Mit weichen Knien stand Robin auf und folgte ihm langsam. Er vermied jeden Blick zu den herumliegenden Leichen. Sie stanken schon jetzt schrecklich süßlich und ihre Anwesenheit machte Robin Angst.

Er dachte an rotes Blut, der auch irgendwo hier herum lag und vor sich hin stank. Der Gedanke tat ihm im Herzen weh und er ging schon wieder fast an zu weinen. Aber vor blutige Klinge würde er nicht heulen. Diese Blöße gab er sich nicht.

Auf dem Platz vor der Mine stapelten sie Männer die Leichen und schleppten unversehrtes Holz heran, um sie verbrennen zu können. Ein paar Benzinkanister standen ebenfalls bereit.

Schwarzmesser saß auf einen Plastikklappstuhl und feierte seinen Sieg. Er grinste breit über das ganze Gesicht und trank aus einem dampfenden Becher.

Die neuen Rekruten hockten eingeschüchtert auf dem Boden und starrten ängstlich in die Gesichter der Männer, die ihre Waffen auf sie richteten.

Der Junge, der sich vor Robin ergeben hatte, war auch dabei. Er klammerte sich an einen älteren Jungen und weinte. Seine Augen waren schon ganz verquollen. Dem Jungen ging das Gejammer offenbar sehr auf die Nerven, denn er versuchte sich mehrfach von dem anderen zu befreien.

Robin stellte sich neben blutige Klinge zu den anderen. Sie waren vielleicht noch zwanzig Jungen und allesamt leicht oder schwerer verletzt.

Robin hatte am wenigsten Schrammen, aber am meisten blaue Flecke.
Einem Jungen steckte eine Kugel noch im Arm. Er zitterte am ganzen Körper und seine Haut war schweißnass, dennoch hielt er sich auf beiden Beinen.

Schwarzmesser hatte den Becher geleert und kam nun zu seinen Feuerkindern.

»Gute Arbeit, Jungs. Dank euch, ist die Mine wieder unser. Einige haben dafür ihr Leben gelassen, aber der Schaden wird beglichen, denn wir haben ja auch gleich schon ein paar neue Kinder in unserer Obhut.« er winkte den Gefangenen und ein Mann stieß einen Jungen an. Der stand auf

Der weiße TigerWhere stories live. Discover now