ein guter Zuhörer

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,,Jonna! Was.. was ist passiert?''

Ich wusste nicht wohin, deswegen war ich zum Hotel gelaufen. Da würde ich wenigstens die Menschen treffen, welche immer für mich da sein würden.

Ich sah Ciljan und Duvnjak an einem Tisch ein Spiel spielen. Nur deswegen riss ich mich zusammen.

,,Ich bin schon früher wieder gekommen. Meine Eltern und Sander gehen noch spazieren.'' Ich warf meinen Freunden eindeutige Blicke zu, die sie sofort verstanden.

,,Komm Ciljan, ich hab gehört hier soll gerade irgendwo Tischkicker gespielt werden.'' Dule stand auf und reichte Ciljan seine Hand. Er ergriff sie zögerlich und schaute mich stirnrunzelnd an.

,,Alles ok?'', fragte er mich.

,,Jaja, alles gut. Und jetzt geh.'' Ich wandte mich eilig von Ciljan ab, denn ich konnte die Tränen nicht mehr aufhalten. Und ich wollte nicht, dass mein kleiner Bruder sich Sorgen machte.

,,Komm Ciljan.'' Ich hörte nur noch, wie Duvnjak meinen Bruder mit sich zog und die Tür zuging, dann ließ ich mich schluchzend auf den Boden sinken.

,,Jonna!'', hörte ich Tommi und Maxi erschrocken. Sofort spürte ich ihre Arme um meinen Körper, während ich wie ein Häufchen Elend mit geschlossenen Augen nicht aufhören konnte zu weinen. Ich konnte ihre Blicke nicht sehen, das würde es nur noch schlimmer machen. Es war wirklich komisch, aber ich schaffte es einfach nicht aufzuhören.

,,Was ist passiert?'', fragte Maxi noch immer geschockt.

,,Meine Eltern.. Sander.. er ist so ein Verräter. Genauso wie alle in dieser Familie. Außer Ciljan. Sie erzählen alles weiter!'' Ich weinte nur noch mehr bei diesen Worten. Ich wusste keinen Ausweg. Der Ausweg meiner Familie war Flensburg gewesen, doch meine Eltern erlaubten es mir offensichtlich nicht mehr. Und feststand: ich passte nicht in diese Familie und gehörte dort nicht hin. Meine Familie war Ciljan, Tommi und Maxi. Sie akzeptierten mich so, wie ich bin.

Ich hörte wie die Tür plötzlich aufging und riss erschrocken die Augen auf. Überrascht schaute ich Duvnjak an, der gerade die Tür hinter sich schloss.

,,Sander ist gerade völlig aufgelöst in mein Zimmer gestürmt.'', erzählte er und schaute uns drei entschuldigend an. Ja, du störst aber kein Ding, dachte ich wütend. Konnte man uns nicht einmal ein paar Minuten in Ruhe lassen? Ich musste meinen Freunden erzählen, was passiert war und ob sie einen Ausweg fanden.

,,Jonna, ich weiß, dass wir uns nicht gut kennen, aber ich bin ein guter Zuhörer und Krisenratgeber.'' Er trat zögerlich näher an mich heran und reichte mir ein Taschentuch. Offenbar dachte er ich wäre eine tickende Zeitbombe. Anschließend ließ er sich auf das Bett sinken.

,,Was hat Sander gesagt?'' Vielleicht wusste er ja selber, dass er einen Fehler gemacht hatte. Einen Riesen großen.

,,Nicht viel. Nur, dass er sich Sorgen macht. Ich konnte ihn etwas beruhigen, als ich gesagt habe, dass du hier bist. Aber wirklich aufgemuntert hat ihn das auch nicht. Er wollte nicht reden und seine Ruhe. Deswegen bin ich raus gegangen.''

,,Jonna, bitte erzähl uns was passiert ist. Ich platze gleich vor Anspannung.'', sagte Maxi.

Ich begann also zu erzählen. Zuerst nochmal über den Abend, wo ich mich vor Duvnjak richtig schämte. Doch das konnte ich wohl kaum außer acht lassen. Ich redete wie ein Wasserfall, ohne Punkt und Komma. Es linderte den Schmerz etwas und half mir etwas klarere Gedanken zu fassen.

