III. KiSs LiKe ThE SuN

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"Here comes the sun, and I say
It's allright."

-Beatles

Meine Füße tragen mich die wenigen Meter zu dem Mann, der mir noch immer ein Gefühl von Vertrautheit und Akzeptanz gibt. Er sieht mich, durchdringt meinen inneren Schutzpanzer mühelos, sodass nichts vor ihm verborgen bleibt.

Ich habe die Zeichen nicht erkannt. Nicht sofort jedenfalls. Doch jetzt bin ich mir sicher, ich sehe es in seinem Blick. Das Verlangen darin, er schreit es mir förmlich zu.
'Wollte er mich von Anfang an auf diese Weise?'

Es macht mir Angst, steigert mein vorherrschendes inneres Bedürfnis auf der Stelle kehrt zu machen und aus diesem goldenen Käfig zu türmen. Doch ich tue es nicht, handle erneut widersprüchlich.

Ich muss zugeben, dass ich nach meiner schockierenden Erkenntnis den Gedanken an Magnus verdrängt habe. Erst als er sich mit der rothaarigen Schönheit direkt vor meinen Augen vergnügt hat, war ihm meine volle Aufmerksamkeit wieder sicher.

Im Gegenzug dafür schenkt er mir nun die seine. Für keinen Augenblick lässt er mich aus den Augen, mustert jede meiner Bewegungen. Ich zwinge mich dazu, den Blick auf seinen Körper nicht weiter abwärts schweifen zu lassen, auch wenn sich das auf Dauer wohl nicht vermeiden lassen wird.

Magnus ist der erste Mann, den ich selbst als Erwachsener vollkommen nackt sehe. Es verwirrt und beschämt mich zugleich, dieser Situation wie ein Tölpel gegenüber zu stehen. Andererseits ist es wohl dieser ganzen prekären Situation geschuldet, dass ich damit ausnahmslos überfordert bin.

Unschlüssig setze ich mich auf den flachen Futon, löse dabei meine Hand aus dem Griff der hübschen Fremden. Der Stoff unter mir ist samtig und warm, ein klarer Kontrast zu meinem ausgekühlten Körper. Ich bin mir sicher der Einzige zu sein, der hier infolge mangelnder heißer Gedanken friert.

Mit deutlichem Unbehagen vernehme ich lustvolle Geräusche hinter den Raumteilern und frage mich, ob einige von ihnen Grace zuzuschreiben sind.
'Wer ist es, der sie gerade berührt? Ein Mann, eine Frau, beide? Was fühlt sie dabei? Denkt sie währenddessen auch nur eine Sekunde an mich, wie es mir mit der ganzen Sache geht?'
Vermutlich nicht.

Ich bin kein Idiot. Grace hat ihre eigenen Bedürfnisse über Anstand und gegenseitigen Respekt gestellt und gibt mir damit genügend Gründe unsere Beziehung zu hinterfragen. Mir graut es vor einer klaren Aussprache, denn ich weiß, dass es dann kein Zurück mehr gibt.

'Unsere Beziehung plätschert doch nur noch so dahin.', waren ihre Worte gewesen. Im Grunde ist es die schonungslose Wahrheit, die ich mir so nicht eingestehen wollte. Zwar ist mir die körperliche Distanz zwischen uns nicht entgangen, wohl aber die zwischenmenschliche.

Grace hat sich von mir entfernt.
'Wie lange ist sie schon unglücklich und hat vielleicht über eine Trennung nachgedacht? Acht Jahre einfach so hinter sich lassen? Kann man das, will man das? Wieder Single sein, allein leben und sich erneut auf die Suche nach einem Menschen begeben, der einen blind versteht und bedingungslos liebt. Jemanden finden, der einen nicht hinterrücks auf eine Sexparty schleift.'

So viele Fragen schwirren in meinem Kopf herum, auf die ich heute ganz sicher keine Antwort mehr bekommen werde.

Zierliche Finger streichen durch meine Haare, erlösen mich aus der quälenden und grüblerischen Starre. Die hübsche Rothaarige lehnt sich gegen Magnus' Oberkörper, während sie sich jedes Detail meines Leibs einprägt.

Ich habe mich nie für meinen Körper geschämt und eigentlich brauche ich das auch nicht. Doch jetzt hier vor Magnus und ihr, halb nackt vor zwei fremden Menschen, die intim mit mir werden möchten. Wenn es denn so ist. Vielleicht wollen sie auch nur, dass ich zusehe. So deutlich wurde das gerade nicht.

Color Palette 🌈 (🔞)Where stories live. Discover now