ins kalte Wasser

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Nervös folgte ich Ella, darauf hoffend, dass sie mich etwas unterstützte.

Sie ging auf meine neuen Trainer zu, die ich schon von einigen Gesprächen kannte. Lars und Thomas waren, laut meines Vaters, der sich selbstverständlich ausgiebig über mein neuen Verein erkundigt hatte, sehr gute und erfolgreiche Trainer. Ich schätzte beide auf Mitte 50. Anders als mein früherer Trainer war ihre Philosophie: Autorität führt zum Erfolg. Zumindest war das mein erster Eindruck.

,,Ella, willkommen!'', sagten sie, als ich plötzlich vor ihnen stand.

,,Ich freue mich.'', sagte ich. Den Satz hatte ich als aller erstes gelernt.

,,Mädels, kommt ihr alle bitte einmal her? Wir wollen anfangen!'', rief der Trainer, sodass ich kurz zusammenzuckte. Das Gespräch zwischen uns war dann wohl beendet.

Ich dachte nicht länger nach und streckte mich kurz. Ich fühlte mich etwas klein, als die anderen Mädchen zu uns kamen. Erst jetzt betrachtete ich sie genauer.

Bei zwei Mädchen seufzte ich innerlich auf. Das waren diejenigen, welche mich so bloßgestellt hatten und sich einen Streich an mir erlaubt hatten. Das ging ja super los, dachte ich verbittert.

Äußerlich lächelte ich selbstverständlich freundlich, wie sich das auch gehörte. Die beiden Mädchen hatten inzwischen auch gemerkt, wer ich war, ließen sich jedoch kaum was anmerken, außer, dass sie kurz gegrinst hatten.

Ich betete, dass die anderen etwas anders drauf waren.

,,Das hier ist Jonna, sie wird uns von nun an auf der Mitte unterstützen, da wir ja alle wissen, dass Leonie uns verlassen hat.'' Ich hob kurz meine Hand und nickte leicht. Der Unterton in der Stimme rief etwas Unwohlsein hervor und förderte mein Nervosität.

,,Achso und sie kommt aus Norwegen, deswegen hakt es noch etwas an der Sprache.'' Lars klatschte schließlich motiviert in seine Hände und rief uns zum Aufwärmen auf.

Ich hörte die Mädchen leise miteinander reden, wusste jedoch nicht worüber sie sprachen. Ich fühlte mich etwas verloren, versuchte jedoch positiv zu denken. Aller Anfang in einer neuen Mannschaft war nun einmal schwer.

Das Aufwärmprogramm war ähnlich anstrengend wie in Norwegen, was mich etwas beruhigte und positiv stimmte. Wenn ich es schaffte meine Leistung abzurufen, würde man mich schon akzeptieren.

Ich beobachtete unauffällig die Spielerinnen würgend des Dehnens. Sie wirkten sehr vertraut miteinander. Als Gegner hätte ich sie vielleicht etwas arrogant eingestuft, aber das dachte man doch immer über Mannschaften und Spielerinnen, die man nicht kannte, oder?

,,Woher kommst du?'', fragte ein Mädchen mich plötzlich. Ich drehte mich nach rechts.

,,Trondheim.'' Ich lächelte sie an, froh, dass mir etwas Beachtung geschenkt wurde. Sie wirkte offen und schaute mich ehrlich interessiert an.

,,Kommt Sander Sagosen nicht auch aus der Ecke?'', fragte sie und wusste wahrscheinlich gar nicht, was sie damit bei mir bewirkte.

,,Ja, kann sein.'' Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern, obwohl ich innerlich absolut nicht entspannt war. Ich wollte nicht, dass sie sofort wussten, wer ich war. Sonst würden sie mich sofort anders behandeln.

,,Leonie unsere ehemalige Kapitänen hat uns leider verlassen. Ich glaub sie hat eine Verletzung erlitten oder Heimweh gehabt.'', erzählte sie. Ich wusste nicht, ob es ihr bewusst war, aber damit bewirkte sie nicht gerade positives in meinem Magen.

,,Das tut mir leid.'', sagte ich und versuchte ehrlich zu klingen. Ich kannte Leonie zwar nicht, aber eine Verletzung war immer bitter. Doch momentan musste ich erstmal auf mich selber schauen und das ich mich irgendwie rein arbeite.

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