68. Kapitel

17.9K 648 125
                                    

Es herrschte Stille am Abendbrotstisch. Einzig und alleine das leise Kratzen der Bestecke auf den Tellern war zu hören, aber es nahm der Stille trotzdem nicht die Spannung.

Es war mittlerweile Mittwochabend und ich saß zusammen mit meiner Familie beim Essen.

Immer wieder schnellte mein Kopf leicht hoch und ich warf einen Blick zu meinen Brüdern oder meiner Mutter.

Kurz bevor wir mit dem Essen begonnen hatten, hatten wir darüber gesprochen meinem Vater nun endlich zu überreden Giorgio zu helfen.
Jedoch wollte keiner wirklich den Anfang machen und mit der Sprache rausrücken.

Schließlich wussten wir alle, was passieren würde, wenn wir diesen Namen in den Mund nahmen.
Seine Laune würde in Lichtgeschwindigkeit schlechter werden und wir konnten uns den eigentlich ruhigen Abend ersparen.

Aber ich gab gerne so viele ruhige Abende her, wenn ich ihn dazu bringen konnte Angelos Familie zu unterstützen.

Wieder wanderten meine Augen zu meinen Brüdern, die nur wie gebannt auf ihre Teller schauten.
Anscheinend wollten sie beide nicht mit dem Reden anfangen.

Nervös fummelte ich etwas an der Tischdecke herum und gab mir schließlich einen Ruck.
Wenn sie nicht anfangen wollten, dann müsste wohl ich es machen.

Ich räusperte mich etwas, worauf ich sofort die Blicke aller am Tisch auf mir hatte.
„Ja, Kylie? Wolltest du was sagen?", fragte mein Vater, als ich nach mehreren Sekunden immer noch nicht mit der Sprache herausrückte.

"Ähm...", stotterte ich und warf vorsichtig einen Blick zu meiner Mutter, die mich nur nervös musterte.
Anscheinend hatte sie ebenfalls Angst, dass diese ganze Sache wieder in einem Streit endete und mein Vater das Haus auf den Kopf stellte.

„Wir müssen mal mit dir reden...über Giorgio", verkündete ich schließlich und konnte sofort sehen wie sich die Miene meines Vaters verdunkelte.

Er legte nur sein Besteck zusammen, wobei ein leises Klirren ertönte, als es auf dem Tellerrand aufkam.
„Und was genau gibt es da zu besprechen?", fragte er schließlich ruhig, aber man konnte deutlich den Ernst in seiner Stimme heraushören.

„Vieles", antwortete ich und probierte dabei meine Nervosität nicht zu zeigen.
„Giorgio wird momentan von der Cosa Nostra in Italien fest gehalten, deswegen fängt Roberto auch unsere Waren ab", fing ich langsam an zu erklären.

„Sie müssen nämlich über zwei Milliarden Dollar Lösegeld zahlen und haben gerade mal fast die Hälfte", redete Adam für mich weiter und schaute in das ernste Gesicht meines Vaters.

„Und ich soll jetzt den Rest des Geldes her geben, damit Giorgio frei gelassen wird und sie sich alle wiedersehen können", vervollständig dieser unsere Erzählung.

Langsam stimmten wir mit einem Nicken ein, worauf seine Miene nur noch mehr Falten bekam.
„Und wann sehe ich das Geld wieder?"

„Ähm...", stotterte ich und schaute nervös zu meinen Brüdern.
Darüber hatten wir uns keine Gedanken gemacht. Die meisten Zeit waren wir nämlich damit beschäftigt gewesen zu probieren einen Weg zu finden ihm das Thema ohne einen Ausraster zu erklären.

„Ich werde hier niemanden einfach so eine Summe von über einer Milliarden Dollar vor die Füße legen, als wäre ich ein Flaschengeist, der Wünsche erfüllt", entgegnete mein Vater spitz, als keiner von uns ein weiteres Wort sagte.

„Und was ist, wenn wir ihnen das Geld geben, aber verlangen, dass wir es in Raten zurück bezahlt bekommen oder als Dienstleistung?", fragte Adam, wodurch sich der grimmige Blick meines Vaters aber nicht verbesserte.

Angelo | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt