Tag 43

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Die Sonne brannte erbarmungslos auf die Karawane aus Jungen, Männern und Autos. Sie zogen flussabwärts Richtung Süden.

Schwarzmesser und seine engsten Vertrauten fuhren mit den Autos voraus. Der Rest musste laufen. Schon seit Stunden waren sie unterwegs und Robin schmerzte jeder Zentimeter seines ohnehin schon geschundenen Körpers. Er schleppte sich unmotiviert voran und war kurz davor zusammenzubrechen. Er musste einen Rucksack mit Decken und Plastikgeschirr tragen. Er war nicht sehr schwer, aber groß und sperrig und brachte Robin ordentlich zum Schwitzen.

Der Weg führte sie weg vom Fluss und Richtung Busch allerdings von einer anderen Seite, als sie vorher gewesen waren. In der Ferne schlichen ein paar braune Schatten durch das kniehohe Gras. Bis auf die Gespräche von Schwarzmessers Vertrauten sprach niemand ein Wort. Ab und zu muckste ein Junge auf, doch Worte kamen aus keinem Mund.

Robins trockene Lippe platzte auf und sein eigenes Blut lief ihm in einer dünnen Linie das Kinn hinunter. Er leckte sich über die Lippen, aber Blut stillte seinen Durst nicht.

Vor ihm torkelten zwei Jungen hin und her. Der eine stützte sich auf den anderen und schien kurz vor einem Zusammenbruch.

Plötzlich stolperte er und verschwand im trockenen Gras. Der andere Junge rief entsetzt seinen Namen.

»Grauer Löwe! Grauer Löwe!« Einer der Männer kam hinzu. Inzwischen waren einige Jungen stehen geblieben. Die Autos fuhren weiter.

»Lass ihn liegen. Er hat nicht mehr lange. Die Hyänen lauern.« »Aber...« wollte der Junge protestieren. Der Mann verpasste ihm einen harten Schlag auf den Hinterkopf.

»Weiter jetzt.« befahl der Mann und ging wieder los. Unbeteiligt trotteten die Jungen weiter. Der Freund von grauer Löwe blieb noch einen Moment entsetzt stehen und wurde dann von einem anderen mitgezogen.

Sie waren schon weit gekommen, als aus Richtung Norden ein Schrei ertönte, der bei Robin geradezu einen Herzstillstand herauf beschwörte. Alle drehten sich um und der Freund begann zu schreien und wollte zurück laufen. Robin stellte ihm ein Bein, ehe er entkommen konnte.

Toter Drache warf sich auf ihn und drückte ihn zu Boden. »Weißer Tiger du Verräter! Lass mich sofort los, toter Drache.« schrie der Junge und wehrte sich stark.

»Hör sofort auf. Wir haben dir gerade das Leben gerettet.« knurrte toter Drache und verpasste dem Jungen einen Schlag gegen den Hals. Er schnappte röchelnd nach Luft und beruhigte sich. Würgend wurde er von toter Drache auf die Beine gezogen.

Robin und die anderen standen angespannt nicht weit entfernt und bissen sich auf die Zungen. Die Schreie waren bereits verstummt und die Rufe der Hyänen ertönten.

»Sie werden uns verfolgen und auf weitere Beute hoffen.« rotes Blut trat an Robins Seite und warf einen besorgten Blick nach Norden.
Robin nickte nur und folgte den anderen, die bereits weiter gegangen waren.

Den Busch hatten sie fast erreicht und es begann zu dämmern. In einer Grube umrundetet von knorrigen Bäumen machten sie Halt und errichteten ein provisorisches Lager.

Die Jungen mussten im Freien auf dem harten, staubigen Boden schlafen.
Alle bekamen eine halbe Ration und einen Schluck Wasser, dann suchte sich jeder eine ansatzweise angenehme Position für die Nacht und versuchte die Dunkelheit zu überstehen.

Das Rufen und Schnüffeln war klar und deutlich zu hören. Die Wachen positionierten sich rund um die Grube zwischen den Bäumen.

Robin lehnte sich gegen einen umgestürzten Baum am Rand der Grube.

Der weiße TigerWhere stories live. Discover now