28 - Betroffenheit

185 35 136
                                    

Sie spürte seinen heißen Atem an ihrer Schulter, der immer noch schnell war, während er die Arme um sie geschlungen hatte und sie fest an sich drückte. Sie spürte sogar sein Herz schlagen. Das war so anders gewesen. So anders, als sie es kannte. Sie war verwirrt. Total. Jetzt, wo der Gefühlsrausch nachließ und ihr Verstand wieder ansprang. Sie spürte, wie Florian seinen Kopf drehte und ihr einen zarten Kuss aufs Ohr hauchte. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, ehe es zu rasen anfing. Was war das? Scheiße, so lief das nicht ab! Nicht so, wie sie es kannte. Da war man danach nicht so gefühlsduselig, wie sie sich gerade fühlte. Man hatte Sex und danach war gut. Aber das, was gerade in ihr vorging, das konnte sie nicht einordnen. Das setzte sie schachmatt.

Jetzt hob er den Kopf und sah auf sie herunter. Sie hatte das Gefühl, als würde er direkt in sie hineinsehen können. Das war nicht gut. Denn alles schwamm direkt unter der Oberfläche und war kurz davor hervorzubrechen. Sie wich seinem Blick aus, weil sie sich mühen musste, das zu ordnen, was sie empfand. Sie war gut im Ordnen. Wieso fiel es ihr dann jetzt so schwer?

„Du bereust es...", stellte Florian leise fest und sie hörte seine Enttäuschung.

Sofort flog ihr Blick zu ihm und sie schüttelte den Kopf, denn das stimmte nicht. Sie bereute es nicht. Es hatte sich richtig angefühlt und so dachte sie auch jetzt noch darüber. Sie wusste nur schlicht nicht, wie sie sich jetzt verhalten sollte, weil sie nicht mit diesem Gefühlschaos gerechnet hatte.

„Nein. Ich bereue es nicht, Ace", flüsterte sie, weil er das wissen musste.

„Aber?", fragte er sofort und sie merkte, dass sie ihn keineswegs beruhigt hatte.

„Nichts aber. Ich ... ich bin nur ... überrascht. Das trifft es, glaub ich", gab sie tonlos zu und sah seine Verwirrung.

Er rollte sich von ihr herunter und sie versuchte, ihre Blöße zu bedecken, was ihr einen verdutzten Blick von ihm einbrachte. Aha, das machte man in seinem Kosmos wohl auch anders, schoss es ihr durch den Kopf und sie merkte, wie sie rot wurde. Gott sei Dank sagte er nichts dazu. Stattdessen wollte er sie in die Arme ziehen und sie wich irritiert zurück. Auch neu.

Jetzt runzelte Florian die Stirn und erklärte: „Raus damit, Anna. Was ist los? Entweder hast du gelogen und du bereust es doch, oder es ist was anderes. Und dann will ich wissen, was es ist. Was meinst du damit, du seist nur überrascht?"

„Dass mich das eben überrascht hat. In mehrerlei Hinsicht. Und ich bereue es nicht. Es war ... anders. Ich weiß nicht, wie ich mich richtig verhalten muss, denn das war anders, ok? Du hast offenbar andere Verhaltensweisen, wie ich sie kenne und das erstaunt und verwirrt mich. Das ist alles", murmelte sie und er sah sie fragend an.

„Ich weiß jetzt nicht, ob das gut ist oder schlecht, Anna. Könntest du das bitte genauer ausführen?", erkundigte er sich und sie seufzte.

„Du überforderst mich. Komplett. Ok. Äh, Vergleiche sind doof. Weil sie nie gerecht sind und so. Aber, äh, es ist gut, ok? Ich kann mich nicht erinnern, mich je so gefühlt zu haben und das verwirrt mich. Weil ich mich frage, ob das andere falsch war oder einfach nur anders. Oder ob das an mir liegt oder eben nicht. Und ich muss das sortieren und ich kann gerade nicht und keine Ahnung. Jedenfalls hatte ich nie das Gefühl, so gefühlsduselig zu sein, dass ich denke, ich breche jeden Moment in Tränen aus, weil ich sowas ja nicht tue. Also in Tränen ausbrechen. Das passiert mir höchstselten und schon gar nicht deswegen. Aber plötzlich hab ich das Gefühl, als müsste ich irgendwie heulen und das ist doof. Das ist alles. Weil ich so verwirrt bin und überrascht und nur Schwachsinn fasle, der überhaupt keinen Sinn macht", flüsterte sie und zuckte hilflos mit den Schultern.

Sie war beharrlich seinem forschenden Blick ausgewichen und als sie jetzt die Augen auf sein Gesicht richtete, sah sie, dass er sie ernst ansah und nickte. Dann zog er sie still in seine Arme und verwirrte sie damit noch mehr. Hatte sie jetzt in dem Gefasel irgendwas gesagt, was er missverstehen konnte? Oder hatte er nur verstanden, was sie ihm hatte begreiflich machen wollen?

Mein Name ist dick und hässlichजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें