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Ich sitze auf einem der edlen Sofas in der Lobby, starre die Uhr an und warte. Es ist viertel nach Neun. Noch fünf Minuten. Ich sitze hier seit einer halben Stunde, meine Füße tun mir weh und ich habe noch immer meine Tasche mit den Souvenirs darin bei mir, weil ich es nicht gewagt hatte, nach oben zu gehen. Es ist total schwachsinnig, ich wusste ja nicht einmal ob er da ist oder nicht, und dennoch, war die Angst davor, ihm dort oben zu begegnen einfach zu groß. Ich stehe auf, mache mich auf den Weg nach draußen und laufe auf Mrs. Saintclair zu, die mitten auf dem Platz steht und wartet. "Guten Abend Ms Mayer, hatten sie einen schönen Tag?" Sie klingt so einfühlsam, so fröhlich und beschwingt. Unfassbar diese Frau, ich meine, bei ihr hat man immer das Gefühl, ehrlich sein zu können. Ich nicke. "Und Sie, wie war Ihr Abend? Wo sind Ihr Mann und die Kinder?" sie lächelt. "Er war sehr schön und die Mädchen schlafen beide während  Markes auf sie aufpasst" Wir lächeln beide, sehen da und schweigen. Ich drehe mich von ihr weg, sehe auf den Eingang es Hotels und halte ausschau nach den Anderen. Sahra und Luke kommen gemeinsam aus der Lobby auf uns zu. Sie sehen sich um, also winke ich sie herbei. Mit einem breiten Grinsen kommen sie auf uns zu. Wir unterhalten uns etwas, die beiden erzählen mir, wo sie heute überall waren und ich erzähle ihnen von meinem Ausflug auf die Freiheitsstatue, lasse dabei aber das ein oder andere Detail weg. nach und nach trudeln auch die anderen endlich ein. Zum Schluss kommt Danny. Wer sonst! "Hey, wow, ich bin ja doch nicht der letzte!" ruft er überrascht aus und ich runzle die Stirn. Stimmt. Er ist noch immer nicht hier. "Ms Meyer, wissen sie wann Mr Jones kommt oder weshalb er sich verspätet" ich schüttle den Kopf. "Nein, tut mir leid, aber ich habe ihn seit dem ich das Zimmer heute verlassen habe nicht wieder gesehen". Mrs. Saintclair nickt langsam, blickt auf ihre Uhr und meint, dass wir nicht mehr die Zeit hätten zu warten. Wir setzten uns also in Bewegung und laufen zurück ins Hotel und dann weiter in einen der riesigen Veranstaltungssäle. 

Der Saal ist gigantisch und es sind so unfassbar viele Menschen hier, einfach unglaublich

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Der Saal ist gigantisch und es sind so unfassbar viele Menschen hier, einfach unglaublich. Es ist kaum noch Platz, also verteilen wir uns notgedrungen im gesamten Raum. Ich mache mir erst gar nicht die Mühe und laufe nach vorne, in der Hoffnung, noch einen guten Platz anzubekommen, stattdessen setze ich mich einfach in die letzte Reihe neben den Ausgang und warte darauf, das es los geht.

