Kapitel 98

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Lexi pov.

Damon war unvorsichtig, hatte sie verwandelt und vergessen sich um sie zu kümmern. Armes Mädchen. Mit aller Kraft wehrte sie sich, kratzt mir den Arm auf und trat mir ein paar Mal in die Magengegend. Ich hielt dem stand, wollte warten bis sie sich beruhigt hatte, doch es fand kein Ende und ich sah keine andere Möglichkeit, als ich das spitze Holzstück direkt neben mir liegen sah. Mit dem Fuß schnickte ich es geschickt zu mir hoch, fing es mit der freien Hand auf und hielt es auf Höhe ihres Herzens. „Ich warne dich, komm wieder zu dir, wenn du nicht aufgespießt werden willst, Mädchen! Und sag mir lieber was du hier zu suchen hast und wer du bist!" Kurz dachte ich sie würde tatsächlich ruhiger werden, doch ich hatte mich getäuscht. Mit einem unkontrollierten Ruck zuckte sie zu mir vor, rammte sich das verdammte Ding selbst in die Brust. Mein Artem stockte, mein Herz machte einen großen Satz. Der Jungvampir geriet schlagartig in eine Starre, verharrte unwillkürlich. Ihr verdatterter Blick schweifte hinab zu ihrem Herzen, vor dem in ihrer Brust der Pfahl hinaus prangte. Innerlich schlug ich mir die Hand vor den Mund, denn der Schock trieb mich in die Bewegungsunfähigkeit. Oh scheiße. Keuchend flatterten ihre Lieder zu, bevor sie mit einem dumpfen Aufprall auf den Boden niedersackte. Stefan, der dem ganzen Spektakel kaum folgen konnte, trat nun zur Stelle und zog den Fremdkörper hinaus. Ich kannte Stefan schon eine ganze Weile, doch so perplex, wie es sich nun in seinem Gesicht abzeichnete, hatte ich ihn nur selten gesehen. Ganz so, als würde Stefan dieses Mädchen kennen. „Ich...Stefan", wollte ich mich entschuldigen, doch meine Aufmerksamkeit gewann etwas ganz anderem: Die Haut hübschen Mädchens fing an sich grau zu verfärben, das Blut in ihren Adern verlor den rhythmischen Takt und kam zum Stillstand, ihre Augen wurden starr und blickten trauerbesetzt in die Leere des Raumes. Mir wurde unfassbar heiß. Nein! Hatte ich sie wirklich... getötet? Es dauerte paar Sekunden, bis etwas geschah, was ich ungelogen noch nie in meinen 355 Jahren, in denen ich auf diesem Planeten schon verweilte, erlebt hatte: Urplötzlich rehabilitierten sich die Todesgrauenadern von selbst, zogen sich auf halber Besitznahme ihres Körpers einfach wieder zurück, als würde man die Zeit zurück spulen. Ich hörte das Rauschen ihres Blutes und wie ihr Herz begann Leben in das Mädchen zu pumpen. Meines hingegen blieb stehen. Wist das allen Ernstes gerade passiert? Wer war sie, dass sie das konnte?

Silver Pov.

Ein mächtiges Rauschen brummte durch meinen ganzen Schädel, als ich anfing das Bewusstsein zu gewinnen. Die Welt um mich herum schien in Chaos zu versinken. Ich nahm Stimmen wahr, welche mein Unterbewusstsein als Damons erkannte. Das Stimmengewirr durchmischte sich mit zwei weiteren Stimmen, die laut stark durch einander riefen, eine ernsthafte Diskussion zu führen schienen. Meine Wahrnehmung verschärfte sich erst, als ich seinen Namen fallen hörte. Direkt blitzten Gedanken auf, welche mich in ein hoffnungsloses Dilemma lockte: Er war nicht hier? Ich durfte ihn nicht sehen! Ich muss doch durchhalten. Für ihn. Ich will es für uns machen. Meine Kraft zog an mir mit aller Mühe, doch ich fiel erneut unaufhaltsam in die tiefe Schlucht der Ohnmacht. Gerade noch bevor, die Salvator-Brüder auf sich los gingen und diese schräge Frau unmittelbar den Konflikt gedankenlos mitverfolgt.

