4 - Willkommen zuhause

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Da Florian zu Fuß unterwegs war, schob sie ihr Fahrrad den Weg nach Hause. Was gefühlt ewig dauerte. Sie merkte, wie er ihr immer wieder einen Blick zuwarf, aber vorerst fragte er nichts und sie war ganz froh darüber. Sie haderte ohnehin gerade damit, wie das jetzt werden würde. Als sie vor der Doppelhaushälfte mit dem kargen Garten standen, schob sie wortlos ihr Rad in die Garage.

Florian hatte am Gartentor gewartet und fragte: „Hier wohnt also Anna Kreitmayr. Mit wem wohnst du da denn?"

Sie räusperte sich und zuckte mit den Schultern, ehe sie meinte: „Mit meiner Mutter, deren Mann und meiner Schwester. Oh, hast du Angst vor Hunden oder eine Allergie oder so? Wir haben einen Hund. Roy."

‚Bitte, lass ihn allergisch sein', dachte sie und zu ihrer Enttäuschung schüttelte er den Kopf und erwiderte: „Nein, nichts dergleichen. Schwester. Älter oder jünger? Deren Mann heißt dein Stiefvater oder so?"

„Hm. Ja. Oder so. Lina ist jünger. Sie heißt eigentlich Alina. Ich nenn sie Lina. Egal. Sie nennt mich Ananas. Keine Ahnung, warum. Vielleicht weil ich bauchig und stachlig bin?", erwiderte sie und bemerkte, dass Florian sie erstaunt ansah.

„War ein Witz. Ja, also, das mit bauchig und stachlig. Das mit Ananas nicht. Macht sie immer, wenn sie was will. Egal. Komm rein", fügte sie an, öffnete seufzend das Gartentor und betrat das Grundstück.

Florian sah sich neugierig um und sie dachte sich, dass das nichts Besonderes war. Ihr Garten war einfach nur Rasen und ein Zaun drumherum. Keine einzige Blume blühte hier.

‚Wie im Innern', erinnerte sich Anna und öffnete die Haustür.

Nachdem Florian ebenfalls den kleinen Windfang betreten hatte, wurde sie sich seiner Anwesenheit überbewusst. Hastig trat sie einen Schritt von ihm weg und fuhr sich nervös durch die Locken. Das war nicht gut. So auf so engem Raum mit ihm. Aber er schien nichts bemerkt zu haben, denn er sah sich weiter neugierig um.

„Da ist auch eine Toilette, also, äh, falls du, äh, musst...", erklärte sie schwach und er nickte nur.

Sie seufzte und zog sich die Schuhe aus. Sonst würde Hartmut einen Ausraster bekommen. Wenn sie mit Straßenschuhen ins Haus gehen würde. Sie fragte sich gerade, ob sie Florian darauf hinweisen sollte, doch dann bemerkte sie, dass er sich ebenfalls bückte und seine Schuhe auszog. Sein Kopf war jetzt ungefähr auf der Höhe ihres Gesäßes und sie dachte erneut, dass der Windfang viel zu klein war. Schnell richtete sie sich auf und trat nochmal einen Schritt zur Seite.

„Äh, ja, äh, willst du eine Führung oder sowas? Was willst du denn jetzt wissen?", erkundigte sie sich und er zuckte mit den Schultern.

„Einfach, wie du lebst", sagte er und sie fragte sich, was sie ihm da erzählen sollte.

Sie lebte. Mehr war da im Grunde nicht zu erklären, oder? Doch sie nickte und öffnete die Tür. Sofort schoss Roy, ein Rehpinscher, heraus und betrachtete den Fremdling misstrauisch. Roy war mit Vorsicht zu genießen. Er war nicht ganz ohne. Sie sollte ihm das sagen, dachte sie, doch Florian war schon in die Knie gegangen, hielt dem Rüden die Hand hin und der schnupperte tatsächlich, ohne zu knurren, an seiner Hand. Ok, das war überraschend. Roy war Hartmuts Hund und genauso wie das Herrchen, war auch er.

„Vorsicht. Er schnappt gerne mal", brachte sie trotzdem raus und erntete einen überraschten Blick von Florian, der von dem Rüden die Finger abgeleckt bekam.

Sie verdrehte innerlich die Augen. Vielleicht mochte der Hund einfach keine weiblichen Wesen? Denn sie traute sich nicht, ihm einen Knochen wegzunehmen. Da konnte er ausgesprochen böse werden.

„Wirklich? Der kleine Racker hier? Na ja. Muss ja auch aufpassen, oder?", stellte Florian gerade fest und zwang damit Annas Gedanken in die Gegenwart.

Mein Name ist dick und hässlichTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon