Kapitel 95

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Silver pov.

Die helle Laterne ließ durch das überwucherte Gestrüpp flimmernde Schatten über den Gang huschen und mich paranoid durch die Gegend blicken, als würden dunkle Augen mich beobachten. Ich schlug den Weg zum Gewölbekeller ein, meine nackten Füße trafen auf das kalte Stein der Stufen, die ich lautlos hinunter schritt. Diese Räumlichkeiten weckten grausige Erinnerungen, an die ich mich nur noch düster erinnerte, da mich der Warn und die Gier befiehl, wie sie es letztendlich nun auch jetzt tat. Und als ich sie so vor mir sah, diese große Truhe, die verbarg nach was ich suchte, gab es kein Zurück mehr. Mit einem versichernden Blick über meine Schultern, dass ich auch wirklich alleine war, griffen meine Finger nach dem Deckel der Truhe. Ich hätte vor Freude auf quietschen können, als ich die dunkelroten Konserven vor mir liegen sah. Ganz intensiv nahm ich den Duft wahr, des Elixiers, dem einzigen und alleinigen Blut, welches mich am Leben hielt und nur einen Besitzer gehörte, Niklaus. Wie verdammt ich mich doch nach ihm sehnte. Sachte nahm ich mir aus der kalten Truhe einer der angebrochenen Beutel hinaus. Davon war, wenn überhaupt nur ¼ von verbraucht. Hatte ich mich etwa in 3 Tagen nur von so wenig Blut über Wasser gehalten? Damon verlangte von mir das Unmögliche, wusste er das denn nicht? Plötzlich Tropfte das Blut von der offenstehenden Öffnung auf meine Hand. Es war ganz kalt und dennoch so robust und intensiv. Ich verstand nicht was geschieht, als mich der Drang vollkommen und urplötzlich einnahm, mich übermannte und dazu brachte meine ausgefahrenen Zähne grob an der Öffnung saugen zu lassen. Als das Blut mit meinem Rachen in Kontakt stieß, löste dies eine unglaublich zufriedenstellende Explosion in meinem Mund aus. Das euphorisch berauschende Gefühl, ließ meine Muskeln, fordernd nach mehr, anspannen. Es war eine Erlösung, sodass ich zufrieden auf keuchte und mein Körper sich schlussendlich doch zu Boden sacken ließ und in schnellen Zügen den letzten Tropfen der Konserve saugte. Gerade als ich mich auf die anderen 4 stürzen wollte, spürte ich schneller als ich wahrnehmen konnte, einen eisernen Griff um meine Oberarme. Diese gewaltige Kraft zerrte mich auf die Beine und drückte mich unsensibel an das harte Backstein, das diesen Raum als Wand diente. Der dumpfe Schall löste ein unangenehmes Klingeln in meinen Ohren aus. Die dadurch entstehende Schmerzenswelle verebbte zum Glück recht zügig und ließ mich realisieren, was gerade geschah. Mit unglaublich zornigem Ausdruck, blutroten Augen, gefletschten Zähnen, die mir am liebsten die Pulsader hinaus fetzen würden, starrte mich Damon an. Sein sich immer fester verstärkender Griff um meine Schulter und Oberarm brannte wie Feuer auf meiner Haut und zog sich durch mein ganzes Leib, welches anfing wie ein Erdbeben zu erzittern. Dennoch überkam mich der heißglühende Zorn, dass er mich aufhielt mir das zu nehmen, was ich so unglaublich dringlichst benötigte. Ich fauchte ihm demonstrativ entgegen, duellierte mich gegen ihn wehrend. Er packte mich an den Handgelenken und vermied, dass ich ihn damit schaden konnte. Meine Knie versuchten immer wieder die Möglichkeit zu ergreifen ihn zu treten und mich los zu winden, aber ich merkte sichtlich, dass der viel ältere Vampir mir weit aus überlegen war. Seine Worte, dass ich mich beruhigen sollte und seine Drohungen kamen wohl kaum bei mir an. Es endete nun schlicht weg damit, dass ihm keine andere Möglichkeit blieb, wie mir wortwörtlich dafür den Hals umzudrehen. Schwärze legt sich über meine Sicht, als das laute Knacken zu mir durchdrang und endlich hörten meine Gedanken auf aufgewühlt umher zu brausen, mein Körper erschlaffte.

Damons Pov.

Zorn ließ meine Muskeln und meinen Verstand in einen unzurechnungsfähigen Rausch fallen. Meine Glieder zitterten, sie hätte das nicht tun sollen. Ernst starrte ich zu dem leblosen Körper hinunter, ihre Augen klarten sich wieder auf, die spitzen Beißerchen zogen sich zurück und ihr hübsches Gesicht kam wieder zum Vorschein. Ich erkannte mich nicht wieder, wie so oft in letzter Zeit. Schuld traf mich, sowie die Erkenntnis, dass Silver rein gar nichts für meine Situation konnte. Elenas ablehnende Antwort, am heutigen Morgen, auf meine Frage nach einer Blutbindung, ließ mich durchdrehen. Ich war unzurechnungsfähiger, wie ein Jungvampir. Es war offensichtlich das die Situation mir überlegen war, mich überforderte. Mein Egoismus prägte sich schlecht auf das unschuldige Mädchen vor mir aus, ich realisierte, dass ich im Moment nicht in der Lage war gewissenhaft ihr die nötige Kontrolle zu lehren, wenn ich sie selbst nicht einmal besaß. Zudem war der Neid auf ihre Verbindung mit Klaus nahezu unersättlich und heizte mein Gemüt auf Hochtouren an. Meine Augen wanderten zu den prall gefüllten Konserven des Urvampirs. In meinem Kopf wirbelten die gleichen verärgerten Gedanken umher wie schon über den ganzen Tag: Elenas Entscheidungen stehen mal wieder an erster Stelle und ich musste sie unweigerlich akzeptieren, schließlich konnte ich sie wohl kaum dazu zwingen. Doch ich war es satt meine Gefühle weiter zu unterdrücken. Mein Wiederwille vernebelte mir zusammen mit meiner Frustration und dem Bedauern, den Verstand. Sie sollte sehen, dass es mir mehr als wichtig war, dass sie es für mich war. Doch ihr stures Köpfchen sträubte sich gegen ihre Gefühle für mich, verlangten nach Abstand. Sie trieb mich zur Weißglut. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich einen der blutroten Konserven der Truhe entnommen und in der Hand hielt, bevor dieser meiner unzurechnungsfähigen Kraft nicht standhielt und dessen Flüssigkeit mit ordentlichem Druck durch den ganzen Raum spritze, unsere Kleider besudelten und mich fluchend das Ding auf den Boden werfen ließ. Niklaus Blut floss hinaus auf den steinernen Gewölbeboden und verteilte sich im nu zu einer großen Lache. Der dumpfe Aufprall hatte den feinen Staub aufgewirbelt, welcher mit dem Mondlicht brach, dass durch ein Gitterfenster hineinschien. Im ganzen Raum schwebten die Staubpartikel wie eine dichte Nebelschwarte, verliehen der Atmosphäre etwas Unheimliches. Die verunreinigte Luft, kam in meine Lungen, sodass ich begann auf zu husten und mein Sinn und Verstand wieder zu mir kam. Ein unbehagliches Gefühl beschlich mich, das wurde mir zu bunt. Den Gedanken über die blutige Schweinerein am Boden beiseiteschiebend und ignorierend, kniete ich mich zu der kleinen hinunter und strich ihr ein verloren gegangene Haarsträhne hinter das Ohr. „Entschuldige mich, das war nicht meine Absicht!", flüsterte ich wahrheitsgemäß mit einem warmen, bedauernden Lächeln im Gesicht. Klaus würde mir die Kehle hinausreißen, würde er davon erfahren, hoffentlich ist das Silver bewusst. Behutsam nahm ich ihren Körper an mich und zog sie hoch an meine Brust. Ich ging in menschlicher Geschwindigkeit, als ich den Gewölbekeller verließ und sie hoch zu ihrem Zimmer brachte.

Silver pov.

