37 - Stimmungstief

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Sie stellte zwei Teller auf ein Tablett, Besteck, die drei Dips und schnitt ein Drittel des warmen Brots auf. Sie legte es in einen Brotkorb und gab den ebenfalls zu den anderen Dingen, stellte noch Gläser und Getränke hinzu, ehe sie die Krümel aufwischte und die restlichen Spuren beseitigte, dass sie in der Küche gewesen war. Dann schnappte sie sich das Tablett und wollte ungesehen aus dem Raum schlüpfen, um in ihr Zimmer zu verschwinden, doch Hartmut sah sie.

„Was zum Teufel noch eins soll das werden? Wo rennst du mit meinen Lebensmitteln hin?", schrie er sie an und jetzt platzte Anna der Kragen.

„Die hat Mama eingekauft, soweit ich mich erinnere, weil sie immer die Lebensmittel kauft. Und die bekommt Kindergeld und Alimente für uns, was soviel heißt wie, dass dieses Essen unter anderem von meinem Geld bezahlt wurde! Mach die Augen zu und dann siehst du, was dir gehört!", wiederholte sie die Worte, die er ihr an den Kopf geworfen hatte, nachdem er in ihr Zimmer eingedrungen war.

„ANNA, SO KANNST DU NICHT MIT HARTMUT REDEN!", rief jetzt ihre Mutter aus und sie starrte diese ungläubig an.

Dann riss sie sich zusammen und meinte gelassener, als sie sich fühlte: „Ihr kotzt mich so an. Alle beide. Ich kauf die Lebensmittel morgen nach, damit keiner hier verhungert, wenn die fette Anna und ihr Freund was essen. Keine Sorge. Ich bin unten."

Sie spürte die teils ungläubigen, teils wütenden Blicke im Rücken, als sie endgültig aus dem Raum ging. Sie merkte, wie sie Mühe hatte, die Wut und die Enttäuschung zu dominieren, die sich ihrer bemächtigt hatten. Warum musste sie sich mit sowas herumärgern? Konnte sie denn nicht einfach ihre Ruhe haben? Wieso hielt ihre Mutter jetzt schon wieder zu Hartmut, verdammt! Sie öffnete so vorsichtig wie möglich die Tür und sah, dass Florian an der Kante der Schlafcouch saß und ihr irritiert entgegensah. Ehe er aufsprang und die Tür hinter ihr schloss, während sie das Tablett auf ihren Tisch stellte.

Bemüht fröhlich sagte sie: „Du bist ja wach. Das ist gut, dann können wir ja essen."

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Er starrte Anna an, die das, was auf dem Tablett stand, auf den Schreibtisch stellte und so tat, als würde sie nicht vor Wut kochen. Doch er sah sie ihr an, ebenso wie Frustration und Enttäuschung. Er war wach geworden, weil er die lauten Stimmen von Hartmut und einer unbekannten Frau gehört hatte, wohl Annas Mutter. Dann Annas und daraufhin wieder die von ihrer Mama. Auch jetzt schallten noch die Streitfetzen von Hartmut und Annas Mutter zu ihnen, während seine Freundin das ignorierte, als wäre es nicht relevant.

„Anna, hast du gerade mit Hartmut und deiner Ma gestritten?", fragte er leise und sie erstarrte kurz, ehe sie nickte und mit den Schultern zuckte.

„Ja. Kommt vor", murmelte sie und sah ihn lächelnd an, obwohl in ihren Augen ganz andere Emotionen abzulesen waren.

‚Oh nein, wir werden das nicht totschweigen', entschied er und hakte nach: „Worum ging es denn?"

Er sah, wie sie abwinken wollte und schob nach: „Sag jetzt nicht ‚egal'. Weil du Konfrontationen jeder Art hasst und ich sehe, dass es dich ärgert. Also raus damit..."

„Es ging darum, dass ich in der Küche herumgewerkelt hab, alles mit meinen Dreckfingern besudelt hab, obwohl er das als seinen Bereich ansieht. Ich hatte zwar extra um Erlaubnis gebeten, ob ich den Raum nutzen darf, aber egal. Hab wohl die falsche Stelle gefragt, weil der Herr, anders als meine Mutter, nicht einverstanden ist, wie man hört. Außerdem ging es darum, dass ich die hochgeheiligten Lebensmittel verbraucht hab, um das hier zu machen. Dabei hab ich extra darauf geachtet, keine von seinen zu nehmen. Den Rest kauft meine Mutter ein und das auch mit dem Geld, das sie für mich kassiert, und ich hab ihm gesagt, dass sie somit auch mir gehören würden. Hat ihm nicht gefallen und meiner Mutter auch nicht, dass ich ihn darauf hingewiesen hab. Aber egal. Ich kauf das morgen nach und gut is. Können wir essen? Bitte? Das Brot ist noch leicht warm..."

Mein Name ist dick und hässlichWhere stories live. Discover now