69. Kapitel

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Nervös fummelte ich an dem Ärmel meines schwarzen Kleides herum.
Es war Samstag Nachmittag und ich saß zusammen mit meinen Brüdern, die einen schwarzen Anzug trugen auf der Rückbank unseres Autos, dass auf dem Weg zur Beerdigung war.

Ich hatte meinen Kopf etwas an die Fensterscheibe gelehnt und probiert mich etwas durch die vorbeiziehende Landschaft abzulenken, damit die Trauer in mir etwas verschwand.

Aber bringen tat es rein gar nichts, je mehr wir uns dem Friedhof näherten, desto mehr stiegen die Tränen in mir hoch.

Meinen Brüdern erging es nicht anders. Sie hatten beide einen monotonen Blick im Gesicht und starrten nur nachdenklich aus den Fenstern.

Nicht mal das Radio war angeschaltet, wodurch die Stille einen nur noch mehr herunterzog.

„Wir sind da", hörte ich auf einmal die Stimme meiner Mutter sagen, worauf ich verwirrt aufschaute und merkte, dass das Auto bereits auf dem Parkplatz des Friedhofes gehalten hatte.

Nervös öffnete ich vorsichtig die Autotür und stieg dann langsam aus.
Meine Brüder standen bereits schon draußen und ließen ihren Blick nur zu der Menschenmenge wandern, welche sich bereits auf dem Friedhof befand und um ein Grab versammelt hatte.

Angespannt schluckte ich den Kloß mit den Tränen herunter und kniff einmal die Augen zusammen, damit ich wieder klar sehen konnte.
„Kommst du Schatz?", fragte meine Mutter und legte vorsichtig ihren Arm um mich herum.

Ich nickte nur als Antwort und lief dann langsam neben ihr her über den knartschenden Kies gefolgt von meinen Brüdern und meinem Vater.

Wir schritten immer mehr auf die Menschenmasse zu von denen schon einige auf den aufgestellten Stühlen Platz genommen hatte.
Ich konnte ein paar Blick auf mir spüren, aber merkte, wie meine Mutter einmal meine Hand drückte.

Trotzdem entging es mir nicht, wie mein Blick automatisch zu einem schwarzen Augenpaar wanderte und bei ihnen verharrte.

Angelo saß zusammen mit Leonardo in einer der hintersten Reihen und schaute mich mit einem traurigen Blick an.

Eigentlich wollte ich ihm ein kleines Lächeln schenken, um ihm zu versichern, dass es mir gut ging.
Aber momentan ging es mir alles andere als gut.

Es ging mir richtig beschissen.
Ich konnte sehen, wie er seine eine Augenbraue hochzog, worauf ich einmal nickte und mich dann schließlich von ihm wegdrehte, um mich neben meine Mutter auf den freien Platz zu setzten.

Meine Familie saß ziemlich weit vorne, weswegen wir einen guten Blick auf das kleine Grab hatten, wo die Urne später herein getan werden sollte.

Wieder musste ich schlucken, als ich die Blumenkränze sah, welche um das Grab herum gelegt worden waren.
Nie in meinem ganzen Leben hatte ich mir vorgestellt, dass ich schon so früh hier sitzen musste und dabei zu schauen durfte, wie meine beste Freundin beerdigt wurde.

Es fühlte sich nicht so an, als würde das ihre Beerdigung sein.
Es wirkte eher wie die einer fremden Person und Cara würde jeden Moment total zu spät angehechtet kommen und sich neben mich setzten.

Aber so war es nicht.

Spätestens als ich einen Blick auf Caras Eltern erhaschte, welche in der ersten Reihe saßen und sich mit einem Taschentuch die Tränen wegtupften, wurde mir klar, dass das hier die Realität war.

Angelo | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt