IX. ThE PoWeR Of OuR ThOuGhTs Part II

1.8K 184 371
                                    

"The universe doesn't give you what you ask for with your thoughts;
it gives you what you demand with your actions."


                                                                                                                -Steve Maraboli


Kaum dass wir in Stephens Auto sitzen, prasseln dutzende Wassermurmeln vom Himmel, die schon seit etlichen Stunden auf ihren Auftritt warten. Trommelnd schlagen sie gegen die Fensterscheiben, stimmen dabei ihr ganz eigenes melodisches Konzert an.

Gedankenverloren bestaune ich dieses Schauspiel, lehne mit dem Kopf an der kühlen Scheibe und genieße das sanfte Schuckeln, dass die kleinen Unebenheiten der Fahrbahn mit sich bringen. Im Radio läuft ein melancholischer Song aus den Charts, die der Theatralik dieses Moments noch die Krone aufsetzt. Dieser Tag hat mich schon jetzt einiges an Nerven gekostet und ich fürchte, dass ich für heute noch nicht aus dem Schneider bin...

"Was soll ich uns heute Abend kochen? Hast du auf etwas Bestimmtes Lust?", durchbricht Stephen meinen Gedankenwall und holt mich in die Gegenwart zurück. Ich bin froh, dennoch mit einem halben Ohr zugehört zu haben und jetzt nicht unhöflich zu erscheinen.

"Seit wann kochst du so gern?", hake ich mit kratziger Stimme nach und räuspere mich unweigerlich.
"Schon seit geraumer Zeit. Es entspannt mich. Oft lohnt es sich zwar kaum für mich allein und vieles landet letztlich im Froster, aber dafür gibt es mir ein gutes Gefühl. Zudem kann ich schon mal üben, falls ich irgendwann für meine zukünftige Ehefrau kochen muss", erklärt er mir euphorisch und lächelt dabei sanftmütig, während seine Konzentration weiterhin dem Verkehr gilt.

"Du willst heiraten?", frage ich überrascht und versuche mich zu entsinnen, ob dieses Thema je bei mir und Stephen zur Sprache kam. Zumeist geht man davon aus, wofür sich der andere entscheiden würde, weil man ihn schon eine halbe Ewigkeit kennt. Doch sicher kann man sich wohl nie sein, solange man nicht offen danach fragt.

"Irgendwann, wenn die Richtige vor meiner Tür steht... Ja, natürlich", bejaht Stephen entschlossen.
Grace wollte nie heiraten, geschweige denn Kinder bekommen. Am Anfang unserer Beziehung hat mich der Gedanke stark abgeschreckt, doch Grace war nicht der einzige Mensch in meinem Leben, von dem ich das hörte. Viele änderten mit den Jahren ihre Meinung darüber, wünschten sich dann doch Sesshaftigkeit und eine Familie, setzten Wurzeln und schufen neues Leben.

Ich war Anfang zwanzig und gutgläubig. Vielleicht würde auch Grace eines Tages ihre Meinung ändern, dachte ich. Doch dem war nicht so. Jedes Mal, wenn ich das Thema auch nur wage in diese Richtung lenkte, wechselte sie abrupt das Thema. Für mich das eindeutige Zeichen, es endlich ruhen zu lassen.

Ich hatte mich damit abgefunden, wollte doch eigentlich nur Grace glücklich sehen. Und wenn eine Heirat und eine Familie dazu führten, dass ich ihr Wesen verändere und sie dadurch unglücklich wird, verzichte ich schweren Herzens darauf. Für mich war es das wert, wenn ich dadurch Grace halten konnte.

'Doch kann ich das jetzt auch noch? Was ist, wenn ich bereits auf mehr als Familie und Ehe verzichtet habe?'
Es muss noch etwas gegeben haben... Etwas, dass mich daran gehindert hat, mein persönliches Glück zu finden.

Denn immer wieder gab es diese kleinen Momente, in denen ich eine tiefe Traurigkeit und Leere verspürt habe, dessen Ursprung ich einfach nicht festmachen konnte. Ich behielt diese Gedanken für mich. Sie verschwanden dadurch nicht, lauerten stattdessen ununterbrochen nahe der Oberfläche.

"Du wirst die Richtige finden, da bin ich mir ganz sicher", erwidere ich gegenüber Stephen zuversichtlich. Er ist ein toller Kerl.
Wir kommen auf einem großen Parkplatz zum Stehen und der Motor verstummt augenblicklich. Die riesige Einkaufshalle vor uns ist nur verschwommen zu erkennen, denn noch immer regnet es in Strömen.

Color Palette 🌈 (🔞)Where stories live. Discover now