XIII. ThE GuArDiAn Of OuR ChAiNs - Part II

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"Stay strong you beautiful dreamer. You have nothing to lose but your chains."

                                                                                                                                                            -Unknown

"Bist du dir sicher? Das wird alles verändern."
"Ich weiß. Ich denke, das ist gut so. Viel zu lange habe ich in meiner eigenen Blase gelebt und den Blick für die wichtigen Dinge verloren. Auch den für Grace. Ich hielt sie für selbstverständlich, dabei sollte kein Mensch auf dieser Welt so gesehen werden.
Immer wieder haben wir uns gegenseitig verletzt, oft auch nur durch Ignoranz. Das muss endlich aufhören", gestehe ich Stephen, als wir vor meinem Zuhause parken.

Ein kleines Mädchen malt unbeschwert mit farbigen Kreidestiften bunte Kunstwerke auf die Treppenstufen. Für mich eine willkommene Abwechslung zu dem öden Grau. Mrs. Rouse aus dem vierten Stock wird sicher wieder fuchsteufelswild werden, wenn sie dieses expressionistische Meisterwerk sieht.

Ich habe mich hier immer wohl gefühlt. Die Wohngegend ist ruhig, aber dennoch zentral gelegen. Meine Nachbarn waren Grace und mir gegenüber stets freundlich, wenn auch überwiegend distanziert. Niemand möchte hier einem was Böses. Was bleibt, ist ein friedliches Miteinander.

Das Apartment haben Grace und ich erst nach langer Recherche und dutzenden Wohnungsbesichtigungen gefunden. Natürlich waren wir nicht das einzige Pärchen, welches ein Auge auf diese Immobilie geworfen hatte. Letztlich war es Grace' Charme und Verhandlungsgeschick, das den Vermieter überzeugt hatte, sich für uns zu entscheiden.

Das alles scheint mir nun eine Ewigkeit her zu sein. Wenn ich heute diese Wohnung betrete, sehe ich zwei Menschen, die sich in den letzten Jahren miteinander arrangiert haben und in einer Partnerschaft gefangen waren, aus der sie sich selbst nicht befreien konnten.

Niemand von uns beiden war wirklich vollends glücklich. So viel weiß ich jetzt. Unser Alltag war eher wie eine geradlinige Wanderung, entlang eines bepflasterten Pfades. Kein saftiges Gras, keine Kurven oder verschlungenen Pfade, nichts Neues, was es zu entdecken galt.

Natürlich weiß man, dass sich mit der Zeit unwillkürlich die Routine einschleicht, doch darf sie nicht unser Leben bestimmen. Hin und wieder brauchen wir kleine Hügel und Schluchten, um die gemeinsamen Momente im Leben wertschätzen zu können.

Früher hatte ich andere Vorstellungen von unserem Zusammenleben, ehe ich irgendwann aufhörte darüber nachzudenken und darauf zu warten, dass irgendetwas passierte. Etwas, dass mein Leben maßgeblich veränderte.

So sehr ich den Gedanken an Familie und Kinder auch zu verdrängen versuchte, er schlich sich immer wieder in meinen Kopf.
Ich wollte Leben in meinem Zuhause, Leben, das Grace und ich schufen. Ein kleines Mädchen, in einem blauen Prinzessinnenkleid, das hüpfend durch den Flur tapst. Ihr großer Bruder, der beschützend über sie wacht, der sie tröstet, wenn sie fällt und ihr die Hand reicht, um wieder aufzustehen.

Eine naive Vorstellung von mir, habe ich doch bereitwillig auf diese mögliche Zukunft verzichtet. Grace zuliebe. 'Wie könnte ich ihr das jetzt zum Vorwurf machen?' Ich bin derjenige der nicht ehrlich war, der nicht aufrichtig zu sich selbst gewesen ist. 'Weshalb kommen mir gerade jetzt wieder diese Gedanken in den Sinn?'

'Suche ich bloß nach Gründen, die das Fundament meiner Entscheidung stützen. Was soll ich sagen?'
Mit Anfang dreißig stehe ich nun vor den Trümmern meiner Beziehung und mir ist einfach nur zum Heulen zumute. Damals war ich guter Hoffnung, dass die Verbindung mit Grace ein ganzes Leben bestehen würde. Jedoch will man nicht wahrhaben, dass diese Möglichkeit nur eine von vielen ist.

Color Palette 🌈 (🔞)Where stories live. Discover now