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Sebastian Jones PoV.:
Seit einer Stunde starre ich wie gebannt auf die Bühne, folge jeder ihrer Bewegungen, fassungslos. Immer wieder, wenn sie ins Off tritt schlage ich die Seite mit der Rollenbesetzung auf und starre auf ihr Portrait. Es ist eines der Bilder, die beim Congress gemacht wurden. Sie strahlt darauf auf so unscheinbare Weise und verzaubert mich vollends. "In der Hauptrolle die Zweitbesetzung Jana Maier alias Madelein" steht unter dem Bild. Sie ist die Zweitbesetzung? Ich wusste nichtmal, dass sie zu den Theaterkursen ging. Und ihre Stimme!
Als sie zusammen mit der Figur Jack A whole new World zu singen beginnt, kann ich nicht anders, als sie mit angehaltenem Atem begeistert zu beobachten. Dort oben auf der Bühne ist sie ein ganz anderer Mensch und doch findet sich in jeder ihrer Bewegeungen ein Hauch ihrer Selbst wieder. Wie sie bei ihren Gesangssoli ihre Rechte Hand auf ihre Brust legt wirkt, wie eine einstudiert Geste, die ihre Gestalt noch Emotionaler erscheinen lassen soll, doch ich habe sie schon oft bei dieser Bewegung beobachtet. Sie tut es oft, beiläufig, eine unbewusste Geste, mit der sie sich in stressigen Situationen selbst zu beruigen scheint. Und wie sie ihr Haar zurückwirft, wenn sie mit Jack spricht. Als wäre sie ein verliebten Teenager, doch in Warheit zeugt es von Unsicherheit. Immer wenn sie sich mit einer Aufgabe in den Prüfungen nicht sicher war, warf sie ihr Haar auf die selbe Weise zurück. Und immer, wenn sie in mein Büro kam, oder wir im Glugzeug saßen. Meine Gedanken schweifen einen Augenblick lang zurück zu jenem Moment. Ihr Kopf ruht auf meiner Schulter, ihre Finger sind verschlungen mit den meinen. Ihr betörenden Duft steigt mir in die Nase und ihr goldblondes Haar kitzelt mich leise an der Nase, als ich sie darin versenke. Ihre Wimpern ruhen auf ihren Wangen und flattern leicht, während sie zu träumen scheint. Ich bin wie verhext von meinen Gedanken und von ihr, dort oben, wie sie strahlt auf der Bühne. Die Kulisse zeigt eine Bar und sie steht abseits der Menge am rechten Bühnenrand, zusammen mit Jack. Zu Beginn der Szene hatte sie ihm immer wieder versucht, deutlich zu machen, dass die Leute bereits über sie Reden würden und dass nicht sein dürfe, denn es würde ihren Auftrag gefährden, während er ihr einen Drink nach dem anderen reichte. Jetzt tritt sie ausgelassenen auf und als er ihr von hinten die Arme auf die Talie legt und mit ihr zu tanzen beginnt, schmiegt sie sich an ihn. Eine irrationale Welle der Eifersucht bricht über mich herein als die Musik im Hintergrund anschwillt und sie zu singen beginnt.

People are talkin', talkin' 'bout people
I hear them whisper, you won't believe it
They think we're lovers kept under cover
I just ignore it but they keep sayin'

We laugh just a little too loud
We stand just a little too close
We stare just a little too long
Maybe they're seein' somethin' we don't darlin'

Sie dreht sich in seinen Armen, so dass sie nun mit dem Gesicht zu ihm und beide mit dem Profil zum Puplikum stehen. Sie lächelt breit und legt ihm die Hände auf die Arme während sie in seiner Umarmung tanzt.

Let's give 'em somethin' to talk about
Let's give 'em somethin' to talk about
Let's give 'em somethin' to talk about
How about love, love, love?

I feel so foolish, I never noticed
You act so nervous, could you be fallin' for me?
It took the rumor to make me wonder
Now I'm convinced, I'm goin' under

Er umfasst sie mit festem Griff, wirbelt mit ihr über die Bühne, bis in die Mitte der Statisten und Tanzt dort mit ihr, aufreizend und wild während sie ihr Haar hin und her wirf uns sich mit vor Freude strahlenden Gesicht an ihn schmiegt.

Thinkin' 'bout you every day
Dreamin' 'bout you every night
I'm hopin' that you feel the same way
Now that we know it, let's really show it darlin'

Let's give 'em somethin' to talk about
A little mystery to figure out

Let's give 'em somethin' to talk about
How about love, love, love?

Let's give 'em somethin' to talk about babe
A little mystery to figure out
Let's give 'em somethin' to talk about
How about love, love, love?

Die beiden stehen sich schwer Atment und grinsend gegenüber als die Musik verstummt und er sie an sich zieht, seine Hand in ihrem Haar versenkt und sie ungestüm Küsst. Dann versink die Bühne in fälligen Dunkelheit und ich sitze auf meinem Stuhl, meine Finger vor Wut und Eifersucht so fest in die Armlehne meines Sitzes vergriffen, dass mir die Finger weh tun und die Knöchel sicher weiß unter der Haut hervortreten. Ich presse die Zähne aufeinander, denn ich würde am liebsten aufstehen und laut Losschreien, doch anstatt meinem innersten Bedürfnis folge zu leisten bleibe ich unruhig auf meinem Platz sitzen und warte darauf, dass das Licht im Saal angeht. Die erste von zwei Pausen sollte jeden Augenblick beginnen und während ich darauf warte, sage ich mir immer wieder im Kopf, dass sie nur eine Solle spielt. Dass es nicht echt war. Langsam lockert sich mein Griff um die Lehne während das Licht langsam heller wird. Um mich weiter abzulenken mache ich ein Paar Bilder vom Puplikum und sehe mir die übrigen Besetzungen sowie das deteiliertere Programm an. Jetzt sind zehn Minuten Pause. Danach Folgt wieder eine Stunde, dann 15 Minuten Pause und schließlich die letzte Stunde mit dem Finale. Also zwei Stunden zwanzig noch. Dann kann ich endlich zu ihr. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit und ich muss mich unglaublich beherrschen um nicht gleich aufzuspringen um sie zu suchen und Eddie Locklin eine zu verpassen. Das Bild von ihm, wie er seine dreckigen Hände auf ihre Tallie legt, sie an sich zieht, sie küsst, haben sich in meinen Verstand eingebrannt und verfolgen mich.

Ich zucke Leucht erschrocken zusammen, als eine leichte Berührung meines Armes mich aus meinen Gewaltphantadien mit Mr. Locklin reißen. Es ist Constanze, die ihre Hand auf meinen Arm gelegt hat und mich forschend Mustert. "Ist alles in Ordnung?" fragt sie schließlich und ich nicke rasch. "Natürlich." Lüge ich und versuche sie abzulenken, indem ich die in meinem Schoß ruhende Kamera in die Hand nehme und beginne, ihr die Fotos auf dem Digitaldisplay zu zeigen. Sie lehnt sich ein Stück zu mir rüber, sieht konzentriert auf das kleine Rechteck und kommentiert gelegentlich ein paar Bilder bis das Licht wieder drei Mal flackert und den Beginn des zweiten Aktes einläutet und die Zischauer subtil zur Ordnung und Ruhe ruft. Ich schalte die Kamera wieder auf Fotograpie und nehme die Bühne ins Visier während der Saal langsam wieder in völliger Dubkelheit versinkt und der Vorhang sich hebt.

Teacher loveWhere stories live. Discover now