Ziele

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,,Ok fangen wir an.'' Lars klatschte in die Hände und positionierte sich neben Thomas vor dem Beamer.

Beim Training am Nachmittag stand eine Besprechung an hinsichtlich der neuen Saison, die bald startete.

Ich war wirklich gespannt, denn beim ersten Training hatte ich noch nicht so viel darüber erfahren.

,,Wir alle wissen wie wichtig diese Saison für uns und unseren gesamten Verein ist..'', bedeutungsvoll schaute er durch die Runde.

,,..trotzdem möchte ich gerne etwas spezifischer werden und mit euch die Ziele definieren.''

Die erste Folie erschien auf dem Beamer mit der Überschrift Unsere Ziele.

Das hatten wir tatsächlich auch immer bei meinem alten Verein gemacht, wenngleich die Ziele glänzlich andere waren. Um genauer zu sein deutlich niedriger.

Selbstverständlich hatte ich mich vorher erkundigt und gesehen, wie erfolgreich dieser Club war. Mehrfacher Meister in jedem Altersbereich. Pokalsieger. Auszeichnung für die beste Jugendarbeit.

,,Die Leitung hat das Ziel ausgegeben: Deutscher Meister. Das gibt unser Kader her und das muss auch unser Anspruch sein. Besonders nach den letzten Jahren.''

Puh, das war eine klare Ansage. Leider hatte ich auch mitbekommen, dass es seit 2 Jahren nicht mehr so gut lief.

,,Gleich das erste Spiel ist eigentlich das wichtigste wie ihr alle wisst: gegen Leipzig.''

Mein Magen fing direkt an zu kribbeln, wenn ich daran dachte. Eigentlich war ich jedoch nicht so der Typ dem Titel alles bedeuteten. Eher zählte für mich das Team und das Handball spielen an sich.

Da war ich etwas anders als mein Bruder, so ehrlich musste ich sein. Doch ich wollte auch gar nicht nicht so sein wie Sander.

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Na kleine Schwester, wie lief das erste Training?

Ich lag erschöpft auf meinem Bett. Das zweite Training war wahnsinnig anstrengend gewesen.  Die Nachricht von Sander blinkte mir entgegen. Mit meinen Eltern hatte ich soeben telefoniert.

Lief super! Mannschaft nett und Trainer Gut :)

Sander war direkt online. Ich schaute auf den Wochentag. Er saß bestimmt gerade im Bus oder im Flugzeug.

Kann ich mir gar nicht vorstellen..

Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Was wollte er denn jetzt?

?

Naja also du kennst ja meine Einstellung zu Flensburg

Ach jetzt verstand ich seine Anspielung.

Flensburg ist besser

Das tut meinem Herzen weh

Ich lachte kurz, ehe ich mein Handy ausschaltete. Solche Unterhaltungen konnten wir ewig fortführen und ich liebte es. Doch da ich wirklich wahnsinnig müde war, legte ich mein Handy weg und gab mich meiner Müdigkeit hin.

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Das Internatsleben erfüllte einerseits so einige Clichés, jedoch gab es auch vieles, was nicht der Wirklichkeit entsprach.

Die Kantine mit ihrer Größe und den Gruppenansammlungen waren beispielsweise zu erwarten gewesen. Ebenso die Tatsache, dass Jungen und Mädchen strikt getrennt wurden. Außer beim Essen- da sah man das etwas entspannter.

Langsam gewöhnte ich mich daran oft zwei mal täglich Training zu haben. Mein Kopf rauchte von den vielen Tak Tik Einheiten. Mein anfänglicher Optimismus war etwas verflogen, so ehrlich musste ich sein. Mit meiner Größe fehlte es mir manchmal einfach an Möglichkeiten. Das hatte mir mein Trainer auch eben ins Gesicht gesagt.

Das war auch der Grund, weshalb ich mich in die Bibliothek zurückgezogen hatte, die etwas wie mein Rückzugsort geworden war, wenn ich etwas nostalgisch wurde. Ich vermisste Norwegen. Mein Team, meine Freunde. Meinen kleinen Bruder.

Meine Eltern nervten mich stattdessen im unermesslichen Maße. Ständig schrieben sie Nachrichten und wollten wissen, wie ich mich schlug. Wenn alles gut laufen würde, hätte ich damit kein Problem, aber sie jedes Mal anzulügen, dass ich bereits angekommen war und immer in der Startformation stand, war schrecklich unangenehm.

Das erste Spiel, so betete ich, hatte hoffentlich keinen Stream, der für meine Eltern erreichbar war. Die Angst sie zu enttäuschen, wurde jeden Tag größer, je mehr ich mir von meinen Trainer anhören musste.

,,Hast du dich wieder mal verirrt?'' Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich ruckartig vom Fenster weg zu der Stimme. Oh nein, Gott stehe mir bei. Gewisser Tommi schaute mich mit seinem typischen Grinsen an.

,,Oder bist du so'n Bücherwurm?'' Verdutzt starrte ich ihn an, ohne eine Antwort parat zu haben, die nicht aus komplettem kauderwelsch bestand.

,,Sprichst du kein Deutsch?'', fragte er in einem guten Englisch und setzte sich zu mir. Selbstbewusst war er ja, das musste ich zugeben.

,,Mein deutsch ist echt Scheisse.'', sagte ich auf englisch und überging seine anderen Fragen.

,,Ich finds süß, wenn Dänen Deutsch sprechen.'' Flirtete der Typ gerade mit mir?

,,Ich komme aus Norwegen.'', schmunzelte ich.

Ich wartete nur auf die nächste Anspielung zu unserer ersten Begegnung und sofort gefror mein Grinsen wieder, wenn ich daran zurück dachte.

,,Keine Sorge: Ich verrats nicht.'' Falls er versuchte eine Vertrauensbasis aufzubauen, misslang ihm das mit seinem dämlichen Grinsen.

,,Geh mal lieber zurück zu deinen tollen Freunden.'', rutschte es mir heraus.

Verwirrt, aber auch neugierig, schaute er mich an.

,,Ich habe jetzt Training.'' Ich stand auf und ließ ihn alleine zurück. Es kam weder ein Spruch noch sah ich sein Grinsen. Ich konnte jedoch spüren, dass er über meinen Ausrutscher nachdachte.

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Natürlich hatte ich gelogen mit dem Training. Eigentlich war ich einfach nur von ihm geflüchtet, weil er so wahnsinnig unberechenbar war.

Lange hielt man es mit ihm nicht aus.

Deswegen befand ich mich jetzt im Kraftraum, um das aufzuholen, was gefühlt alle anderen hier schon besaßen: körperliche Physis.

Ich war kein Strich, soweit würde ich nicht gehen. Aber es reichte nicht dafür sich durchsetzen zu können. Das musste ich jedoch können bei meiner Größe. Ich war von der Größe ähnlich wie Miha Zarabec, den ich heimlich etwas bewunderte. Das würde ich natürlich niemals Sander sagen, denn ich wollte auf keinen Fall wie ein Fangirl dastehen. Das brachte auch Sander in eine unangenehme Lage.

Bin unzufrieden mit dem Kapitel :( aber kommt eben leider auch mal vor

Under pressure. Everywhere. Where stories live. Discover now