Eiskalt erwischt

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Benommen öffnete ich meine Augen, als ich lautes Gekicher hörte. Es waren mehrere verschiedene Stimmen, wie ich vollkommen verwirrt feststellte.

Meine Tür öffnete sich langsam. Erschrocken fuhr ich hoch. Ich brauchte einen Moment um zu erkennen, wer hier gerade einfach so in mein Zimmer spazierte.

Grelles Licht strahle in mein Gesucht, woraufhin ich mein Gesicht verzog.

Ich fühlte, als hätte ich mich in einem Tatort verirrt und wäre der Täter.

,,Steh auf!'', flüsterte Rike.

Ich regte mich jedoch nicht, zu geschockt war ich von der ganzen skurrilen Station. Ich konnte nicht abschätzen, was ihre Intention war.

,,What? Hä?'', murmelte ich in mein Kissen. Spinnten die jetzt komplett?

,,Zieh das an.''

Ich schaute zu Cassandra, welche mir ein enges Top und eine Jeans reichte.

Dann linste ich auf die Uhr. 21:30 Uhr. Ich musste eingeschlafen sein.

,,What's the mission?'', hakte ich nach. Ich erhielt noch immer keine Antwort und wurde stattdessen hochgezogen.

Cassandra reichte mir die Sachen, die ich definitiv nicht ohne Grund anziehen sollte. Als ich mich im Spiegel betrachtete, bekam ich eine böse Vorahnung. Ich traute mich jedoch nicht, meine Vermutung laut auszusprechen.

,,Leute, das ist keine gute Idee.'' Meine Stimme zitterte leicht, weil ich vollkommen überrumpelt war.

Ich hörte die Mädchen nur lachen. Rike, Cassandra, Lissy, Johanna und einige andere waren inzwischen in meinem Zimmer. Es war eng im Raum und mir fiel auf, dass noch nie jemand von ihnen in meinem
Zimmer gewesen war.

,,Jeder muss eine Mutprobe machen, wenn er neu ist.'' Mir wurde schnell klar, dass ich mich dem stellen musste, wenn ich endlich Teil des Teams werden wollte. Trotzdem bekam ich es mit der Angst zutuen, denn ich traute meinen Mitspielerinnen vieles zu.

,,Ok.'', seufzte ich und bat die Truppe, kurz zu warten. Ich schminkte mich eilig, ließ meine welligen Haare offen und lauschte schließlich Rike, die uns genaue Anweisungen gab.

,,Wir gehen gleich leise, ohne einen Ton heraus. Wenn wir draußen sind, rennen wir die Straße nach rechts.'' Adrenalin durchfuhr meinen Körper, als wir uns raus schlichen. Wir verstießen gerade gegen alle Regeln, die es gab.

Aber ich wollte nicht kneifen. Und ich beobachtete, wie selbstsicher sich alle bewegten. Das taten sie bestimmt nicht zum ersten Mal.

Erleichtert atmete ich die angehaltene Luft aus und sprintete den anderen die Straße hinterher. Wir lachten erleichtert, als wir die Bushaltestelle erreichten. Zum ersten Mal spürte ich eine Verbindung zu den Anderen.

Ich sah die erstaunten Blicke einiger auf mir liegen, vielleicht, weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass ich die Aufgabe durchzog.

Etwas mulmig wurde mir, als ich den Alkohol entdeckte, den Einige rausholten.

,,Hier!'' Eine Weinflasche wurde mir vor die Nase gehalten. Ich schautezu Johanna, die mich auffordernd anschaute. Die Deutschen und Alkohol. Aus dieser Nummer kam ich nicht raus.

Meine Eltern und Sander würden mich umbringen. Ich scheiße drauf und legte die Flasche an meine Lippen. Ich war erst einmal betrunken gewesen an dem Geburtstag einer Freundin.

Ich spürte den Alkohol durch meinen Körper fließen und es fühlte sich super an, wenn ich ehrlich war.

Ich sah, dass auch die anderen ordentlich zulangten, was mich beruhigte. Der Bus kam und wir stiegen motiviert ein.

,,Wohin?'', fragte ich.

,,In einen Club.'' Ich nickte anerkennend.

Ich weiß nicht, wie es zu dieser Situation gekommen war.

Zumindest kann ich mich nicht mehr dran erinnern.

,,Komm!'' Cassi, die erstaunlich nett war, zog mich auf die Tanzfläche. In mir drehte sich kurz alles, doch schließlich hatte ich mich unter Kontrolle und ließ mich in der tanzenden Menge falle. 

Ich sah einen Jungen vor mir, der mich anlächelte. Doch irgendwie war ich dafür überhaupt nicht bereit. Wieso, das wusste ich nicht.

Deswegen verließ ich die Tanzfläche eilig und ging zur Toilette.

Ich realisierte vorm Spiegel erst, wie betrunken ich wirklich war. Ohje.

,,Alles ok?'' Rike kam aus der Toilette und war erstaunlich nüchtern.

,,Jaja it's ok.'', nuschelte ich in meine Armbeuge.

,,Um 3 Uhr treffen wir uns draußen und nehmen den Bus. Wer nicht da ist, muss gucken wo er bleibt.'' Ich nickte konzentriert.

,,Macht ihr das oft?'', fragte ich und beobachtete Rike, wie sie sich die Hände wusch.

,,Ab und zu, aber in Maßen und niemand trinkt zu viel.'' Rike grinste und ich bekam das Gefühl, schon wieder in eine unangenehme Situation geraten zu sein.

Angst überkam mich. Ich stand draußen, doch niemand aus meiner Mannschaft war zu sehen.

Ich schaute erneut auf mein Handy.

Mein Kopf war zu benebelt, um mir zu überlegen, wie viele Minuten ich zu spät am Bus erschienen war.

Ich setzte mich auf eine Bank und überlegte. Nebenbei fiel mir wieder ein, dass Rike tatsächlich von Sander wusste. Das ließ mich direkt wieder in Anspannung verfallen.

Schließlich stand ich wieder auf und spazierte durch die Gegend. Vielleicht bekam ich noch eine Idee, wenn ich den Alkohol etwas abbaute.

Ich tippte währenddessen etwas am Handy herum, um zu schauen, wie weit es war. Es war sehr weit. 6 km um genau zu sein. In meinem Zustand wohl nicht die beste Idee, doch mir blieb nichts anderes übrig.

Am Internat angekommen, kam es mir
vor, als wäre ich komplett ausgenüchtert.

Ich schlich mich zum Eingang und versuchte so leise wie möglich zu sein.

,,Ich glaube ich guck nicht richtig!'' Meim Herz setzte aus. Ich drehte mich um und musste mich erstmal an der Wand festhalten. Mit geöffneten Mund schaute ich meinen Trainer an, der offensichtlich Joggen gewesen war.

,,Ich gehe mal davon aus, dass du heute Nacht gegen hunderte Regeln verstoßen hast, stimmt's?'', sagte er kühl und Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen. Ich begriff, einen riesigen Fehler- ne wartet!- gleich mehrere riesige Fehler, gemacht zu haben.

,,Es- es tut mir leid!'', stotterte ich.

,,Geh in dein Zimmer.'' Thomas ging wütend an mir vorbei. Ich regte mich nicht. Stattdessen wanderten meine Augen unruhig umher und blieben an der Uhr haften. Es war inzwischen 5:30 Uhr morgens.

Was hatte ich Blut bloß dabei gedacht? Die Antwort lag auf der Hand: gar nichts!

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