3 - Beschnuppern

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Sie schob ihr Rad durch die Gegend und Florian lief neben ihr her. Er schwieg, aber er warf ihr immer wieder so komische Blicke zu. Was er wohl dachte? Scheiße, acht Wochen, jeden Tag mit ihm zu verbringen, würde heftig werden. Wie machten sie das mit den Wochenenden?

„Was ist mit den Wochenenden?", fragte sie, bevor sie es verhindern konnte und biss sich sofort auf die Unterlippe.

Er sah sie erstaunt an und zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Gehören im Grunde zur Freizeit. Aber da können wir ja immer wieder neu entscheiden, oder?"

„Hm", machte sie und wurde rot, als ihr Magen knurrte.

Ziemlich laut. Was offenbar auch Florian gehört hatte, denn ein Lächeln huschte über seine Züge. Doch er ließ es unkommentiert. Gott sei Dank. Zumindest bis zu dem Moment, als sie an einem Café vorbeikamen.

„Willst du hier einen Kaffee trinken? Da kannst du auch was essen. Ich könnte auch was vertragen, ein Eis oder so. Ist ja warm heute", schlug er vor und sie schluckte hart.

„Hm", erwiderte sie und schloss ohne weiteres Wort ihr Fahrrad ab, schnappte sich den Rucksack und sah ihn fragend an.

Dann suchte sie einen freien Platz und wieder folgte er ihr ohne Federlesens. Er ließ sich neben sie fallen und starrte sie an. Sie wand sich innerlich bei seinem Blick. Sie wollte nicht, dass er sie so ansah, ohne dass sie wusste, was in ihm vorging. Dachte er, wie blöd und hässlich sie war, wie peinlich es war, mit ihr in einem Café zu sitzen? Sie konnte es nicht sagen. Sie sah auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte und hoffte, dass er wegsah.

„Du redest nicht viel, oder? Also, äh, ich hab noch nie ein Mädchen gesehen, dass so wenig spricht wie du. Wieso?", fragte er und ihr Blick flog zu seinem Gesicht, wo sie nach einem Anzeichen von Häme suchte, doch da war nur Interesse.

„Keine Ahnung. Ist so. Normalerweise will auch keiner etwas wissen. Na ja. Also sage ich nichts", erklärte sie und er sah sie nachdenklich an.

Die Kellnerin kam und sie bestellte sich einen Milchkaffee und ein Wasser. Zum Essen orderte sie nichts, was Florian mit einem Stirnrunzeln quittierte, während er seine Bestellung aufgab.

„Isst du nichts?", fragte er, als die Bedienung weg war und sie schüttelte den Kopf.

„Ok? Ich glaube, ich hab vorher gehört, wie dein Magen knurrt", stellte er fest und sah sie fragend an.

Sie wich seinem Blick aus und murmelte: „Ich esse nicht in der Öffentlichkeit."

Jetzt sah er sie irritiert an, ehe er sich erkundigte: „Gar nichts? Wieso?"

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Er sah, dass sie sich unter seinem Blick wand und stellte sich nicht zum ersten Mal die Frage, weshalb sie so verschlossen war. Sie war nicht unfreundlich. Nur gab sie nichts von sich preis. Wie sollte er da ein Vortrag über sie schreiben? Oder die Wette gewinnen?

„Ich mag es nicht, wie die Leute mich anstarren, falls ich etwas in der Öffentlichkeit esse", erklärte sie dann kaum hörbar und er runzelte die Stirn.

War sie paranoid? Die Leute starrten sie an, wenn sie aß? Hä? Ok? Das musste sie ihm erklären, dachte er und wollte sie danach fragen, doch dann wurden die Getränke und sein Eis serviert.

Also wartete er, bis die Kellnerin weg war und stellte fest: „Tut mir leid, das verstehe ich nicht. Wieso sollten die Leute dich anstarren, wenn du etwas isst? Jeder isst doch. Soweit ich weiß, ist das sogar lebensnotwendig."

Jetzt flog sowas wie Verbitterung über ihre Züge und sie meinte verstimmt: „Ja, ist es. Nur gibt es einen Unterschied, ob man zu viel auf den Rippen hat und etwas isst, oder man eben schlank ist und etwas zu sich nimmt. Denn da denken die anderen nicht: Oh Mann, die hat's ja nötig. Egal."

Mein Name ist dick und hässlichWhere stories live. Discover now