Versöhnung

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Wir schlenderten durch die Straßen Flensburgs. Frische Luft war immer gut, um einen kühlen Kopf zu bewahren.

,,Sag mir nur, wieso du von mir glaubst, ich würde nur mit dir befreundet sein wollen, weil du die Schwester von Sander Sagosen bist.'' Es schmerzte Maxis sonst so freudige Stimme mit solch einer Bitternis zu hören.

,,Sander ist das Wunderkind in unserer Familie. Alle lieben ihn. Kommt er Nachhause, dreht sich alles um ihn. Überall wo ich bin geht es um Sander. Selbst wenn er nicht dabei ist. Die Menschen wollen immer wissen, wie Sander privat drauf ist. Ich will das einfach nicht nochmal erleben.''

,,Aber du kennst mich doch, so wäre ich nicht drauf.'' Maxi kickte einen Steinweg, der vor ihr lag.

,,Es tut mir leid! Ich weiß, dass ich habe Fehler gemacht. Es war einfach scheisse so zu denken.''

Maxi schaute mich genau an.

,,Ist in Ordnung, ohne dich war es eh zu langweilig.'', hörte ich die erlösenden Worte und ich zögerte nicht lange. Ich schlang meine Arme um Maxi und umarmte sie fest. Ich spürte, dass sie perplex war, doch schließlich erwiderte sie die Umarmung.

,,Ich habe übrigens Scheisse gebaut.''

,,Schon wieder?'', fragte Maxi provozierend. Ich lachte bloß, weil ich froh war endlich wieder genau diese Gespräche zu haben.

Ich ratterte die letzten Ereignisse herunter. Bei Maxi fiel mir das nicht schwer.

,,Bei dir geht's ja richtig ab. Ist ja schlimmer als bei Tommi. Ich glaube selbst der war noch nie abends feiern und hat sich dann erwischen lassen.''

,,Seine Freunde sind bestimmt aber auch deutlich loyaler.''

Die restliche Zeit lästerten wir größtenteils über Cassandra und Co. Es tat so gut sich den Frust von der Seele zu reden und verstanden zu werden.

Maxi war ein wundervoller Mensch und ich war so froh, dass ich sie gefunden habe.

Die zwei Wochen waren elendig langsam vergangen. Ich hatte die Spiele von Tommi, Maxi und meiner Mannschaft verfolgt und jedes Mal war es eine unfassbare Quälerei, weil ich zum Zugucken verdammt war.

Wir gewannen alle drei Spiele, die ich verpasste. Einerseits war ich froh, dass wir endlich Leistung zeigten. Doch es betrübte mich zu wissen, dass man mich dafür nicht brauchte.

,,Morgen geht's für dich wieder los, oder?'' hörte ich Maxi fragen. Doch ich war zu vertieft in meine Geschichtsklausur, die ich wiederbekommen hatte. Es war eine 4+. Keine drei. Aber auch keine fünf. Mit gemischten Gefühlen las ich den Bewertungsbogen durch. ,,Hörst du mir überhaupt zu?'' Ich schaute ertappt zu Maxi auf, die mich etwas verärgert anschaute.

,,Du bist gefühlt gar nicht mehr erreichbar. Weder körperlich noch im Kopf.'' Ich hörte den Frust aus ihrem Gesagten, wusste aber nicht genau, worauf das ganze abzielte.

,,Sorry, dass ich dir nicht zugehört hab.''

Maxi atmete laut aus, sagte jedoch nichts weiter.

,,Wie läuft die Nachhilfe mit Tommi?'', fragte sie schließlich.

,,Seit wann interessiert dich die Schule?'', fragte ich misstrauisch.

,,Seit wann findest du Tommi toll?'', erwiderte sie und ich spürte die Schärfe in ihrer Stimme. Damit hatte ich nicht gerechnet.

,,Wie kommst du darauf?'', fragte ich ruhig und spürte wie mein Herz schneller schlug.

Die Fragerei war anstrengend, doch scheinbar wollte keiner von uns beiden reden.

Ich schaute auf die Uhr. In 5 Minuten war ich mit Sander zum telefonieren verabredet, weil wir seit Wochen nicht mehr gesprochen hatten.

,,Ich muss los, Sander will mit mir telefonieren.''

,,Da wäre ich ja gerne dabei.'' Maxi zwang sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Ich war froh, dass sie damit so locker umging, trotz der Vorgeschichte.

,,Wenn Sander nächstes mal in Flense ist, dann kannst du ihn sogar persönlich kennen lernen.'', überlegte ich laut und beobachtete ihre Regung.

,,Ich weiß ja nicht. Der Blamier Faktor wird bei mir bei 100 liegen.''

Ich lachte und winkte ihr, ehe ich in mein Zimmer schlenderte. Währenddessen fragte ich mich, warum Maxi mich gefragt hatte, ob ich Gefühle für Tommi hatte. An dieser Frage war nichts Schlimmes, doch ich hatte das Misstrauen in ihren Augen gesehen.

Viel wichtiger war jedoch die Frage: warum machte ich mir darum Gedanken?

Ich entdeckte Tommi kurz im Gemeinschaftsraum mit Flo, als ich dort vorbei ging. Mir fiel mal wieder auf, dass Tommi ungemein gut aussah. Doch das war nichts Neues und sagte eigentlich jeder. Doch was dachte Tommi über mich? Sah er mich als Freundin?

Die Gedanken, welche ich gegenüber Tommi hegte ließen mein Herz schneller schlagen und verwirrten mich gleichzeitig. Wann war diese Entwicklung eingetreten, dass ich in Tommi plötzlich mehr als einen Freund sah?

,,Hallo Schwesterchen.'' Sander grinste mich durch den Bildschirm an.

,,Hallihallo.'', ich winkte in die Kamera und legte mich auf mein Bett.

,,Wieso spielst du nicht?'', fragte Sander direkt. Er hatte also die Spiele verfolgt. Anders als meine Eltern fragte er jedoch, weshalb ich nicht spielte. Sie ignorierten mich, seitdem sie mir die Ansage gemacht hatten.

,,Hey, was ist passiert?'', fragte Sander, als ich nicht sofort antwortete. Ich sah, wie er mich etwas panisch anschaute. Bestimmt dachte er, ich hätte eine schlimmere Verletzung.

,,Es ist nichts schlimmes. Ich bin in eine Scherbe getreten beim Küchendienst.'' Sander schaute mich verwirrt an. Daraufhin war ich genauso verwirrt. Hatten meine Eltern Sander nichts von meiner nächtlichen Eskapade erzählt? Ich hatte fest damit gerechnet, dass sie sich bei meinem Bruder ausheulen würden.

,,Küchendienst?''

,,Ich habe Mist gebaut. Ich dachte, Mama und Papa hätten es dir schon erzählt.'' Ich war froh, dass Sander nur digital bei mir war und nicht körperlich. Ansonsten würde er mich wahrscheinlich erwürgen wollen, wenn ich ihm die Geschichte erstmal erzählt habe.

Da ich meinen Bruder kannte, wusste ich, dass er dafür überhaupt keinen Humor hatte und er mich hundert mal unterbrechen würde, weil er so aufgebracht war. Aber da musste ich durch. Meine Eltern wollten, dass ich Verantwortung übernahm- ich tat es. Auch wenn es nicht auf den Handball bezogen war.

Ein neues Kapitel :) hoffe es hat euch gefallen!

Under pressure. Everywhere. Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu