Kapitel 1

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POV Yumeku
Es ist kalt, mein ganzer Körper bebt vor Kälte. Kalte Regentropfen benetzen mein Gesicht und jeder Windstoß bringt meine Zähne zum klappern. Ein erbärmliches Leben, im Schatten einer unberührten Seitengasse zu sitzen und sich den Kältetod zu holen. Aber lieber erfriere ich als zurück in dieses Heim zu müssen...
Seit meinem Ausbruch aus dieser schöngeschriebenen Folterkammer vor nicht ganz zwei Jahren, lebe ich ohne irgendetwas zu besitzen auf der Straße. Normale Menschen wären traurig, enttäuscht, wütend oder verzweifelt wenn sie ohne Anhaltspunkte auf der Straße leben müssten, ich jedoch empfinde in dieser Hinsicht keinerlei Emotionen. Das einzige was ich gerade spüre ist diese beißende Kälte, die meinen Körper von außen zerfrisst .
Nach und nach merke ich, wie meine Augenlieder schwerer werden, und das nicht aus Müdigkeit sondern wegen der mangelnden Kraft meines Körpers. Als ich gerade befürchte wirklich der Kälte erlegen zu sein, höre ich aufeinmal näherkommende Schritte. Direkt vor mir verstummen die Schritte und ich hebe meinen Kopf um die Person vor mir betrachten zu können. Es ist ein junger, gutaussehender Mann, er hat dunkle zerzauste Haare und einen kalten Gesichtsausdruck. "Du holst dir hier draußen den Tod kleiner." höre ich die rauchig tiefe aber zugleich sanfte Stimme des Fremden. Ohne zu antworten, lege ich meinen Kopf wieder auf meine angezogenen Knie und schlinge meine Arme um meine Beine. Plötzlich spüre ich eine warme Berührung, welche mein Kinn nach oben zieht und mich dadurch zwingt aufzusehen. "Es ist ziemlich unhöflich jemanden zu ignorieren der mit einem spricht" raunt der Mann in meine Richtung. Irgendetwas an ihm sagt mir ich sollte Angst vor diesem kalten Gesichtsausdruck und der herrischen Stimme haben, aber die Neugierde in mir ist längst entfacht. Er scheint kurz zu überlegen, doch dann steht er langsam auf und streckt mir seine Hand entgegen: "Du wirst mit zu mir kommen, ich will nicht der Verantwortliche für deinen Tod sein weil ich dich erfrieren lasse." als ich weder auf seine Hand noch auf seine Worte reagiere, werde ich etwas grob am Arm auf meine zitternden Beine gezogen. Ein erschrockenes aufkeuchen kann ich mir dabei nicht unterdrücken und auf dem Gesicht des nun noch größer wirkenden Mannes, welcher mich um mehr als einen Kopf übertüncht bildet sich ein zufriedenes Lächeln. Ohne weitere Worte zieht er mich aus der Gasse in der ich gerade noch bereit war zu sterben und vor uns an der Straße hält ein auffällig teurer schwarzer Wagen. "Steig ein" wird mir etwas barsch befohlen und ich begebe mich ohne weitere Widerworte in den Wagen. Auch der Typ steigt nun ein und das Auto beginnt zu fahren. Nach einigen Minuten höre ich ein Handy klingeln und der noch immer unbekannte Mann nimmt den Anruf an. "ja?" ..." ich bin auf dem Weg, aber es gab eine kleine Komplikation" ... "natürlich, was denkst du von mir?"
... "bin in 15 Minuen da. Bye" er legt auf und hat wohl meinen beobachtenden Blick bemerkt. "ist etwas nicht in Ordnung?" schnell schüttle ich den Kopf und wende meinen Blick ab. "Oh tut mir leid, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Lukas Clans, aber  nenn mich einfach Luke" nachdem Luke sich bei mir vorgestellt hat nicke ich einmal kurz und gehe nicht weiter darauf ein. "Willst du mir auch deinen Namen sagen?" fragt mich Luke mit hochgezogenen Augenbrauen. "Yumi" sage ich kurz und sehe sofort wieder zu Boden. "Hast du auch einen Nachnamen?" hakt Luke nach. Ein Schulterzucken meiner seits. "Naja wirklich gesprächig bist du ja nicht." erwiedert er auf meine Wortkargheit.
Nach einigen Minuten Fahrt bleibt der Wagen stehen und als wir aussteigen, baut sich ein riesiges Gebäude vor uns auf. Ohne ein Wort zu sagen läuft Luke auf das Hochhaus zu und deutet mir ihm zu folgen. Ich frage mich warum Luke jemanden wie mich überhaupt mitgenommen hat, ist es ihm denn nicht peinlich mit jemandem der aussieht wie ich durch die Gegend zu laufen? Wie es scheint hat er meine Nachdenklichkeit bemerkt und wendet sich nun wieder an mich. "Nun schau nicht so und beeil dich ein bisschen" Wir betreten einen großen Fahrstuhl und Luke drückt den Knopf mit der Zahl 23 drauf.
In mir kommt ein mulmiges Gefühl auf als sich der Aufzug in Bewegung setzt. Plötzlich kriege ich panische Angst und mein Körper beginnt stark zu zittern. Oh man bitte nicht jetzt eine Panikattacke..
Auf einmal schießen mir wieder die Bilder des Heims durch den Kopf: jeden Tag aufs neue wurde ich an den Beinen in einen kalten Aufzug gezerrt und achtungslos zu Boden geworfen. Grob wurde ich tagtäglich zu den Versuchslaboren gebracht, jeden Tag wurden mir nach der Fahrt mit dem Aufzug die grässlichsten schmerzen zugeführt. Kein flehen, kein Betteln, kein schlagen oder treten brachte etwas. Die erbarmungslosen Hände der Ärzte spritzten mir nur Beruhigungsmittel und ketteten mich an eine Liege. Mit Skalpellen und Messern wurde ich ohne Betäubung aufgeschlitzt und unsauber zusammen geflickt.
doch jetzt..

Floating boyWhere stories live. Discover now