Kölsche flair

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Wir beschlossen erstmal im Hotel anzukommen. Tatsächlich hatte Sander uns zwei zweier Zimmer organisiert. Verständlicherweise bezogen Maxi und ich eins zusammen, Tommi musste mit sich alleine vorlieb nehmen.

,,Ich finds unglaublich, dass Tommi im Hotel ist und nicht zuhause.'', sagte Maxi, als wir beide uns einrichteten.

,,Er tut mir leid.'', sagte ich betroffen.

,,Er hat dir alles erzählt?'', fragte Maxi überrascht. Ich hielt verwirrt inne und schaute sie fragend an.

,,Er redet mit Niemanden über seine Eltern.'' Mein Herz schlug augenblicklich schneller. Ich räumte meine Kleidung weiter ein und erwiderte nichts. Vielleicht, weil ich wusste, dass wir auf gefährlichem Terrain waren.

,,Mein Gott! Sagt doch einfach, dass ihr miteinander was hattet, so hält man das ja nicht aus! Diese Versteckerei, als wärt ihr Prinz und Bäuerin!''

Den letzten Satz hatte ich nicht verstanden, doch der Anfang reichte, um zu wissen, dass Maxi Bescheid wusste.

,,Du hast recht.'', seufzte ich und schaute sie entschuldigend an.

Zugleich überkam eine große Erleichterung mich. Endlich musste ich meine Gefühle vor meiner besten Freundin auf dem Internat nicht mehr verstecken. Konnte mich ihr anvertrauen.

,,Hau raus! Ich sehe, dass dich was bedrückt, wenn sein Name fällt.''

Und ich erzählte. Ohne Punkt und Komma. Davon, dass er schon mit Cassandra und Ella zusammen gewesen war. Kein Wort über uns verloren hatte. Das, was Geschehen war. Aber auch, dass ich oft an ihn dachte, er mir wichtig war und ich am liebsten mit ihm zusammen sein wollte. Mit dieser These beendete ich meinen Monolog und war am Ende erschrocken über mich selbst. Soweit hatte ich noch nie gedacht, doch eigentlich war es das, was mein großer Wunsch war.

,,Die Pause vom Internat hat dir gut getan, Jonna!'', sagte Maxi breit lächelnd und schaute mich mit glitzernden Augen an.

,,Wie meinst du das?'', fragte ich nach.

,,Endlich strahlen deine Augen wieder.''

Ich hatte Maxi hunderte mal eingebläut, dass sie Tommi gegenüber nichts sagen sollte. Zum Glück hielt sich daran, auch, wenn mir ihre anzüglichen Blicke nicht entgingen. Das war jedoch kein Problem für mich, denn ich war einfach nur dankbar, dass sie diese Konstellation, welche entstehen könnte, zu akzeptieren schien. Maxi war einfach ein Schatz, den ich in meinem Leben nicht mehr missen wollte.

,,Ich dachte, dass wir abends hier essen gehen könnten!''

Tommi spielte seit einer Weile den Touri Führer und zeigte uns ein paar Kölsche Attraktionen, wie er sagte.

Nun standen wir vor einem Restaurant.

,,Können wir gerne machen!'', stimmte ich zu. Essen gehen war immer gut, besonders mit Freunden.

,,Sag mal, meinst du, dass du uns bei der Feier einschleusen kannst?'', fragte Maxi, während wir am Rhein saßen und die Sonne untergehen sahen. Ein perfekter Moment.

,,Bei welcher Feier?''

,,Bei was wohl? Den Gewinn der Championsleague!''

,,Bist du nicht abergläubisch oder so?'' Maxi schlug Tommi auf den Hinterkopf und schüttelte den Kopf.

,,Ich glaube halt an Sander und die anderen!'' Ich musste grinsen, denn Tommi dachte wohl, dass er Sander besonders gut kennen würde. Dabei hatten sie sich nur zwei mal bisher gesehen. Beides war für wenige Sekunden gewesen.

,,Also wenn es ne Feier gäbe, müssen wir aufpassen, dass Tommi sich nicht blamiert! Du hast dir ja schon in Flensburg, als du ihn sahst, beinahe in die Hosen gemacht.. sagt man das so auf Deutsch?'', fragte ich am Ende unsicher nach.

,,Jaa! Gut gesagt Jonna!'', Maxi klatschte lachend mit mir ein.

,,Ach Leute!'' Tommi seufzte gequält auf.

,,Lass uns einfach die Sonne anschauen und uns auf das Essen freuen, was uns noch bevorsteht.''

Natürlich. Essen war für Sportler sowieso immer an erster Stelle.

Ich war wirklich angespannt, als ich in der Halle saß auf dem Platz. Tommi und Maxi erging es ähnlich, doch trotzdem konnte man unsere Gefühle nicht vergleichen. Sander war mein Bruder, ich kenne ihn schon mein ganzes Leben. Ich weiß, wie viel er dafür getan hat, um an diesem Tag auf dem Feld zu stehen.

,,Kipp mir bloß nicht um!'', sagte Tommi und legte seinen Arm um mich. Ich neben Tommi, der zwischen Maxi und mir saß. Wir hatten wirklich tolle Plätze, direkt hinter der Bank.

,,Ich für nichts garantieren kann!''

Meine Aufregung ließ meine Gehirnzellen um ein erhebliches schrumpfen, so war mein Eindruck.

Ich schaute auf das Feld. Sander fing an, was mich nicht überraschte.

,,Darf ich?'' Ich schaute überrascht hoch, als ich Nikos Stimme hörte.

,,Was machst du hier?'', fragte ich verwirrt und schaute ihm zu, wie er sich neben mich niederließ, wo noch ein Platz frei war.

Offensichtlich spielte er nicht mit. Ich erinnerte mich, dass er eine Knieverletzung hatte.

,,Ich kann ja leider nicht mitspielen.'' Sehnsüchtig schaute er auf das Feld und ein tiefer Seufzer verdeutlichte seine Gefühle. Er wollte unbedingt der Mannschaft helfen und dieses Erlebnis zusammen mit ihnen erleben.

Ich hörte Tommis und Maxis leises Getuschel.

Das ließ mich den Kopf zu ihnen drehen.

,,Leute:'', flüsterte ich mahnend mit leiser Stimme. Ich hatte etliche Male zu ihnen gesagt, dass sie sich normal verhalten sollten. Sonst würde es unangenehm werden.

Ich hatte keine Chance noch irgendwelche Unterhaltungen zu führen, denn der Schiri pfiff das Spiel an, was alle meine Sinne einfror.

Gebannt schaute ich den ersten Angriff an. Mal wieder dachte ich daran, wie sehr ich Vezprem verabscheute. Kein Spieler war mir sympathisch.

,,Ich hasse sie!'', murmelte ich verbissen und verschränkte meine Arme.

,,Ich auch.'', sagte Niko leise und ich sah kurz, dass seine Gesichtsfarbe nicht mehr ganz so frisch aussah.

,,Sie schaffen das!'', sagte Tommi leise zu mir und nahm meine Hand in seine.

Doch nicht einmal diese Geste schaffte es, dass ich mich etwas beruhigte. Das Gegenteil war der Fall. Mein Herz schlug nur noch schneller.

Hi Leute, neues Kapitel :) was sagt ihr?

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