Ich weiß nicht wie lange ich schon abgedriftet war, doch als ich zu mir kam, war das erst was ich deutlich spürte eine raue Hand, die sanft über meine Wange strich. Ich roch den vertrauten Geruch, spürte einen kalten Körper hinter mir oder besser gesagt: Unter mir! Ich Schnauft und ächzte vor Schmerz, als ich zu mir kam und meine Augen aufflatterte. Sofort hörte ich das erleichterte Brummen einer mir viel zu bekannten Stimme. Mein Herz pumpte automatisch schneller das Blut durch meine Adern und ich fragte mich. War er wirklich hier oder träumte ich das nur? Bin ich denn tatsächlich wach? Gerade hatte ich doch noch den Holzpfahl in meiner Brust! Nein... war ich... war ich doch tot? Und das ist nur die Welt, die ein Totgeweihter erreicht, sollte er verenden? Mich traf so viel auf einmal. Schock, Unglauben, Frustration, Angst... Oh Gott, ich wäre fast gestorben... ich wäre einfach so weg... es ging so schnell, ich hätte ihn nicht verabschieden können, ich hätte es nicht tun können... er wäre weg gewesen, für immer... oh Gott, ich wäre fast gestorben, fast tot. Schlagartig stiegen die Tränen in mir hoch. Alles in mir zog sich zusammen, der Schock löste sich in eine übermannende Trauerwelle, die mich laut aufschluchzen und die Hände vor das Gesicht schlagen ließen. Ich war nervlich am Ende, sie lagen vollkommen blank. Tränenflüssigkeit tropfte in Form von dicken Tropfen von meiner Wange, während mein Körper bebend aufzuckte. Ein mitleidiges Seufzen verließ den Mund des Urhybriden. Mit einem Mal schlangen sich große Arme um mich, zogen meine Körper näher an den seinen, während mir liebevolle Küsse auf den Scheitel gedrückt wurden. Er offenbarte mir sein vollstes Verständnis, befürwortete es, dass ich meinen Gefühlen freien Lauf ließ. Nach einiger Zeit wurde mein Schluchzen leiser, meine Atmung regulierte sich und mein Gemüt wurde ruhiger. Ich war wieder fähig zu sprechen. „Warum bin ich nicht tot? Und wer war diese blonde Frau?" Mein Blick schweifte das erste Mal zu Niklaus hinauf, seine außergewöhnlichen Augen funkelten mir Mut machend entgegen. „Weil du mit mir verbunden bist.", entfuhr ihm eine Antwort, auf aber hunderte meiner Fragen, rauchig aus der Kehle. Doch sie war leider nichts sagend, ich verstand nicht. „Du willst also sagen, ich bin nur nicht wie ein üblicher Vampir gestorben, weil du mir auf magische weise deine urvampir- Stärke übertragen hast?" Er deutete ein kaum merkliches Schmunzeln an. „Nicht ganz. Diese Besonderheit ist fungiert immer noch an meinem Körper. Sie wirkt bei dir lediglich mit. Dennoch... Sie hat dir das Leben gerettet. Es hätte niemals nur im Ansatz soweit kommen dürfen, Silver. Lexi hat ein Fehler gemacht, dafür wird sie..." Meine Augen weiteten sich. Die Blondine, er redete von der Blondine. Schnellstmöglich zog ich sein Gesicht zu mir, er unterbrach sich selbst, musterte angespannt meine Person. „Nicht sie war schuld, Niklaus! Ich war es! Ich habe die Kontrolle verloren, ich ging auf sie los, ich habe mir den verdammten Pfahl selbst in die Brust gerammt, weil ich ihn durch meinen blinden Kontrollverlust nicht sah! Sie hatte lediglich versucht ein randalierendes Biest aufzuhalten." Ich beobachte, wie seine Züge weicher wurden und der der Überraschung und des Erstaunens wichen. Ihm fehlten zum ersten Mal die Worte, ich sah buchstäblich, wie seine Gedanken kreisten und die Falten auf seiner Stirn sich in angestrengte Sorge legten. „Ich bin noch nicht so weit, Niklaus. Verstehst du? Ich tue mir da irgendwie schwerer als manch anderer. Ich muss erst herausfinden weshalb das so ist. Solange muss ich noch hierbleiben." Da packte Niklaus mich an den Beinen und drehte mich bestimmend zu sich auf den Schoß. Verwirrt verarbeitete ich das Spektakel, doch er ließ mir keine Zeit zu reagieren. „Du wirst NICHT hierbleibe, nicht nach dem was passiert ist. Es reicht, Silver, du bist hier nicht sicher!" Schon richtete er sich mit mir auf dem Arm auf und stellte im Anschluss meine Füße auf den Boden. Er schnappte sich meine Hand und zog mich mit in Richtung Ausgang. Protestierend stemmte ich mich gegen seine Kraft. Unbekümmert schliffen meine Fersen über den mit Teppich ausgelegten Boden. Meine freie Hand zogen an seinen Fingern, doch diese hielten mich eisern fest. „Nein, stopp, Niklaus, hör auf, lass mich los, lass es mich erklären!" „Nein!", schnauzte er wütend. „Ich sehe mir das nicht mehr länger an, Silver. Viel zu lange halte ich mich schon zurück, ich sehe keine andere Möglichkeit, als dich zu zwingen mit mir mit zu kommen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das je wieder müsste." Ich hörte unter seinem Zorn, wie sehr es ihn verletzte. Es durchtrieb mich wie ein Schlag, ich senkte enttäuscht von mir selbst den Kopf, doch auch für mich sah ich keinen anderen Ausweg, ich musste das tun. Ich tat das für ihn, dass er kein dauersaugendes Weib an seiner Kehle hängen hatte. Ein starker Wille baute sich in mir auf. „Klaus!", betonte ich mit kräftigem, selbstsicherem Ton, welcher obendrein all mein Ernst präsentierte. Und siehe da, es funktionierte tatsächlich. Der große Mann stoppte abrupt, stockte misstrauisch sich zu mir wendend. Ja ich verwendete mit Absicht den Namen, welchen Außenstehende in den Mund nahmen, wenn sie seine Person meinen. Ich hatte seine volle Aufmerksamkeit. Verkack es jetzt bloß nicht Silver, das ist deine einzige Chance. Ich atmete tief durch. „Denkst du ich mach das gerne? Natürlich würde ich wieder bei dir sein wollen, die Zeit mit dir genießen. Aber das funktioniert nun eben nicht. Du hattest 1040 Jahre um Herr deiner Kontrolle zu werden, dich zu studieren. Sag nicht es sei nicht von Nöten, dass ich es nicht lerne. Ich muss Gründe finden, Außenstehende wie die Salvators sehen mich nüchterner, wenn du verstehst, was ich meine. Du musst bitte noch eine kleine weile Geduld mit mir haben, ich flehe dich an.", submissiv sah ich zu ihm auf, drückte vorsichtig seine Hand. Sein Blick war hingegen scharfsinnig, durchschnitt mich wie eine Silberklinge. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass du mich gerne auf die Probe stellst, Liebes." Ich Lächelte ihn entschuldigend an und wirkte dabei so unschuldig, dass er gar nicht anders konnte, wie einzuwilligen. Seufzend, strich er über meine Wange. „Wenn ich dir das erlaube, dann ist es aber die letzte Verlängerung gewesen, verstanden?", seine Stimme klang streng, sein Daumen strich verwöhnend über meine Unterlippe. Die Atmosphäre schien einen Wandel zu durchleben, mein Körper schüttete Hormone aus, Erotik lag um die Aura dieses verblüffenden Mannes, welcher mich scharmlos angrinste, „Sag es Silver, ich will es hören!", befahl er mir und aus mir kamen ganz automatisch die Worte: „Ich verspreche es. Keine Verlängerung." „Gut", schnurrte er zufrieden und wand sich zum Gehen. „Halte dich nicht dran und du wirst es bereuen." „Ja, ja", vertrete ich grinsend die Augen. Das letzte was mir von ihm zu Tage getragen wurde, war sein funkelnder Blick, der mich stetig ermahnte artig zu bleiben. Ich würde mein Bestes versuchen.

Ich hörte die Töne inregelmäßiger Taktung, aus meinem Handy tuten. Ungeduldig wartete ich, dassDamon nun endlich abnehmen würde, doch das war nicht er Fall. Seufzend drückteich auf den Auflege Button und wählte gleich darauf die Nummer seines Bruders.Erneut erklang das Tuten, welches mich in der Warteschleife hängen ließ.Zwischenzeitlich machte ich es mir auf der großen Couch gemütlich und schlangeine Decke um meine Beine. Auf einmal leuchtete mein Handy auf und die Zeituhrdes aktuellen Anrufs begann zu zählen. „Silver?", sprach Stefans Stimme in denHörer und klang dabei durchaus erbost. Im Hintergrund hörte ich Damon sauerstöhnen. Also hat Damon absichtlich meinen Anruf ignoriert. Ich kann es ihmnicht verübeln, ich bereitete ihn ganz schön Probleme. „Eh ja... also, mir gehtes gut, wenn ihr das überhaupt wissen wollt. Ich bin nicht gestorben! Ichwollte eigentlich nur fragen wo ihr bleibt oder jetzt seid. Ist die blonde Fraubei euch? Kann ich sie vielleicht sprechen?", sprudelte es aus mir raus, da ichAngst vor der Antwort hatte, die nach der Stille folgen würde. „Hey Silver,ganz ruhig, fahr erst mal runter, du solltest jetzt keinen weiteren Stress ausgesetzt sein. Wo befindest du dich? Bist du bei Klaus?", wollte er wissenund umging geschickt meine Fragen. Ich seufzte. „Nein..." Stefan stutzte. „Nein?Wollte er dich nicht mit sich nehmen? Wo ist er jetzt, was hat er vor?" Stefanschien nervös zu werden und auch Damon trat dichter an den Hörer heran. Ichlegte meinen schweren Kopf auf die Rückenlehne des Sofas ab. „Und wie er daswollte, ich hatte ihn mühsam überreden müssen, mich hier zu lassen. KeineSorge, er ist gut gesonnen, er wird eurer Freundin nichts antuen."

heart and soul ♡ Niklaus Mikaelson ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt