mit der Tür ins Haus fallen

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Am nächsten morgen war ich gerädert und wachte mit Kopfschmerzen auf. Das ging ja gut los.

Ich stand auf und pfiff mir erstmal eine Tablette rein. Für den Tag musste ich alle Kraftreserven haben, wenn die ganzen Spieler hier auftauchten.

Anschließend zog ich mir eine Jogginghose und ein weiches Tshirt an. Ich war mir sicher, dass die erst am späten Nachmittag hier aufkreuzten würden. Es war erst 11 Uhr, also kein Grund sich fertig anzuziehen.

Ehrlicherweise waren die Spieler für mich wie Fremde. Abgesehen von Harald und Rune. Aber mit Niko hatte ich noch nie ein Wort geredet.

Er schien mir sympathisch, aber ich hatte nicht das starke Bedürfnis, die gefühlt halbe Mannschaft bei mir zuhause zu haben. Naja ich übertrieb etwas.. aber trotzdem: meine Motivation war eher gering.

Ich ging müde in die Küche, machte mir ein Kaffee und zunächst erstmal Musik an. Das brachte erstmal etwas Stimmung rein.

,,Ihr könnt eure Matratzen hier hinlegen.'', hörte ich Sanders Stimme und plötzlich auch noch Stimmen, die weder Ciljans noch Sanders Stimme zuzuordnen war.
Stattdessen hörte ich mehrere tiefe Männerstimmen durcheinander reden. Ich hielt verdattert inne und drehte mich zum Wohnzimmer. Dort standen Nikola Bilyk, Harald und Rune.

Und warum waren die schon um 11 Uhr morgens in unserem Wohnzimmer?!

,,Ah Jonna, Hey!'', rief Sander breit grinsend und winkte mir zu.

Ich trat zögerlich zu ihnen und wurde direkt von Rune umarmt, der mich freudig begrüßte. Das beruhte in diesem Fall ganz auf Gegenseitigkeit. Rune konnte man immer um sich haben.

,,Sorry, dass wir euch so überfallen. Aber ich kann nicht mehr ohne deinen Bruder.'' Ohja Rune, das kann ich mir sehr gut vorstellen.

,,Das weiß ich.'', sagte ich lachend und tätschelte seine Schulter.

Ich umarmte auch Harald und Niko kurz, die mich freundlich anschauten. Harald sah ich immer mal wieder, aber nicht für lange Zeit.

Ich beobachtete unauffällig Niko, der etwas sinnlos rumstand, als die anderen ihr Gepäck herholten, dass er bereits bei sich hatte. Das plötzliche Ankommen schien ihm etwas unangenehm zu sein.

,,Kannst du deutsch?'', fragte er mich schließlich neugierig, und um die Stille zu durchbrechen.

,,Ähm ja, etwas. Aber man weiter lernt immer.''

,,Sprichst bestimmt schon besser deutsch als Sander.'', rief er, als wir Sanders Stimme hörten.

,,Mit Sicherheit!'', antworte Rune, als die beiden mit den letzten Gepäckstücken vor uns zum stehen kamen.

,,Wie lange ihr wollt bleiben?'', fragte ich mit Blick auf das Gepäck.

,,Ähm.. also vielleicht wollten wir dann zusammen nach Köln.'', sagte Sander zögerlich und schaute mich wachsam an. Warteten die 5 jetzt auf meine Zustimmung?

,,Ah ok.'', sagte ich nur.

,,Wo ist Ciljan?'', fragte Sander mich stirnrunzlend.

,,Weiß ich doch nicht! Ich war bis eben in meinem Zimmer.'' und habe geschlafen.

Sander schaute Niko, Rune und Harald fragend an, die jedoch nur mit den Schultern zuckten.

,,Der kommt schon wieder.'', sagte ich. Wo soll er auch hinrennen?

,,Ich habe ihn heute zuletzt heute Morgen gesehen, bevor ich die drei abgeholt habe. Und da hat er gepennt.'' Sander schaute mich berunruhigt an, während ich ganz entspannt blieb. Wir hatten ihn ja noch nicht einmal gesucht.

,,Ich schaue mal draußen nach.'', sagte ich und schaute Sander wissend an. Er sollte sich nicht zu viele Sorgen machen. Ciljan war niemand, der einfach in den Wald rannte. Er wusste, dass da auch Wildtiere waren.

,,Ich komme mit.'', sagte Rune und begleitete mich.

,,Ich schaue nochmal drin.'', rief Sander.

,,Warum schiebt Sander direkt so ne Panik?'', fragte ich Rune, als wir draußen waren.

,,Naja, er ist immer noch ein Kind. Auch wenn Ciljan reif ist für sein Alter, manchmal denkt man da einfach nicht nach.''

Ich dachte über Runes Anmerkung nach. War Ciljan vielleicht wirklich ohne nachzudenken und aus einer Laune heraus in den Wald gegangen?

Ich konnte es mir wirklich nicht vorstellen.

,,Ciljan?'', rief ich, während wir das Haus umrundeten. Vielleicht hatte er sich irgendwo in eine Ecke verschanzt, am besten noch mit Kopfhörern und wir machten uns unnötig Gedanken.

Ich betrat wieder das Haus nach erfolgloser Suche und fand Niko und Harald im Flur.

,,Keine Ahnung, wo er ist.'', sagte ich und schaute Niko und Harald fragend an.

,,Sander dreht gleich durch.'', sagte Harald leise zu mir.

,,Wo ist er?''

,,In Ciljans Zimmer.''

Ich nickte und ging unter den Blicken der drei zu Sander, damit wir in Ruhe überlegen konnten, wo Ciljan sein könnte.

,,Sander?'', rief ich bevor ich das Zimmer betrat. Dieser schaute sich in Ciljans Zimmer um. Direkt nahm ich seinen angespannten Gesichtsausdruck wahr.

,,Komm, wir gehen runter zu den anderen.'', sagte ich ruhig und nahm seine Hand in meine. Sander ließ sich mit mir ziehen. Er machte sich wirklich Sorgen, stellte ich unruhig fest. Ich ließ mir jedoch nichts anmerken. Es brachte am Ende nichts, wenn wir alle durchdrehten.

,,Ich denke, wir sollten ihn suchen gehen im Wald. Jeweils zu zweit und zu dritt.'', bestimmte ich. Das war die einzige Möglichkeit. Eine andere Idee hatte ich nicht und es schien auch nicht, als würden die anderen Jungs eine Idee haben.

,,Ok, Ich gehe mit Sander auf jeden Fall mit.'', sagte Rune leise und schaute mich bedeutungsvoll an. War wahrscheinlich auch besser so.

Niko und Harald schlossen sich meinem Suchtrupp an.

Inzwischen waren wir eine halbe Stunde unterwegs. Stirnrunzelnd schaute ich in den Himmel. Wenn wir Pech hatten würde es ein Unwetter geben. Das hatte uns noch gefehlt.

Langsam bekam ich etwas Panik, wenn ich ehrlich war

,,Das wird schon wieder. Wir werden ihn finden.'', versuchte Harald meine offensichtliche Unruhe zu beseitigen.

,,Du weiß aber schon, wie groß der Wald ist?'', fragte ich giftig.

Niko und Harald sagten nichts weiter, ich sah jedoch, wie die beiden kurze Blicke austauschten.

,,Ciljan?'', rief ich verzweifelt und ging weiter durch den Wald, in dem ich viele Stunden verbracht hatte. Jedoch nicht alleine, so wie Ciljan.

Wieso tat er sowas? Das fragte ich mich die ganze Zeit.

Ich ging immer schneller, ohne mit Niko und Harald zu reden und rief Ciljans Namen.

,,Ich rufe jetzt Sander an.'' Ich griff nach meinem Handy, spürte jedoch eine Hand auf meiner Schulter, die mich innehalten ließ. Ich schaute zu Niko, der mich ruhig anschaute.

,,Wenn Sander euren Bruder gefunden hätte, dann hätte er angerufen. Ihr schaukelt eure Angst nur gegenseitig hoch. Gehen wir ihn weiter suchen.'' Sanft drückte er mein Handy nach unten und zog mich mit sich. Ich nickte angespannt.

Während wir weiter durch den Wald liefen, dieses Mal beieinander, stellte ich mir unendlich viele Fragen, die mich immer mehr in Panik verfallen ließen.

War Ciljan etwas passiert? Wurde er entführt? War er abgehauen? Verletzt? Was war passiert?

Ich hielt die Ungewissheit kaum aus.

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