Meine Stimme klang am Ende ganz rau vom Weinen und Erzählen.

,,Du kannst nicht aus Flensbeug weg! Das geht einfach nicht!'' Tommi war bisher ruhig gewesen, bis ich zu dem Punkt angelangt war. Er schaute mich angsterfüllt an.

,,Das muss Jonna ja vielleicht auch gar nicht.'', versuchte Duvnjak Tommi, wie ein Vater seinen Sohn, zu beruhigen.

Ich erzählte die Geschichte mit Sander und seiner Plauderei und am Ende musste ich erstmal tief durchatmen. Es war eindeutige zu viel in so kurzer Zeit passiert. Es machte mich traurig, dass wir alle nicht den Champions League Triumph feiern konnten. Und mir war auch bewusst, dass mein dummes Verhalten am Abend der Anfang dieser Ereignisse war. Und trotzdem, sobald ich einen Fehler machte, brach das gesamte Familien Konstrukt auseinander. Und ich wusste, dass das nicht der Sinn einer Familie war.

,,Ziemlich viel auf einmal.'', brach Duvnjak die Stille.

,,Domagoj, also ich meine Duvnjak..'', stotterte Maxi und zum ersten Mal am diesem Tag musste ich grinsen.

,,Nenn mich bitte einfach Dule. Alles andere tut weh in meinen Ohren. Domagoj nennen mich nur meine Eltern.'' Ich grinste noch breiter als Maxi mit gefärbten Wangen nickte.

,,Ok, was ich eigentlich sagen wollte: hast du eine Idee, wie man Eltern klar machen kann, dass sie dumm sind? Du bist ja selber Vater.''

,,Das ist dann schon mal der falsche Ansatz.'', belehrte er sie.

,,Leute, ich finde, wir gehen erstmal die leichten Probleme an.''

,,Tommi, gibt es leichte Probleme?'', fragte ich seufzend und lehnte mich gegen die Wand.

,,Sander und du.. ich habe euch gesehen und weiß, dass ihr einander wichtig seid. Ihr beide könnt, soweit ich das beurteilen kann, impulsive Menschen sein, die aber nur einander helfen wollen. Hättest du nicht vielleicht sogar das Selbe gemacht?'' Dule schaute mich ruhig an.

,,Äh, naja also ich finde es etwas beunruhigend zu wissen, dass ich Sander gar nichts weiter erzählen kann, weil er sofort alles weitergibt.''

,,Erzählt er wirklich alles weiter?'', fragte Maxi zögerlich nach.

,,Auf welcher Seite stehst du eigentlich?'', sagte ich leise und niedergeschlagen. Er hatte meine tiefsten Gefühle weiter erzählt. Ich hatte aber momentan das Gefühl, dass sie das nicht verstanden.

So einfach wollte ich es Sander nicht machen. Ihm sofort zu verziehen, das fühlte sich falsch an.

,,Er ist dein großer Bruder. Stell dir vor Ciljan..'', begann Tommi nun.

,,Jaja, ich habe es verstanden.'', sagte ich gereizt.

,,Aber ich warte trotzdem auf eine Entschuldigung von Sander.''

Danach war erstmal Stille. Wahrscheinlich weil jeder wusste, welches Thema folgen würde. Flensburg und meine Eltern.

Und da gab es mit Sicherheit keine Lösung. Wenn überhaupt fand ich die gemeinsam mit meinen Eltern. Und da ergab sich ein neues Problem: mein Vater war stur und wenn er von etwas überzeugt war, setzte er sich auch durch.

,,Es gibt keine Lösung für Flensburg.'', murmelte ich in die Stille hinein.

Sorry, dass relativ lange nichts mehr kam- ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen..
Das mit Peke und Sander ist einfach nur bitter oder? Wäre so als würden Gottfridsson und Golla fehlen oder Magnusson und Gisli :( Aber es ist wie's ist, ich hoffe nur, dass das mit der Belastung nochmal verdeutlicht wird. Wenn das so weiter geht werden sich auch noch andere entscheiden die Liga zu verlassen 🏃‍♂️💸

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