Reden

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Ich konnte nicht abschalten. Das war wohl verständlich. Ich war viel zu aufgewühlt von dem kurzen Besuch meiner Eltern.

Meine Mutter- sie hatte mir endlich mal wieder gezeigt, dass ihr doch wichtig war und nicht nur für sie zählte, das sich die perfekte Frau Sagosen war.

Und mein Vater? Sein Blick hatte sich in mein Gehirn gebrannt. Voller Wut, Enttäuschung.

Und ich fühlte, dass er seine Tochter aufgegeben hatte. Er glaube nicht mehr an mich.

Es klopfte an der Tür. Ich schaute zur Uhr. Es war 10 Uhr morgens. Ich war hundemüde, hatte Kopfschmerzen und mir war noch immer übel. Ich hatte aber auch nichts anderes verdient.

,,Ja?'', sagte ich und hörte selber, wie rau meine Stimme klang.

Sander kam herein. Ich atmete erleichtert aus, als ich sah, dass er alleine war.

,,Ich muss aufs Klo.'', sprach ich meine Gedanken laut aus.

,,Danke für die Info.'', erwiderte mein Bruder und setzte sich in seinen Stammsessel.

Ich schwang meine Beine aus dem Bett und stand auf.

Ich ging mit wackeligen Beinen ins Bett und spürte, wie schnell mein Herz schlug. Unglaublich was Alkohol für eine Wirkung auf einen haben konnte. Davon würde ich wohl erstmal die Finger lassen. Ich fühlte mich als wäre ich um 30 Jahre gealtert.

,,Alles ok bei dir?'', fragte Sander, während ich im Badezimmer war. Nachdem ich auf Klo gewesen war, musste ich mir erstmal kaltes Wasser ins Gesicht spritzen.

,,Jonna?''

,,Ja ja alles ok!'', sagte ich genervt und erschien wieder in seinem Blickfeld. Sander stand direkt an meinem Bett und schaute mich besorgt an.

,,Der Arzt meinte gerade zu mir, dass er gleich mal nach dir schauen will.'', erzählte Sander beiläufig.

,,Was ist mit Mama und Papa?'', fragte ich vorsichtig. Das reinkommen meiner Eltern in der Nacht hatte ich wohl nicht geträumt.

,,Die sind in der Cafeteria.''

,,Sander.. ich- sind sie noch..'', ich wagte es kaum diese Frage auszusprechen. Wir hatten noch immer kein Wort darüber verloren. Fast so, als hätte ich das Gespräch darüber geträumt.
Glücklicherweise klopfte es an der Tür und ich richtete mich direkt auf mit der Vermutung, dass auch dieses Gespräch sehr unangenehm werden könnte. Davon würden mit Sicherheit auch noch viele weitere Folgen.

,,Tag zusammen. Ich bin Dr Petters.'' Der Arzt reichte mir und Sander die Hand und setzte sich anschließend auf den Stuhl neben mir.

,,Wie geht es dir? Schmerzen irgendwo?'' Er zog sich Handschuhe an, was mich unruhig werden ließ. Konnte er mich nicht einfach entlassen?

,,Ne nur Übelkeit.''

Ich linste zu Sander, der das ganze aufmerksam beobachtete.

,,Ok ich taste deinen Magen nochmal ab, der musste ja einiges aushalten die letzten Stunden.''

Das war wohl das Zeichen, dass ich mein Tshirt ausziehen sollte.

Ich kniff die Augen leicht zusammen, als der Arzt zudrückte. Gefühlt war er in meiner Leber drin.

,,Du hast Glück gehabt! Du kannst das Krankenhaus noch heute verlassen. Sei froh, dass du so sorgsame Freunde hast, die sofort einen Krankenwagen gerufen haben.'' Ich nickte Betreten.

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