49 - Neustart

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„Fuck! Scheiße! Fuck! Anna, du Biest! Du gehst da rein, ohne mit einer Wimper zu zucken, und ich dachte, das Wasser wäre ok. Aber Scheiße, das ist scheißkalt!", rief er aus und sie lachte los.

Es hatte sie einiges an Mühe gekostet, nicht nach Luft zu schnappen, als sie ins Wasser gegangen war. Aber Rache war Blutwurst. Er holte immer noch japsend Luft und sie bemühte sich, wieder Atem zu schöpfen. Aber es fiel ihr schwer, denn er sah so geschockt aus.

„Weißt du noch, dass du mich beim letzten Wettschwimmen geküsst hast, dass mir die Luft wegblieb, nur um dann loszuschwimmen? Rache ist süß, Ace. Man muss nur warten können...", erklärte sie lachend und wurde schlagartig ernst, als sie merkte, dass sie ihn bei seinem Spitznamen genannt hatte.

Ebenso wie er, denn er erstarrte für eine Millisekunde, ehe sich ein Strahlen auf seinem Gesicht ausbreitete, dass einer Hundertwattbirne Konkurrenz machen konnte. Sie beobachtete, wie er weiter ins Wasser kam und schließlich zu ihr schwamm. Sie wusste nicht, wie sie sich jetzt verhalten sollte. So hatte sie ihn schon Ewigkeiten nicht mehr genannt.

Offenbar registrierte er, was in ihr vorging, denn er ging mit keinem Wort darauf ein und meinte: „Dann hab ich das wohl verdient, Anna. Diesmal keine faulen Tricks. Boah, können wir losschwimmen? Es ist echt kalt."

„Das ist es. Wieder bis da vorne?", fragte sie und hatte das Gefühl, als würde plötzlich ein Bienenschwarm in ihrem Bauch ausschwärmen, weil er so nah war, dass er sich nur wenige Zentimeter vorbeugen müsste, um sie zu küssen. Bilder, an das letzte Mal, als sie im Wasser gewesen waren, verwirrten ihre Sinne und sie bemerkte, wie sehr sie sich nach ihm sehnte.

„Klar. Wie immer, oder?", stellte er fest und Anna hörte, dass auch seine Stimme belegt klang.

„Gut. Dann ... auf die Plätze ... Fertig ... Los!", sagte sie und schwamm los.

Sie bemerkte, dass er tatsächlich geübt hatte, denn diesmal hängte sie ihn nicht so mühelos ab wie sonst. Oder lag es an den Hormonen, die ihr Körper ausgerechnet jetzt ausschüttete? Scheiße, sie wollte ihn und dabei hatte er sie nicht mal berührt. War sie wirklich bereit dafür? Sie würde heute bei ihm übernachten, das war brandgefährlich, oder? Sie zwang ihre Gedanken in die Gegenwart, als sie merkte, dass Flo dabei war, sie zu überholen. Schnell holte sie nochmal alles aus sich heraus, denn sie wollte ihn nicht gewinnen lassen, nur weil sie ihren Kopf nicht bei der Sache hatte. Aber sie gewann nur knapp.

„Scheiße. Fast", hörte sie ihn und sie drehte sich lächelnd zu ihm um.

Schweratmend schwamm er langsam auf sie zu und als er ganz nah war, meinte er: „Gratulation. Wie immer ungeschlagen."

Dann strichen seine Lippen ganz sachte über ihre und er flüsterte: „Der verdiente Siegerkuss. So wie immer."

In rasender Geschwindigkeit breitete sich Hitze in ihr aus und das, obwohl der Kuss mehr als unschuldig gewesen war. Sie sah, dass es Florian genauso ging wie ihr. Denn er starrte ihr verunsichert ins Gesicht und schluckte hart. Sie traute sich nicht, auch nur eine weitere Bewegung zu machen. Als sie nicht reagierte, räusperte er sich schließlich und lächelte schief.

„Wir sollten zusehen, dass wir wieder ans Ufer kommen. Sonst erkälten wir uns und der Trip morgen fällt flach", sagte er und sie nickte automatisch.

Mit gemächlicheren Zügen schwammen sie zurück und kaum waren sie an Land, reichte ihr Florian das Handtuch, nur, um ihr nach einem Blick in ihr Gesicht, noch die Decke um die Schultern zu legen.

Als sie ihn erstaunt ansah, meinte er: „Du hast blaue Lippen, Anna. Ist dir sehr kalt? War wohl doch keine gute Idee von mir, Mitte Oktober an den See zu fahren."

Mein Name ist dick und hässlichحيث تعيش القصص. اكتشف الآن