Ein Schmerz durchzog meinen ganzen Körper. Ausgelöst durch mein Genick, an das meine unterstützende Hand griff. Keuchend setzte ich mich auf, meine Augen flatterten auf. Damon hatte mir ernsthaft das Genick gebrochen, echt keine coole Aktion. Vermutlich sah man mir meine Verwirrung und mein Ärger an, als ich mich fragte weshalb. Ich hatte weder jemanden angegriffen noch großartig meine Kontrolle verloren, seine Gründe waren mir unverständlich. Doch da blitze mir ein Gedanke auf: Ich hatte mich gegen unsere Vereinbarung gestellt und mein Wort gebrochen, zu dem Zeitpunkt als ich schon den Keller betrat. Schuld durchdrang mich, eine tiefe Sorgenfalte durchfurchte meine Stirn. Ich sah sofort auf, als Damons Person an dem Türrahmen erschien und zu mir in den Raum trat. Gerade als ich ansetzt, um eine ernstzunehmende Entschuldigung zu beteuern und meine Pein zu gestehen, ergriff der ältere Salvator zuerst das Wort: „Egal was dein selbstloses Du mir sagen möchte, lass es! Nichts davon war deine Schuld, ich hätte dir besser zuhören sollen, stattdessen war ich viel zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt und habe meine Wut an dir ausgelassen." Mich traf der Schock. Das kam unerwartet. Hatte er sich gerade bei mir entschuldigt? Und von welchen Problemen redete er? War er nicht sauer, dass ich unser Versprechen gebrochen hatte? Mein verwirrtes Schweigen schien ihm Antwort genug. „Außerdem muss ich dir gestehen, dass ich deinen Happa-Happa-Blutvorrat reduziert habe. Unabsichtlich. Einer der Beutel ist geplatzt. Jetzt kannst du gerne sauer sein." Was? Oh je. Ich sog ein wenig verdutzt und erschrocken darüber die Luft ein. „Sag mal Damon, was beschäftigt dich so sehr, dass du so zornig bist?", hinterfragte meine sanfte und leise Stimme, den Fakt ignorierend, das es nun noch weniger Blut für mich geben wird, denn es war mir im Grunde genommen gerade gleichgültig, Damon sollte geholfen werden. Ganz unerwartet fing Damon an aufzulachen. „Ich habe dir das Genick gebrochen und das einzige Blut, dass du in Moment trinken kannst verschwendet und du machst dir sorgen über meine Probleme?" Ich dachte kurz über seine Worte nach. Offensichtlich lebte ich noch und würde im Ernstfall schon schnell genug an neues Blut herankommen. Ich brauchte nicht lange um seine Vermutung zu bestätigen und mit voller Ernsthaftigkeit ihm entgegen zu nicken. Ein fassungsloses Zischen verließ seinen Mund. „Du bist unverbesserlich." Damon begann mir ohne weitere Worte von seiner Situation mit Elena zu erzählen. Schnell konnte ich seine Gründe nachvollziehen und verstand, als er sagte, meine kleine Ausbildung würde ihm zurzeit überfordern. Kurz türmte sich die Hoffnung auf zu meinem Urhybriden zurück kehren zu können, doch ganz hatte ich noch nicht die Kontrolle über die Blutgier. Damon schaffte es mich von seiner Idee, eine letzte Übung zu durchstehen, zu überzeugen und bat mich um meine Geduld. Dennoch beschlich mich das Gefühl es sei vielmehr als eine entscheidende Prüfung, die mich ebenso vor die Herausforderung stellte, mich dem unglaublichen Drang zu widersetzten von ihm fern zu bleiben. Schon jetzt spürte ich das starke Band kräftig an mir ziehen, welches mich dazu verleitete alles in meiner Machtstehende zu tun, um zurück zu ihm zu finden. Diese Anziehung war nahezu gewaltig, der Wunsch seine Haut auf der meinen zu spüren verführte mich unweigerlich und der Trieb seine Stimme zuhören, seinen betörenden Geruch tief in mir aufzunehmen, zog an mir wie zwei imaginäre Gewalten die mich auseinanderreißen wollte. Hart schluckte ich, ich musste alles daraufsetzen, dass ich das Richtige tat und mit voller Überzeugung dagegen ankämpfen. Wie ein fallender Krieger, der bis zum Tode für den hoffnungslosen Frieden kämpfte!

Stunden später:

Der Tag erblühte in vollerPracht, ließ Licht durch die dichten Facetten des Waldes fallen und erschwertemir diese unfassbar knifflige Aufgabe gewaltig. Damon legte es echt drauf anund ich Trottel gab ihm auch noch mein Einverständnis. Da stand ich nun: Mitschwer pumpendem Atmungsorgan und bis zum Hals pochendem Herzen. Die Angstkroch meinen voller Adrenalin durchströmten Körper hinauf. Ich zischte schmerzvollauf, als das beißende Licht meine Schulterhaut verbrannte und zuckteschleunigst zurück in den rettenden Schatten. Worauf hab' ich mich nureingelassen? Das schaffte ich doch nie! „Ein kleines Jäger-Beute-Spiel", hörteich Damons stimme Revue erklingen.

heart and soul ♡ Niklaus Mikaelson ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt