Kapitel 91

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Silver pov.

Wir gelangten an einen Abzweig. Genauer gesagt kreuzte vor uns eine Straße, weshalb wir wussten, dass das mühsame Laufen nun ein Ende fand. Mein müdes Gemüt schleppte sich gerade noch so auf den Beifahrersitz des Autos, welches Niklaus uns verschafft hatte. Natürlich ohne es zu klauen, sondern mit einem einfachen Anruf seiner Hybridenkollegen. Wie leicht er es sich machen konnte, da mag es echt so aussehen, als lebe er das unbeschwerlichste Leben überhaupt. „Die Strecke war lang, mach deine Augen ruhig zu, Liebes, ich passe auf dich auf." Seine sanftmütige Stimme schwang in den letzten Sekunden zu mir hinüber, bevor ich unbeschwert und in seiner Geborgenheit gehüllt, mich dem Schlaf widmen konnte. Ich war es: Sicher. Sicher bei ihm. Und das Letzte was mich begleitete war das beruhigende Zischen der vorbeifahrenden Autos, der schwere Motor, der auf Befehl meines Urhybriden die Geschwindigkeit erhöhte und das Ruckeln der Bodenwellen, welches mich in einen friedvollen Schlaf wog.

Ein sanftes Rütteln weckte mich aus meinem traumlosen Schlaf. Er brachte mir die Erholung die ich brauchte, auch wenn der Preis dafür steife Glieder und ein schmerzender Nacken war. Leise stöhnend setzte ich mich auf, die warme Hand, die auf mir lag zog sich zurück, sowie die meine Hand an meinem Hals. Nach kürzester Zeit linderte sich der kleine Schmerz wie von automatisch und ließ meine Augen öffnen. Die Helligkeit war unerträglich und doch erkannte ich im Schein der Mittagssonne einen grinsenden Niklaus, dessen Mund zu fragen schien: „Hat der kurze Mittagsschlaf denn auch seinen Zweck erfüllt, Silver Liebes?" Beim besten Willen wollten sich keine Faser meines Körpers an das Tageslicht gewöhnen. Ich ersehnte den kühlenden Schatten und einen kleinen Snack für zwischen durch herbei. Meine Hand steckte sich hinauf in Richtung seines Gesichtes, ich tastete nach seinem Nacken, um mich egoistischer Weise an diesem hinauf ziehen zu können. „Hilf mir doch bitte erst einmal aus diesem Gefährt, edler Gentleman", lächelte ich wissend, dass es ziemlich überspitzt klang. Noch immer verschonte ich meine sensiblen Pupillen von der Einstrahlung von UV-Strahlen. Unerwarteter Weise wurde mein Handgelenk bedacht umfasst und nicht grob gepackt, sowie ich es gewohnt war, als einstiger Mensch. Er führte meine Hand an seinen warmen Nacken, sofort spürte und roch ich das köstlich fließende Blut, das nach mir rief, wie ein Geist, der mich heimsuchte. Reflexartig zog ich sie zucken weg und doch übertrumpften seine Reflexe die meinen und schnappte sich meine Hand erneut. „Schhhh, es ist okay, konzentriere dich einfach auf mein Tun." Ich nickte, spürte wie er jede Faser meines Körpers verwöhnte, als seine Hände hinunter steiften und sich auf meine Hüften legten. Währenddessen bemerkte ich gar nicht, wie selbst verständlich meine Hände seinen Nacken umgriffen und wie gut seine Ablenkung funktionierte. Mit einem Mal zog er mich an sich, meine Beine verschlossen sich hinter seinem Rücken, seine Hände umfassten frecherweise mein Gesäß. Sofort spielten meine Gedanken verrückt, ich wollte gar nicht sein heimtückisches Lächeln sehen, welches er mit Stolz zu tragen schien. „Danke der Herr und nun doch bitte in den Schatten, wenn meine Ansprüche nicht zu deiner Überforderung führen.", neckte ich ihn belustigt. Ich nahm sein kehliges Lachen wahr, woraufhin es keine Sekunde brauchte, um den Schatten erreicht zu haben. Dunkelheit legte sich über meine Lieder, weshalb ich mir erlaubte erst das eine und anschließend das andere Auge zu öffnen. Vermutlich weiteten sich meine Pupillen beim Anblick des Urhybriden, denn sein Blick machte etwas mit mir, wie es kein anderer konnte. „Hay", flüsterte ich seine Augen studierend. „Hay", erwiderte er anzüglich und verstärkte ungeniert seinen Griff um meinen Po. Es reizte mich, ließ Schmetterlinge durch meinem Bauch flattern, meine Haut zog sich Schauder erregend zusammen. „Das schickt sich aber nicht für einen Gentleman!" Meine Stimme wurde heiser, Östrogen pumpe durch meine Adern. Meine Güte hat er eine Anziehungskraft! Vorsichtig ließ er mich an sich hinab auf den Boden gleiten. „Die Dame hat sich sichtlich gut im Griff", teilte er mir seine Beobachtungen mit und es stimmte. „Das muss höchstwahrscheinlich an dem sich senkenden Testosteronspiegel eines gewissen Mannes liegen, dessen Neutralisierung mich damit ebenso nicht anzustecken droht." Seine Augenbrauen schnellten in die Höhe. „Und das ist auch gut so, Liebes, dir sei deine Ruhepause gegönnt, ich bestehe darauf!" Tief seufzte ich. Ich wusste selbst, dass es mir wahrlich gut tun würde und doch würde ich meine Zeit damit verbringen wollen, das Vampirdasein zu erlernen. „Na schön und wann besuche ich die Salvators?" „Das entscheide ich, wenn ich deinen Zustand als wohlauf betiteln kann.", meinte er ernsthaft und strich mir mein Haar zurück. Sein Scharm ist gefährlich, dachte ich mir ins geheim und bemühte mich davon nicht abgelenkt zu werden. Meine Hand stoppte die sein, ich ließ sie in seine Handfläche gleiten und drehte das Spiel um. „Macht es dich eigentlich an?" Meine Hand glitt hoch zu seiner Wange, an der ich über die winzigen Stoppeln seines drei-Tagebarts streichelte. Bevor er etwas erwidern konnte und ich sah an seinen Lippen, die sich spalteten, dass er es wollte, erklärte ich mich: „Die Kontrolle über meine Handlungen zu erlangen und zu besitzen, meine ich. Mich um deine Finger zu wickeln und genau zu wissen wie gut es klappen würde." Ich lächelte verschmitzt, es war mir nicht peinlich, nein, es machte mich unsicher, jedoch auf eine gute Art und Weise. Denn ich wusste nur zu gut, dass es nicht viel brauchte, um seinem Scharm zu verfallen und ihm die Führung zu überlassen. Seine Augen funkelten gefährlich auf, sein Grinsen wurde breiter und vermittelte mir heimtückische Absichten. „Dafür gibt es keine passenden Worte, unmöglich... Und doch muss ich gestehen, dass auch ein Teil meiner Selbst sich verändert, wenn du in meiner Nähe bist. Ich nehme ein Gefühl der Losgelassenheit wahr, auch ich werde schwach, wenn es um mein zauberhaftes Mädchen geht. Du bist mein Wunderpunkt, den ich mit Stolz trage und ehre, Liebes." Sein Geständnis war schon fast wie in einem schnulzigen Liebesroman und doch war es aufrichtig und berührte mein Herz zu tiefst. „Danke", hauchte ich zärtlich an seine Lippen, ohne zu merken wie dicht ich doch an ihm war. „Für was?" Seine Rückfrage überraschte mich nicht. Ich schmunzelte flüchtig. „Danke, dass du auf mich aufpasst, mir zur Seite stehst, auch in Zeiten, in denen ich die Hoffnung aufgegeben habe. Ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen, Niklaus und ich kann es nur zurückgeben." Fasziniert beobachtete er mich, ich setzt an um es auszuführen doch er schien etwas Anderes vor zu haben. Er überbrückte die letzten unerträglichen Zentimeter, die uns trennten und vereinte unsere Lippen. Zärtlich mit unglaublichem Gefühl küsste er mich. Ich spürte sogar die winzigen Härchen auf meinem Körper, die sich begannen, durch das ausgelöste Glücksgefühl, aufzustellen. Jeder noch so kleine Nerv meiner empfindlichen Lippe brachte er in Wallung auf eine brave und doch unartig Weise. Erneut staunte ich um die Präzision des Empfindens durch den Vampirismus und ich konnte nicht genug davon bekommen, von ihm und seinen unglaublich weichen Lippen. Nachdem er von mir abließ, sehnte ich mich sofort nach dem Geschmack dieses Kusses und doch war es anständig es dabei zu belassen, um der Atmosphäre einem romantischen und weniger erotischen Flair zu geben. „Na komm, Süße, wir machen uns nun erstmal einen schönen Abend, Entscheidungen können auch noch morgen getroffen werden." Und ich wusste dieser Moment, seine Worte und das dabei entstandene Gefühl würde sich in mein Gedächtnis versiegeln, wie wenn ein Meisel es in Stein hauen würde. Sein Vorhaben setzten wir in die Tat und Wirklichkeit um. Die gemeinsame Zeit ließ mich Aufatmen, sein herzliches und perfektes Lachen ließ mein Herz wissen, dass ich nichts Anderes wollte, als in dem Moment bei ihm zu sitzen und mit ihm zu sein. Unsere Gespräche waren tiefsinnig und wohltuend, mit den paar Flächen Wein wurde das Ganze noch lustiger und half mir gleichzeitig meine Blutgier zu unterdrücken, was schon beinahe zu gut funktionierte. Oft artete ein Versuch ihn zu necken aus, sodass ich unter ihm landete oder er mir die Zunge in den Hals stecken musste, dass ich die Klappe hielt. Doch er schien keineswegs genervt, nun viel mehr amüsiert, denn Lachen tat wir ausreichend und ohne Hemmungen, bis wir ins Bett fielen und nach wenigen Minuten dicht aneinander gekuschelt und halb nackt dem Schlaf verfielen. Wie konnte man auch anders, als gut schlafen auf diesem absolut heißen, halb nackten Mann, der einem das pure Glücksgefühl schenkte. Und vielleicht, nur ein klein wenig, half der Alkohol dabei innerhalb von Sekunden in einen tiefen Schlaf zu gelangen, aus dem ich so schnell nicht wieder aufwachen würde.

Es kam mir lediglich vor wie wenige Stunden, in denen ich von verrücktem und doch friedseeligen Träumen begleitet wurde. Und doch war ich erstaunlich munter, als mir in mein Ohr geflüstert wurde: „Auf wachen Schlafmütze, dein spezielles Frühstück wartet unten auf dich!" Und ich erschrak, als ich eine ganz andere Stimmfarbe zu hören bekam, wie ich sie vermutet hatte. Das kann nicht... WAS! Adrenalin pumpte durch meine Venen, ein Glücksgefühl berauschte mich und übertrumpfte den Schock, seines plötzlichen Auftretens. Er schien wohl kaum damit gerechnet zu haben, dass ich ihm so fluchtartig umarmte und auch selbst war ich erstaunt über meine Schnelligkeit und stürmische Art am Morgen. „Damon", seufzte ich ungläubig und drückte ihn eng an mich, während ich den typisch Salvatorschen Duft in mir aufnahm. Auf einmal fing der Vampir an flacher zu atmen, sein Körper schien sich an zu spannen und seiner Kehle entrann ein leichtes Röcheln, welches sich in seiner Stimme wiederfand: „Uhh, Kleines, du bist einiges Stärker geworden, es scheint ja beinahe so, als müsste ich befürchten von einem Frischling zerquetscht zu werden, dass wär mir aber peinlich." Sein Sarkasmus schlug mal wieder richtig in die Stimmung ein und doch passte es perfekt zu einer Damon-Situation. Er beendete seine übertrieben dargestellte, angebliche Erdrückungsangst, als ich anfangen musste zu kichern. „Ach halt die Klappe, Damon" Und endlich blieb die Umarmung nicht unerwidert. Während er seine Arme um mich schlang, beschlich mich blitzartig das Gefühl etwas Falsches zu tun, etwas was Niklaus ganz und gar nicht gerne sieht. Also handelte ich, solange es mir noch möglich war: Ich schlug sie weg, seine Arme. Im nächsten Moment verstand ich die Welt nicht mehr. Das ist Damon, warum tat ich das? Was ist los mit mir? Verstört guckte ich in seine stahlblauen Augen, die mich mit Besorgnis musterte und von den Falten seiner Stirn unterstrichen wurden. „Hey, ist alles klar bei dir?" Och ist das peinlich, armer Damon. „Ehh ja natürlich, ich weiß auch nicht was das war, manchmal drehen die Gefühle mit mir durch und ich mache echt schräges und unverständliches Zeug.", erklärte ich ihm Wahrheitsgemäß und kratzte verlegen meinen Nacken. Ich trat sicherheitshalber ein Schritt zurück, um den Moment nicht unangenehmer zu machen, als er ist. Ich traf auf die Bettkante, die mich stoppte. Mit einer abwinkenden Geste begleitet von einem heiterem Abschnauben, schien es ihm kaum zu stören. „Die Hauptsache ist doch, dass du etwas fühlst, der schräge Mischmasch deiner Gefühle lässt sich leicht entwirren, das ist der einfache Part. Nichts destotrotz sollten wir uns auf dem Weg zu deinem Hybiden und meinem Brüderchen machen, denn Zeit haben wir noch genug zum Quatschen, wenn du dann bei uns bist, kleiner Frischling." Unhöflicher weise verschwand er einfach, ohne mir auch nur einer meiner unzähligen Fragen zu beantworten. Verwirrung schlich sich in mein nachdenkliches Köpfchen und doch war es zu früh um zu verstehen wie die eine Sache zur anderen traf, dies werde ich schon noch früh genug herausfinden.

heart and soul ♡ Niklaus Mikaelson ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt