47 - Freunde

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„Ja, Anna. So stelle ich mir das vor. Weil es mir lieber ist, dir nur ein Freund zu sein, als gar kein Teil deines Lebens, ok? Denn ich liebe dich. Das werde ich trotzdem weiter sagen, nur zur Info. Denn sonst platze ich. Weil's so ist und ich das auch nicht ändern kann. Für mich ist das eher eine Pause, damit ich dir beweisen kann, dass ich es ernst meine mit dir", erwiderte er und strich ihr immer wieder sanft durch die Locken.

Sie wusste nicht, ob diese Zärtlichkeit nicht schon an „Plus" heranreichte, aber es fühlte sich einfach himmlisch an. So, als wäre sie in Watte gepackt. Sie merkte, wie ihr die Augen zufielen, und kämpfte noch ein wenig dagegen an. Sie wollte das Gefühl, geborgen in seinem Arm zu liegen, noch etwas auskosten. Vielleicht träumte sie auch schon und wenn sie wach wurde, war wieder alles so, wie vor ihrem Zusammenbruch heute?

„Anna, hast du einen Hausschlüssel in deinem Rucksack? Wenn du hierbleiben musst, dann brauchst du ein paar Dinge von zuhause, oder? Ich würde dir was holen: Bequeme Sachen, Zahnputzzeug und allem voran dein Kissen, damit du auch schlafen kannst. Darf ich dir das holen?", hörte sie wie aus weiter Ferne und nickte.

Doch dann fiel ihr etwas ein und sie schüttelte den Kopf: „Scheiße. Ich kann gar nicht hierbleiben. Ich muss nach Hause. Ich muss mich sofort um meine Entlassung kümmern..."

Sie richtete sich auf und wollte nach der Schwester läuten, als Florians Hand vorschoss und sie davon abhielt. Sofort schaute sie ihn an und bemerkte, wie seine Augen jetzt vor Wut funkelten.

„Was soll das werden, Anna?", fragte er und sie merkte, dass er versuchte, seinen Zorn im Zaum zu halten.

Sie zuckte mit den Schultern und erklärte: „Ich muss nach Hause. Ich wäre dieses Wochenende alleine zu Hause gewesen und das heißt, ich muss mich um Roy kümmern, weil..."

„Einen Scheiß musst du, ok, Anna? Hör zu, du bist vor ein paar Stunden fast in meinen Armen gestorben! Du sollst noch nicht mal aufs Klo gehen, weil offenbar noch nicht alles so ist, wie es soll, oder sie Angst haben, dass nochmal was passiert. Und da willst du jetzt alleine nach Hause? Wegen Roy, dem Hund, der dich anfletscht, weil du heimkommst?"

Sie sah ihn mit großen Augen an. Er war richtig genervt! Krass, so hatte sie ihn noch nicht gesehen. So war Flo also, wenn er richtig wütend war? Sie musste doch aber auf Roy aufpassen. Der Rüde konnte doch nichts dafür, dass sie sich mit den Fatburnern fast ins Aus geschossen hatte, oder? Wenn sie Florian aber so ansah, wie er sie mit hitzigem Blick und entnervten Gesichtsausdruck so ansah...

"Auf keinen Fall, ok? Scheiße, deine Familie lässt dich laufend im Regen stehen, du musst beschissene Lebensmittel nachkaufen, weil du sie verbraucht hast, und du setzt deine Gesundheit aufs Spiel und machst ihnen den Idioten? Da hat der Spaß ein Loch, ok? Ich regle das mit dem Hund irgendwie und wenn ich dreimal täglich zu dir fahre und eine Runde mit ihm drehe. Aber du wirst dieses verkackte Krankenhaus nicht eher verlassen, ehe dich die Ärzte entlassen, verstanden?", schimpfte er weiter und sie schluckte.

„Aber...", fing sie an und er verschränkte nur die Arme vor der Brust, zum Zeichen, dass die Diskussion beendet war.

„Nichts aber. Mit sowas machst du mich echt sauer, ok? Fuck, ich hätte dich heute fast verloren und ich werde nicht tatenlos zusehen, wie du dich nochmal so in Gefahr bringst, wegen deines wirklich tollen Pflichtgefühls und so", entschied er angepisst und Anna wollte etwas erwidern, als plötzlich die Tür aufflog und Alina hereinstürmte.

„Fuck. Oh, Gott sei Dank. Du lebst. Blass, müde, aber ganz ok. Scheiße, Ananas. Was soll die Kacke, hä? Bist du ok? Fatburner, so eine Kacke. Das weiß sogar ich und ich bin bedeutend blöder als du. Ich hab alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass ich zu dir zurückkonnte. Was machst du nur für einen Bullshit? Fuck, bin ich im Arsch. Ich dachte, ich komm hierher und du bist irgendwie schon halb am Abnippeln. Bin ich froh, dass du mich so bescheuert anschaust. Ach ja, ich war kurz zuhause und hab dir ein paar Sachen mitgebracht: So Gammelklamotten, deine Kulturtasche und nicht zu vergessen dein Kissen. Ich bin fertig. Ich hatte solche Panik...", ließ sie sofort verlauten und Anna traute ihren Augen und Ohren kaum.

Mein Name ist dick und hässlichWhere stories live. Discover now