57. Kapitel

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Genervt stieß ich die Autotür meines Wagens zu, denn ich ausnahmsweise mal voll getankt hatte.

Heute morgen hatte ich meine drei Wecker verschlafen und wurde dementsprechend nicht von Aiden mitgenommen.
Dagegen hatte ich zwar nichts einzuwenden, aber dafür war ich nun schon über zwanzig Minuten zu spät und das nur wegen meines bescheuerten Handys, dass meine Wecker nicht klingeln lassen wollte.

Mit schnellen Schritten eilte ich über den Parkplatz und steuerte auf die Eingangstür unserer Schule zu.

Leider musste mir der Himmel abermals einen Streich spielen, worauf ich auf eine der Stufen, die hoch zum Eingang führten, stolperte.

Dabei fiel mir mein Biohefter aus der Hand, denn ich beim Laufen schonmal heraus gekramt hatte, sodass sich der Inhalt nun auf dem Boden entleerte.

Warum musste ich die Blätter denn auch nie einheften?

Mit einem genervten Stöhnen fing ich an das Papier zusammen zu kramen, aber merkte auf einmal wie sich eine Person neben mich hockte.
Verwundert schaute ich auf und konnte nun in zwei hellbraune Augen blicken.

Es war ein Junge, der ein freundliches Lächeln im Gesicht hatte und mir einen Stapel meiner Notizen aus dem Biounterricht hinhielt.

„Danke", murmelte ich nur leise und nahm ihm die Blätter aus der Hand und stopfte sie zurück in den Ordner.
„Ich bin übrigens Jonathan", sagte er dann worauf ich meinen Blick wieder auf ihn richtete

„Kylie", antworte ich nur knapp und schenkte ihm ein kurzes Lächeln.
Dann drehte ich mich von ihm weg und lief durch den Eingang unserer Schule.

Ich hatte jetzt keine Lust mich mit irgendeinem Jungen zu unterhalten, der mir was von seinen Sporterfolgen erzählen wollte.
Dazu könnte ich auch einfach meine Brüder fragen.
Die würden genau das Gleiche hervorbringen.



Die zwei Biostunden konnte ich einigermaßen überstehen. Zwar fiel ich durch das Gelabers meines Lehrer ab und zu in einen Sekundenschlaf, aber überlebte sie dafür.

Nun trottete ich langsam in die Cafeteria, um dort nach meiner besten Freundin Ausschau zu halten.

Entdecken konnte ich sie zwar nicht aber dafür jemand anders.

Oder eher gesagt ein paar andere.

An dem hintersten Tisch in der Ecke saß Angelo zusammen mit seinem Bruder.
Neben den beiden hatte sich der braunhaarige Junge hingepflanzt, der mir heute morgen beim Aufsammeln der Papiere geholfen hatte.

Neben ihm oder besser gesagt neben Angelo saß ein ebenfalls braunhaariges Mädchen, was ihren Arm auf seine Schulter gelegt hatte und ihm leise was ins Ohr flüsterte.

Anschließend lief ein kleines Lächeln über ihre Lippen und sie probierte mit ihm den Blickkontakt aufzunehmen.
Angelos Augen dagegen waren aber anderer Meinung, denn sie schwirrten nur durch die Cafeteria, als würden sie jemanden suchen bis sie schließlich bei mir hängen blieben.

Ich konnte sehen, wie er mich fixierte und sich dann langsam von seinem Platz erhob.
Das Mädchen neben ihm, was wahrscheinlich Scarlett war, hatte mich nun ebenfalls bemerkt.

Ich konnte sehen, wie sich ihre Stirn in Falten legten und sie entschlossen Angelos Handgelenk packte.

„Da bist du ja endlich?", ertönte auf einmal eine Mädchenstimme hinter mir und im nächsten Moment spürte ich einen Arm auf meiner Schulter.

Erschrocken fuhr ich herum und konnte nun in die Augen von Cara blicken, die mich neugierig anschauten.
„Ich hab dir was zu essen mitgebracht", sagte sie und drückte mir die Tüte mit den belegten Brötchen in die Hand.

Angelo | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt