Einleitung

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Rums....
Mit einem sehr lauten Knall fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. Fast schon hastig lief sie die Treppen herunter. Sie musste hier raus. Einfach nur raus um endlich durchatmen zu können. Die Launen ihrer Chefin waren kaum noch zu ertragen. Jeden Tag von früh bis spät hatte sie irgendetwas an der Arbeit auszusetzen und es verging einfach kein Tag mehr, wo man nicht mal ohne Streit und Ärger arbeiten konnte. Aber heute hatte sie das Fass zum überlaufen gebracht und Poldi hatte es nicht mehr ausgehalten. Mit einem lauten und sehr eindeutigen „Ich kündige.... Fristlos..." hatte sie die Mappe, die sie gerade noch auf dem Arm hielt in die nächste Ecke geworfen und hatte nach ihrer Tasche und ihrer Jacke gegriffen und gerade als sie das Büro verließ rief ihr ihre Chefin noch ein „Sie sind gekündigt" hinterher.

Tränen hatten sich in ihren Augen gebildet, als sie endlich das Gebäude verlassen hatte. Draußen spürte sie die kühle und feuchte Luft auf ihrer Haut. Trotz der Tatsache, dass es Ende Mai war, war es noch kühl und regnerisch. Seit Tagen regnete es ununterbrochen und dieses Wetter machte einem einfach nur noch eine depressive Stimmung.

Poldi schaute nicht zurück. Mit schnellen Schritten eilte sie in das Parkhaus, wo ihr alter Citroen stand und stieg ein. Sie schlug die Tür hinter sich zu und sofort war eine angenehme Stille vorhanden. Noch immer raste ihr Herz wie wild und ein leichtes Zittern lag auf ihrem Körper. Sooft hatte sie schon vorgehabt zu kündigen, aber da sie schon so viele Jahre in dieser Firma arbeitete, hatte sie den Gedanken immer wieder verdrängt. Immerhin brauchte sie diesen Job um hier in Deutschland halbwegs gut zu leben. Die Miete war nicht gerade günstig und auch, wenn ihr Verlobter ihr schon mehrmals angeboten hatte, Geld zu schicken, so hatte sie es ihm immer und immer wieder verboten. Sie wollte nicht auf seine Kosten leben. Sie wollte nicht von ihm abhängig sein. Es war sowieso nicht so einfach in seinem Schatten zu stehen, denn immerhin war ihr Freund nicht irgendwer. Nein sie hatte sich vor einigen Monaten Hals über Kopf in einen Hollywoodschauspieler verliebt. Eigentlich waren sie und ihre Freundin Bina nur nach LA geflogen um am roten Teppich vor der Oscarverleihung zu stehen, um ihre Stars von weiten zu sehen. Doch durch einen ziemlich doofen Zufall fanden sie sich mitten in dieser Verleihung wieder und der verrückteste und doch beste Urlaub ihres Lebens nahm seinen Lauf und heute war Poldi kein Fan mehr sondern die Verlobt von Jeremy Renner. 

Sie atmete tief durch und strich über ihren Verlobungsring. Sie wußte genau, dass Jeremy ihr sofort helfen würde, wenn er von ihrer Kündigung hören würde. Fast täglich, wenn sie telefoniert hatten, hatte er ihr gesagt, dass sie es tun sollte, denn das Poldi auf ihrer Arbeit nicht glücklich war, dass hatte er schnell herausgehört. Aber wollte sie das wirklich? In seiner Schuld stehen? Ja, er hatte Geld genug. Mehr als er wahrscheinlich jemals ausgeben konnte, aber sie wollte nicht nur die „Frau von" sein sondern weiterhin auf eigenen Beinen stehen. Aber wie genau sollte das gehen? In einigen Monaten wollte sie Jeremy so oder so heiraten, wollte zu ihm ziehen und endlich wirklich glücklich sein, aber bis dahin würde noch viel Zeit vergehen, auch wenn Jeremy sie damals schon nicht gehen lassen wollte. Sollte sie jetzt schon diesen Schritt gehen? Auswandern und zu ihm ziehen? In ein völlig neues Land, ohne ihre langjährigen Freunde um sich? Ohne die gewohnte Umgebung? Sie atmete tief durch und schaute auf den Verlobungsring. Jeremy wäre sofort dafür, aber sie? War sie bereit?

Poldi steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte diesen. Ihr Auto gab ein komisches Geräusch von sich, ruckelte kurz und dann hörte man nichts mehr.Verwundert zog Poldi die Augenbrauen hoch und drehte die Schlüssel erneut, doch das Auto gab nichts mehr von sich.

„Scheiße....!" Nuschelte sie dann und lehnte sich genervt zurück. „Was ein beschissener Tag....!"

Spirit of the Hawk - The main attractionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt