35 - Gewitterwolken

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Das Gelächter der Partywütigen ein paar Meter weiter drang zu ihnen herüber und Anna merkte, wie Flo automatisch den Kopf dorthin wandte. Sie schluckte. Sie hatte ihn wirklich mehr als vereinnahmt die letzten Wochen. Sie sollte ihm etwas Freiraum geben. Oder zumindest über ihren Schatten springen und ihn zu solchen Partys begleiten.

„Willst du nicht doch rüber? Es würde mich nicht stören, Ace...", flüsterte sie und er sah sie überrascht an.

„Nein. Ich hab mich nur gerade gefragt, ob dich ihre Anwesenheit stört...", gab er zu und zuckte mit den Schultern.

Sie wollte in diesem Moment erwidern, dass es nicht so war, als es plötzlich raschelte und eine ziemlich derangierte Saskia vor ihnen stand.

„Ach nee. Was für'n Sufall. Fetti und Flo, die arme Sau, die ein'n Elefant'n fickt. Wie du den hochkriechs'. Scheiße, da wills' du nur ma' piss'n und da stolpert man in so 'ne Kacke... Scheiße, Fetti, has' du kein'n BH an? Boah, ich krieg's Kotzen...", schrie sie sofort herum und ehe Anna es sich versah, war Florian auf den Beinen.

„Komm Anna, wir hauen ab...", sagte er und sie wollte hastig ihre Unterwäsche in ihrer Hosentasche verschwinden lassen, als Saskia lospreschte, sie ihr aus der Hand riss und los kreischte.

„FUCK! Ech' jetz'? Läuf' oder, Flo? Nich' schlecht. Spürs' überhaupt was, wenn du ihn reinstecks'? Ich versteh ja nich', wieso er dir nich' abfällt! Aber ech' jetz', da kriechs'n hoch? Oder has' nur mit'm Finger rumgestochert? Was für'n Monstrum an Unterhose! Da pass ich mindestens sweimal rein!"

„Gib das her, Saskia", rief Florian jetzt aus und riss seiner giggelnden Ex die Unterwäsche aus der Hand.

Sie sah, dass er sich bemühte, nicht ausfallend zu werden, während ihr knallheiß wurde und sie rot anlief. Wie peinlich. Ausgerechnet Saskia hatte sie entdeckt. Sie bekam kaum Luft. Sie wollte sterben. Genau jetzt. Florian raffte unterdessen die Decke zusammen, während sie nicht fähig war, sich zu bewegen. Sie sah nur der gehässig lachenden Saskia ins Gesicht, die weiterhin Beschimpfungen absonderte.

****

Flo merkte, dass Anna wie zur Salzsäule erstarrt war. Er griff nach ihrem Handgelenk und zog sie wortlos hinter sich zum Auto. Weiterhin hörte er das gehässige, überdrehte, alkoholgeschwängerte Lachen seiner Ex. Scheiße. Fuck. Für einen Moment hatte er gedacht, Saskia würde ihn verraten. Ihm schlug das Herz weiterhin bis zum Hals. Das wäre beinahe echt kacke ausgegangen. Er musste das mehr als dringend klären. Doch jetzt musste er sich um Anna kümmern. Denn die war ähnlich neben der Spur wie an dem Tag, an dem Hartmut ihr Zimmer verwüstet hatte. Mit holzigen Bewegungen und starrem Blick folgte sie ihm und er sah sie besorgt an. Schnell öffnete er Anna die Wagentür und sie stieg automatisch ein.

Er legte die Decke in den Kofferraum und ließ sich hinter den Fahrersitz gleiten. Nochmals warf er ihr einen unruhigen Blick zu, ehe er den Motor startete und mit quietschenden Reifen davonraste. Es ging ihr nicht gut. Gar nicht. Er hatte sich getäuscht. Hartmut hatte sie nicht so hart getroffen, wie die Episode gerade.

„Ich will nach Hause", flüsterte sie nur und er schluckte.

Sogar beim Flüstern kippte ihre Stimme. Mehr als schlecht. Kurz vorm Zusammenbruch. Er legte die Hand auf ihren Oberschenkel, wollte etwas sagen, aber Anna schob sie weg. Ein weiteres Mal schluckte er trocken. Kein gutes Zeichen. Was ging in ihr vor?

„Anna, ich bring dich nach Hause, das ist ok. Aber deine Sachen sind noch bei mir. Das Kissen. Sollen wir es noch schnell holen?", fragte er und sah, wie sie mit den Schultern zuckte.

„Egal", kam kaum wahrnehmbar und er warf ihr wieder einen beunruhigten Blick zu.

„Wir sollten darüber reden, Anna", merkte er an und sah, wie sie den Kopf schüttelte.

Mein Name ist dick und hässlichWhere stories live. Discover now