Niklas und Liv

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,,Meine Eltern wissen nichts. Ich will nicht mit ihnen reden.'', flüsterte ich und schaute auf den Boden. Er würde mich niemals verstehen. Wahrscheinlich war seine Familie perfekt. Er verstand sich super mit Magnus, das hatte sein Bruder mir erzählt. Er hatte eine Frau und zwei Kinder. Klang wie im Märchen.

,,Und dein Bruder?'' Ich konnte nicht ganz einordnen, inwieweit er von meiner verkorksten Familie Bescheid wusste. Hatte Sander seiner Mannschaft genauso viel anvertraut und ausgeplaudert wie gegenüber unserer Eltern?

,,Können wir bitte morgen darüber reden?'' Ich schaute Niklas flehend an. Ich war einfach nur fertig. Wollte mich hinlegen und der Realität entfliehen.

,,Na gut, aber morgen müssen wir reden. Beziehungsweise du musst mit deinen Eltern reden. Sander hat mir nichts erzählt , aber ich kann mir vieles denken.'', beantwortete er mir ohne es zu wissen viele meiner Fragen. Und trotzdem ließ mich diese Aussage schweigend und verwirrt zurück. Was konnte er sich denn bitte denken? Dachte er, ich wäre eine Teenagerin die einfach Lust hatte, gegen ihre Eltern zu rebellieren und auszubüchsen?

,,Ich glaub, du weißt gar nichts. Aber trotzdem danke, dass du mich abholst.'', sagte ich leise und war mir nicht sicher, ob er mich gehört hatte.

Niklas wohnte etwas außerhalb. Wir fuhren etwas länger und mit der Zeit wurden meine Augen immer schwerer. Das Leder war angenehm weich und die Ruhe ließ mich endlich entspannen.

,,Jonna, wach auf.'' Ein sanftes Rütteln auf meiner Schulter ließ mich aus dem Land der Träume erwachen. Kurz war ich verwirrt. Ich musste tief und fest geschlafen haben.

,,Sorry.'', sagte ich schnell und stieg direkt aus. Es war mir etwas unangenehm.

Niklas hatte bereits meinen Koffer, den ich ihm entgegen nahm.

Ich war angespannt, als Niklas die Haustür aufschloss. Ich wusste überhaupt nicht, was mich erwartete. Die Stimmung war ohnehin gedrückt. Ich spürte, dass Niklas nicht gerade vor Begeisterung sprühte, dass er unerwartet Besuch bekam. Wahrscheinlich wollte er seinen Mitspielern einfach nur einen Gefallen tuen.

Niklas betrat Türsteher den Raum und direkt umhüllte mich ein leckerer Essensgeruch. Mein Magen fing laut an zu Knurren, was den Moment nur noch unangenehme machte. Ich kam mir vor wie eine Streunerin.

,,Wir sind da!'', rief Niklas durch das Haus und ignorierte zum Glück mein Magen. Ich warf Niklas einen kurzen Blick zu. Er schaute gespannt hinter mich und plötzlich legten sich zwei kleine Arme um Niklas Beine. Niklas schaute seine Tochter so liebevoll an, dass ich kurz geschockt war, denn vorhin hatte er definitiv anders ausgeschaut. Nun hatte ich ein ganz anderes Bild von ihm. Und diese Bilder passten nicht so recht zusammen. Einerseits kühl, anderseits warm. Verschlossen und offen. Gedankenversunken und aufmerksam. Viele Widersprüche und doch war es eine Person. Niklas konnte man nicht so leicht durchschauen.

,,Wer bist du?'', fragte eine helle Kinderstimme mich und ich schaute kurz zu Niklas, der mich interessiert musterte.

,,Äh ich bin Jonna..''

,,Du kommst nicht von hier.'', sagte sie direkt und schaut mich neugierig an.

Sie hing noch immer an den Beinen ihres Vaters.

,,Ich komme aus Norwegen, aber wohne in Flensburg.''

Ich zog meine Schuhe aus und sah im Augenwinkel, wie sie ins Wohnzimmer stürmte.

,,Wie heißt deine Tochter?'', fragte ich, während ich Niklas unsicher folgte. Die Situation war so unglaublich skurril, dass ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte.

,,Ida.'' Niklas führte mich in die Küche, wo ich seine Frau entdeckte. Es roch himmlisch.

,,Ah Hej, du bist Jonna, richtig?'' Ich hielt verdattert inne. Anscheinend wusste sie schon Bescheid, womit ich definitiv nicht gerechnet hatte.

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