zwischen Schule und Handball

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Mein Mund war wie zugeklebt. Ciljan nahm mir die Entscheidung ab zu antworten. Er bejahte entspannt, denn er wusste ja nicht, was das für mich bedeuten könnte.

,,Abgefahren..'', murmelte er auf deutsch und schaute uns mit großen Augen an.

,,Tue mir den Gefallen und lass diesen Blick sein.'', seufzte ich. Damit fing das ganze Theater schon an.

,,Sorry, aber..''

,,Kein aber! Wir müssen jetzt eh gehen.''

Ich nahm Ciljans Hand und zog ihn mit mir. Ich musste erstmal meine Gedanken ordnen.

,,Es mit leid, ich wusste nicht..'', Ciljan schaute mich flehend an. Ich musste ziemlich wütend wirken, dabei galt die Wut nicht meinem Bruder. Er konnte nichts dafür.

,,Ist nicht deine Schuld. Er wird es hoffentlich nicht so schnell weiterplappern.''

Den restlichen Tag über versuchte ich nicht allzu viel über das Geschehene nachzudenken. Das war jedoch wirklich schwer, wenn man bedachte, dass Tommi gefühlt 70% meiner Geheimnisse und Probleme kannte, obwohl ich ihn gar nicht kannte.

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Die nächsten Tage lief ich eher wie ein Geist durch die Gegend, darauf hoffend, dass ich nicht plötzlich das neue Aushängeschild der Schule wurde.

Beim Handball gab ich Vollgas und ich zog mein Zusatztraining weiterhin durch. Inzwischen war das ewige Pendeln zwischen Schule und Training normal für mich.
Die Lehrer begannen mit den Prüfungen und ich lernte und lernte und lernte. Ich wusste gar nicht mehr, wo mir der Kopf stand in vielen Fächern. Die Sprache quälte mich. Von der Schule, Mathe ausgenommen, hatte ich die Nase voll. Doch ich machte weiter, versuchte, mich Tag für Tag durchzuboxen.

Deprimiert ließ ich meinen Blick wieder zu den erörternden Text wandern. Es war so deprimierend, wenn man noch nicht einmal den Text verstand, über den man seine Meinung abgeben musste.

Mein Handy klingelte. Sander per FaceTime.

,,Scheisse siehst du aus.'', begrüßte Sander mich stirnrunzelnd auf dem Bett liegend.

,,Bist du in Kiel?'', fragte ich, weil ich für solch eine Diskussion gar keine Kraft mehr hatte.

,,Ne bin im Hotelzimmer in Wetzlar.'' Ich sah wie Sander nach links schaute. Anscheinend war er nicht alleine.

,,Wer ist bei dir?''

,,Dule.'' Ich nickte und sah Dule plötzlich vor der Kamera auftauchen, mir grinsend zuwinken. Ich winkte etwas verdattert zurück. Ich kannte die meisten nicht wirklich, weil ich selten in Kiel war und wenn, dann machte ich ausschließlich was mit Sander und Hannah.

,,Wieso rufst du an?'', stellte ich die Frage, welche ich mir schon die ganze Zeit stellte.

,,Darf ich nicht einfach mal meine Schwester anrufen?'' Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute ich ihn an. Wir machten selten FaceTime, weil wir beide in unseren eigenen Welten lebten.

,,Ich wollte dich an meinem Geburtstag erinnern.'' Achja, das hatte ich tatsächlich vollkommen vergessen.

,,Am 14.9. Direkt?'' Ich linste zeitgleich in meinen Kalender. Ich hatte morgens Training, dann Schule und danach nochmal Traning. Das würde stressig werden. Zudem schrieb ich zu dieser Zeit viele Klausuren. Herrje.

,,Ja, oder passt es dir nicht?''

,,Doch, doch!'', erwiderte ich sofort, weil ich sonst ein schlechtes Gewissen bekam.

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