Mittlerweile ist es halb Zehn. Neben mir und um mich herum sind noch immer wenige Plätze nicht belegt, doch die Türen werden geschlossen und ein Mann tritt auf die Bühne. Es geht endlich los! Der Mann, er stellt sich als Charles Hughes vor, begrüßt uns alle herzlich und beginnt zu erzählen, was der Little Teatchers Congress überhaupt ist. "Es ist ein Ort, an dem nicht wir, die wir schon Lange unterrichten neue Ideen ausarbeiten, es ist ein Ort, an dem diejenigen, die selbst noch studieren, die selbst noch lernen und gelehrt werden, die Möglichkeit haben, der Welt zu zeigen, wie man es besser machen könnte. Ein Ort an dem wir alle etwas neues lernen, oder Fähigkeiten verbessern. Ein Ort der Innovation. Wir bilden uns weiter und wir bilden andere weiter und am Ende dieses Großartigen Wochenendes werden wir den Nachwuchs Lehrer mit dem besten Beitrag zur Verbesserung des Unterrichtsgeschehens auszeichnen, wir werden ihn anhören und wir werden von ihm lernen." Er redet noch weiter, erzählt mit seinem entzückendem britischen Akzent davon, wie dieser Kongress entstand und spricht darüber, wie die kommenden Tage ablaufen werden. Ich höre nur mit einem Ohr zu,denn ehrlich gesagt finde ich es viel interessanter, wer hier alles ist, als zu hören, um wie viel Uhr das erste Seminar und wann die erste Diskussionsrunde stattfindet. Überall um mich herum sitzen Professoren, Dekane, Lehrer und Studenten. Manche von ihnen kenne ich und manche nicht. Es sind sogar wichtige Professoren der angesehensten Universitäten aus ganz Amerika angereist um hier dabei zu sein und ich habe die Möglichkeit von ihnen zu lernen. Einfach unfassbar! Ich blicke mich weiter um. Immer wieder geht die Türe neben mir leise auf und zu und langsam füllen sich auch die letzten Plätze. Nur mehr der Stuhl neben mir ist frei und als  die Tür das letzte mal einen Spalt breit aufgedrückt wird, sehe ich gespannt nach, wer sich denn möglichst unauffällig versucht hindurch zu quetschen. Erst erkenne ich ihn nicht, das Licht hier hinten ist ja auch kaum vorhanden, doch als ich dann doch endlich merke, wer da vor mir steht, denke ich, dass er es ebenfalls registriert hat. Er sieht mich einen Moment lang an, scheint auf mich zu gehen zu wollen, oder viel mehr auf den Stuhl neben mir, doch er zögert. Dann macht er einen Schritt zurück, bis an die Wand und lehnt sich an ihr an. Er würdigt mich keines weiteren Blickes, sondern starrt stur gerade aus auf die Bühne, auf der mittlerweile drei weitere Personen, darunter eine Frau, stehen. Autsch. Das tut weh. Aber okay, was er kann, kann ich schon lange. Ich konzentriere mich ebenfalls ausschließlich auf das Geschehen vor mir, doch trotz der vielen interessanten Menschen auf dem Podium, scheint jede einzelne Sekunde eine Ewigkeit zu dauern.

Nach ein ein halb Stunden ist der Vortrag endlich vorbei und ich erhebe mich von meinem Stuhl. So schnell wie irgend Möglich verlasse ich den Saal und renne beinahe schon zum Aufzug, dessen Türen sich gerade schließen. Ich schaffe es aber gerade noch so, meine Hand in die Lichtschranke zu halten und einzusteigen. Ich beachte den Mann hinter mir im Lift kaum und drücke einfach nur auf die Neun. Der Aufzug fährt nach oben und ich sehe auf den Boden, einfach, weil es sonst nichts interessanteres gibt. Nach kurzer zeit, kommt die kleine Kabine zum stehen und die Türen öffnen sich mit einem leisen 'Ping'. Ich will gerade aussteigen, da stürmt der Mann hinter mir an mir vorbei, schubst mich dabei fast aus dem Lift und läuft den Flur entlang. "Was soll der Scheiß" schnauzte ich ihm hinterher und laufe in die selbe Richtung auf meine Suite zu. Genervt frage ich mich, wo wohl sein Zimmer liegt, doch als er nicht stehen bleibt, dämmert mir, wer mich da gerade angerempelt hat. Er schließt unsere Türe auf und schmeißt sie mit einem lauten Knall hinter sich zu. So ein Arschloch. Ich hole den Schlüssel aus meiner Tasche hervor, schließe die Tür erneut auf und betrete den Wohnraum. "Arschloch!" rufe ich einmal durch den Raum, so laut, dass ich mir sicher bin, dass er es gehört hat, dann laufe ich in mein Zimmer, schnappe mir meinen Koffer und laufe damit ins Bad. Ich brauche jetzt unbedingt eine heiße Dusche und falls ich das Bad dabei blockiere, sodass er sich nicht fertig machen kann, dann ist das ein angenehmer Bonusgrund.

Teacher loveWhere stories live. Discover now