43 - Todesangst

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Als Anna die Toilette verließ, war der Tumult schon in vollem Gange. Florian lag am Boden und starrte Johann irritiert an, der von zwei Mitschülern weggezogen wurde. Doch dann sah dieser sie und machte sich gewaltsam los. Sie riss erschrocken die Augen auf und sah aus dem Augenwinkel, wie Florian eilends auf die Beine sprang und sich ihrem Klassenkameraden in den Weg stellte. Der die Faust schon geballt und ausgeholt hatte. Der Schlag traf Flo voll auf die Nase und er strauchelte gegen sie. Automatisch stabilisierte sie ihn und zuckte zusammen, als der Stromstoß sie durchfuhr. Scheiße, sie hatte gehofft, darüber sei sie hinweg, dachte sie, während Johann wieder von Mitschülern weggezogen wurde.

„Du beschissene fette Schlampe! Du beleidigst einen tagtäglich mit deinem Anblick und jetzt darf man nicht mal mehr seinen Frust darüber äußern? Weil es ja plötzlich so schlimm für das Schweinchen ist? Bist du heulen gegangen und deswegen hat der Groschke jetzt einen Knall, hä?", beschimpfte Johann sie und Anna merkte, wie Florian sich bereit machte, loszustürmen.

Doch sie hielt ihn fest und schüttelte nur den Kopf. Dann reichte sie ihm wortlos ein Taschentuch. Aus seiner Nase lief Blut. Sein Shirt war schon voll damit.

„Nein, Anna war nicht bei mir, Johann. Und soweit ich weiß, auch bei niemand anderem. Es ist nur aufgefallen, dass ausgerechnet in meiner zwölften Klasse die Kommentare ein normales, erträgliches Maß überschreiten und da Sie Ihren Mund nicht gehalten haben, wurde an Ihnen ein Exempel statuiert. Und so wird Mobbing an dieser Schule, laut Direktor Haubner, künftig geahndet werden. Ein respektvolles Miteinander ist der Grundton, der in einer Gesellschaft herrschen sollte. Allen voran an Orten, wo man sich jeden Tag begegnet. Florian, sind Sie in Ordnung, oder soll ich die Polizei einschalten?", fragte Groschke, der offenbar gerade um die Ecke gekommen war.

Anna merkte, wie ihr Ex überlegte, schließlich abwinkte und meinte: „Ich glaube, er ist genug gestraft."

„Wie Sie möchten. Dann geleite ich Johann jetzt nochmal zum Direktor und sorge dafür, dass er dort von seinen Eltern abgeholt wird. Anna, Sie sehen sich Florians Nase an und entscheiden, ob er in die Notaufnahme muss. Ich denke ja, sieht gebrochen aus. Bitte übernehmen Sie das?", erkundigte sich ihre Klassenleitung und sie nickte seufzend, was ihr einen irritierten Blick von Florian einbrachte.

Sie lauschte den Ausführungen des Lehrers, dass sie ein Taxi rufen würden, das sie ins Krankenhaus bringen würde und als Groschke weg war, meinte Flo: „Ich kann auch allein zur Notaufnahme, kein Problem, Anna."

„Nein, schon gut. Hast du dir ja wegen mir eingefangen. Außerdem: Wenn du auf dem Weg dorthin umkippst, dann bin ich am Arsch. Egal. Danke übrigens", murmelte sie und jetzt zuckte dieses Lächeln um seine Mundwinkel.

„Kein Problem. Davon abgesehen, dass man keine Mädchen schlägt, hat er das Mädchen, das ich liebe, nicht anzufassen", stellte er fest und sie wich seinem Blick aus.

„Schon klar. Wir sollten los. Deine Nase blutet immer noch. Ich hab gehört, Tampons sollen helfen, die Blutung zu stillen. Äh, egal. Du willst bestimmt nicht mit Tampons im Gesicht durch die Gegend laufen...", erklärte sie und hörte ihn leise lachen.

Sofort überlief sie ein wohliger Schauer und sie gebot sich streng, so zu tun, als würde es sie kaltlassen. Scheiße, sie hatte Kopfweh. Sie konnte fast nicht geradeaus gucken. Und ihr Herz pochte schon wieder so schnell. Ok, das lag bestimmt an Florian. Sie musste sich dringend in den Griff bekommen. Sie ging einfach los und sah im Augenwinkel, dass er ihr folgte, die Hände in den Hosentaschen vergraben.

Seine Augen brannten ihr bestimmt ein Loch in den Rücken, dachte sie und seufzte innerlich. Sie wollte nur ihre Ruhe. Doch jetzt musste sie mit ihm in die Notaufnahme fahren und dort warten. Super. Als würde ihr seine Nähe nicht genug zu schaffen machen. Sie registrierte, wie er seine Schritte beschleunigte und er zu ihr aufschloss.

Mein Name ist dick und hässlichWhere stories live. Discover now