XI. WiCkEd IllUsIoN

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"Illusion is always based on reality, for its strength depends upon fears, desires and experiences of countless humans."

                                                                                                                                                                   -John P. Grier


Wider Erwarten bringt mir die Nacht einen tiefen und erholsamen Schlaf. Es ist erneut der Gedanke an Magnus, mit dem ich ins Land der Träume gesegelt bin. Doch dieses Mal war der Schleier dieser anderen Welt so undurchsichtig für mich, dass ich mich an nichts erinnern kann.

'Wir träumen jede Nacht, so heißt es doch?'
Ich frage mich, was unser Unbewusstsein alles vor uns zurückhält. 'Wonach entscheidet es, ob wir uns an das Geträumte erinnern? Ist es Willkür oder steckt ein ausgeklügelter Plan dahinter?' Schon seit Ewigkeiten stelle ich mir diese Fragen, auf die ich wohl nie eine Antwort bekommen werde. Mittlerweile bin ich es gewohnt.

Stephen schläft noch, als ich mich endlich dazu durchringe, das Grübeln für kurze Zeit ruhen zu lassen und aufzustehen. Ich wähle wieder frostig und kurz für meine morgendliche Dusche, statt wohltuend und warm. Denn sobald ich mich zu entspannen scheine, kann ich die darauffolgenden Bilder und Gedanken in meinem Kopf nicht mehr stoppen. Sie gewinnen die Oberhand, lenken mich und geben mir das unschöne Gefühl, ihnen hilflos ausgeliefert zu sein.

Gestern Abend gab es wieder einen dieser Momente. 'Was habe ich mir nur gedacht?' Richtig. Ich habe nur an IHN gedacht. Mein Körper hat mit unbändigem Verlangen reagiert und letztlich die Zügel in die Hand genommen.

Nach all den Jahren ist man sich ziemlich sicher, seinen Körper zu kennen, weiß, was ihm gefällt und Lust bereitet. Doch es gibt offenbar auch Punkte, die von uns nie die gewünschte Aufmerksamkeit bekommen, bis wir förmlich darauf gestoßen werden und ein Gefühl erleben, das derart intensiv ist, dass es uns nicht mehr loslässt.

Ich sollte mich nicht dafür schämen, meinen Körper zu erkunden und ihm ein wenig Entspannung zu gönnen. Wohlmöglich sind es eher die Fantasien in meinem Kopf, die ich nicht gutheißen kann, wenn ich weiterhin in einer heterosexuellen Partnerschaft leben will. Sofern ich mich dafür entscheiden sollte.

Ich verlasse Stephens Wohnung mit gemischten Gefühlen und mache mich fußläufig auf den Weg zum nahegelegensten Bäcker.
Wie versprochen, übernehme ich heute die Zubereitung des Frühstücks.
Grace hat sich an den Wochenenden zumeist um das Frühstück gekümmert, da ich an diesen beiden Tagen regelrecht zum Langschläfer mutierte.

Für mich unverständlich, stellte sie sich auch am Wochenende einen Wecker. Wenn ihr mich fragt, zu einer unmenschlichen Zeit. Grace wollte das Maximum aus einem Tag herausholen, erklärte sie mir und verstand nicht, dass ich stattdessen einfach nur entspannen und mich von der Arbeitswoche erholen wollte.

Es sind Kleinigkeiten unserer Beziehung, die mir jetzt nach und nach in den Sinn kommen. Ich wäge ab, das Für und Wider uns noch eine Chance zu geben. 'Kann ich vergessen, dass sie mich derart hintergangen hat, dass sie Schweigen und das Durchsetzen ihrer eigenen Sehnsüchte über ein ehrliches und klärendes Gespräch mit mir gestellt hat? Wir hätten daran arbeiten können, gemeinsam.

Während sie körperliche Wärme bei einer Gruppe Fremder gefunden hat, habe ich sie durch Magnus erlebt. Grace bereut, ich nicht. 'Wie könnte ich diese unglaubliche Erfahrung jemals ungeschehen machen wollen?'

Grace wird es nicht verstehen. Sie wird verleugnen und versuchen, es zu ignorieren, dass ich Sex mit einem Mann hatte. Ein Ausrutscher, nichts weiter. 'Doch das war es nicht, oder? Ich habe mich bewusst dazu entschieden. Ist es nicht so?'

Color Palette 🌈 (🔞)Where stories live. Discover now