Die Sagosen- Philosophie

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Am Strand hatte ich erneut ein dèja-vue. Das lag daran, dass ich erneut kurz dachte, mir eine Person eingebildet zu haben, weil ich nicht erwartet hatte, sie vor mir stehen zu sehen.

,,Ist das dort Rød?'', vergewisserte ich mich bei meinem Bruder, während wir die Schuhe auszogen.

,,Ich weiß gar nicht was du meinst.'' Sander sprach mich solch einer Ironie, sodass ich meinen Blick erneut zu Magnus richtete.

,,Abgesprochen?''

,,Natürlich meine Idee.''

Ich verdrehte grinsend die Augen, musste aber anerkennen, dass Sander tatsächlich mal eine gute Organisation vorzuweisen hat.

,,Schon ein Sonnenbrand?!'', rief ich lachend, während Magnus vertieft in einem Buch war und die Sonne sichtlich genoss.

,,Klein-Jonna!'' Magnus stand grinsend auf und umarmte mich ohne Zögern.

,,Gut siehst du aus, so erwachsen.''

,,Das sagst du seit ich fünf bin, werd mal
kreativer.''

,,Klein und frech wie eh und je.'' Magnus schüttelte den Kopf, während er auch Sander begrüßte.

,,Ich muss sofort ins Wasser.'' Sander zog sich sein Shirt über den Kopf.

,,Shit!''

,,Was?'', fragten Sander und Magnus im
Chor nach, als ich mir an den Kopf fasste und mich traurig in den Sand fallen ließ.

,,Ich hab weder einen Badeanzug, noch einen Bikkini oder sonstiges dabei.'', sagte ich verzweifelt. Der Fluch aus Flensburg hatte mal wieder zugeschlagen.

,,Chill mal!'', lachte Sander und plötzlich baumelte etwas direkt vor meiner Nase, dass einem Bikkini verdächtig ähnlich sah. Bei genauerer Betrachtung war es auch einer!

,,Woher..?'', fragte ich verwirrt.

,,Hanna, die gute Fee.'', kam es von Magnus.

Ich griff danach und zog ihn mir sofort
über. Die Sonne knallte auf meinen Körper und der Spätsommer haute nochmal ordentliche Temperaturen raus.

,,Eincremen, Schwesterchen.''

Ich verdrehte die Augen bei Sanders Versuch, unsere Eltern zu imitieren.

,,Das hab ich nicht vermisst.'', rutschte es mir heraus und direkt spürte ich wie Magnus und Sander ihre Blicke auf mich richteten und mich betreten anschauten.

,,Hattet ihr Streit?'', fragte Sander ruhig.

,,Ne, alles gut, aber ist doch normal, dass man mal froh ist von seinen Eltern weg zu sein.'', fand ich eine plausible Ausrede.

Ich hatte keine Lust die komplizierte Beziehung zu meinen Eltern zu erläutern. Eigentlich gab es ja auch gar keine Probleme. Ich machte Drama, nur weil meine Eltern mich so unterstützen und alles dafür taten, dass ich auch Handball Profi werden könnte.

Sander nickte nachdenklich.

,,Also: Lass uns ins Wasser gehen!'' Motiviert stand ich auf und half den beiden Faulenzern hoch.

,,Ihr habt wohl beide zugenommen!'', sagte ich schweratmend.

Die beiden grinsten, ehe sie los liefen zum Meer.

,,Ey wartet!'', rief ich und sprintete ihnen hinterher ins Wasser.

Es war angenehm warm. Viel wärmer als in Norwegen. Heimatgefühle überkamen mich, als ich mein Gesicht kurz unter Wasser tauchte.

Komplette Stille umgab mich und ich konnte einmal alle Schwierigkeiten aus meinem Leben ausblenden.

Ehe die Lunge mir leider einen Strich durch die Rechnung machte.

,,Alter kannst du lange die Luft anhalten.'', staunte Magnus.

,,Wo ist Sander?'', fragte ich verwirrt. Plötzlich spürte ich wie zwei Arme sich um meinen Bauch legten und ich die Fuße unter den Boden verlor.

,,Geile Aussicht.'', grinste ich, als ich mich plötzlich auf Sanders Schultern befand.

,,Wenn jemand hier zugenommen hat, dann du!'', stöhnte Sander.

,,Ey!'' Ich schlug ihm auf den Hinterkopf.

,,Kein Witz: Du bist echt schwerer geworden. Trainierst wohl ordentlich oder?'', hörte ich es da unten.

,,Ich muss mich fitnessmässig etwas anpassen und lege extra Schichten ein.''

,,Übertreibs nicht!'', hörte ich Magnus sagen, der sich auf dem Wasser treiben ließ und die Augen geschlossen hatte.

,,Ach! Jonna hält das aus! Wenn man merkt, dass es nicht reicht, dann muss man eben mehr an sich arbeiten. Das ist die Sagosen- Philosophie'', war Sanders Einstellung, die seiner Meinung nach selbstverständlich war.

Ein kleiner Stich durchfuhr meinem Herz und ich konnte diese Anmerkung von meinem Bruder nicht vergessen.

Abends in meinem Bett wusste ich ganz genau wieso.

Die Einstellung von Sander, welche unsere gesamte Familie in sich trug und als selbstverständlich erachtete, bezog man natürlich auch auf mich. Doch mir fiel es deutlich schwerer damit umzugehen.

Das sah man doch schon daran, dass ich meinen Namen nicht bekannt gab und somit auch nicht akzeptierte.

An diesem Abend nahm ich mir vor, dass ich meiner Familie gerecht werden wollte. 

Denn ich war eine Sagosen und es wurde Zeit, dass ich mich auch wie eine verhielt.

_

Am nächsten morgen setzte ich vieles schon in die Tat um.

Ich schrieb mir Ernährungspläne, Trainingspläne und strukturierte meinen Alltag durch.

,,Du bist schon wach?'', hörte ich Ella verschlafen sagen.

,,Ja, ich muss mich etwas organisieren vor der Schule.''

Ich hörte ein unmotiviertes Stöhnen dumpf durch das Kopfkissen.

,,Kein Bock auf Schule.'', hörte ich sie jammern.

,,Ich auch nicht.''

Nachdem ich meinen Kalender fertig geschrieben hatte, fiel mir auf, dass ich durch die Zusatzschichten nur noch wenig Freizeit hatte. 

Ich dachte nicht länger drüber nach und beschloss drüber wegzusehen. Wer brauchte schon Freizeit, wenn man den Handball hatte?

Sorry- bin gerade echt inaktiv, aber habe wenig Zeit, weil ich wieder durchgehend Präsenzunterricht habe und Klausuren schreibe :(

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