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Es ist spät, doch trotzt der lähmenden Müdigkeit, die über mich her fällt, entschließe ich mich dazu, noch aus zu gehen. Ich weiß, ich sollte eigentlich lernen, aber wann bekomme ich sonst die Möglichkeit, mich mal richtig in New York City umzusehen! Ich habe erst einen kleinen Teil dieser doch so beeindruckenden Stadt gesehen und außerdem muss ich dann nicht den ganzen restlichen Abend mit ihm verbringen, also würde ich sagen, zwei Fliegen mit einer Klatsche! Mit meiner Tasche, meinem Handy und meinem Portmonee bewaffnet verlasse ich die Lobby und trete vor die Türen des Hotels, wo ich, vollkommen gegen aller Erwartungen, auf Denny treffe. "Hey, was machst du denn hier?" Er lächelt mich freundlich an, was ich höflich erwidere. "Wir sind hier in New York! Ich werde sicher nicht in meinem Zimmer sitzen und darauf warten, bis der Unterricht Morgen beginnt", entgegnet er entschlossen. Seine Aussage lässt mich auflachen. "Wir sind hier doch nicht in der Uni, Denny! Vergiss nicht, du könntest vielleicht einen Preis gewinnen." Jetzt ist er es, der laut zu lachen beginnt. "Das ist lieb, aber wir wissen beide, dass ich keine Chance habe", er hält kurz inne, bevor er, diesmal deutlich leiser und irgendwie verheißungsvoll, weiter spricht. "Zumindest nicht gegen dich." Seine Worte trieben mir die Schamesröte ins Gesicht und ich versuche, und dass nicht gerade geschickt, dass Thema zu wechseln. "Darf ich dich begleiten... wo immer die Reise auch hin gehen möge?" Er lächelt mich breit an, als wären die vergangenen 30 Sekunden nicht existent. "Aber klar doch!" Er hält mir den Arm hin und ich hacke mich schmunzelnd unter. Das könnte ein interessanter Abend werden.

New York bei Nacht ist einfach nur Unglaublich. Der Himmel ist getaucht in das tiefste Schwarz, doch die Stadt erstrahlt heller als alle Sterne des Universums gemeinsam. Durch das Blinken, das Flackern und Leuchten der Reklametafeln, der Autoscheinwerfer und all der anderen Lichter und Lampen scheint die Stadt erst bei Nacht so richtig zum Leben zu erwachen! Denny und ich laufen eine Weile einfach nur umher, sehen uns um, reden. Hin und wieder machen wir total dämliche Fotos, einfach nur, um uns zu amüsieren, doch als es dann doch langsam kühler wird, beschließen wir, in einer Bar zu halten. Wir laufen also noch ein stück, bis zum nächsten Pub, setzen uns an den Tresen und bestellen die erste Runde. Wir sitzen einfach nur da, manchmal schweigen wir und trinken einfach nur, und manchmal unterhalten wir uns und lachen hin und wieder laut los. So geht das immer weiter und weiter, bis ich irgendwann aufstehe und mich kurz entschuldige. "Ich muss kurz", spreche ich etwas lauter, um den allgemeinen Lärm in der Bar zu übertönen, und zeige in die Richtung, in der ich die Toiletten vermute.

Denny Duquett PoV.:

Ich hab unfassbar viel spaß mit ihr, was ich nicht gedacht hätte. Als sie kurz auf die Toilette verschwindet, nutze ich die Gunst der Stunde und bestelle nach. Nur diesmal etwas härteres. Sie hat zwar bewiesen, dass sie viel verträgt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr das den Rest geben wird. Ich mag sie. Mehr als nur ein bisschen, aber sie mich nicht. Zumindest nicht auf die selbe Art und Weise wie ich sie, aber ich glaube, dass wird sich ändern, sobald sie genug intus hat. Das war bisher immer schon so, also, warum sollte es bei ihr anders sein?

Jana Mayer PoV.:

Ich komme vom Klo zurück, setze mich wieder neben Denny an den Tresen und grinse breit. Er hat bereits die nächste runde bestellt, also trinke ich, doch kaum rinnt mir das Zeug die Kehle hinunter, verziehe ich angewidert das Gesicht. "Was zur Hölle ist das!" rufe ich aus und zeige auf das Glas, doch er zuckt nur mit den Schultern. "Ich hab keine Ahnung, hab den Namen von dem Zeug noch nie zuvor gehört" er hebt sein Glas kurz an und spricht dann weiter, "Hier, ich probiere es auch!" Er trinkt einen Schluck und verzieht das Gesicht genauso angewidert wie ich, sodass ich lachen muss. Auch er lacht. "Komm, wir ex'n den Scheiß!" ruft er und kippt sein Drink noch im selben Atemzug runter, während ich ihn nur geschockt und belustigt ansehe. "Du bist wahnsinnig!" rufe ich aus, doch tue es ihm schlussendlich doch gleich, was im nachhinein betrachtet, vielleicht keine all zu gute Entscheidung war. Meine Fresse, haut der rein!

Ich habe furchtbare Kopfschmerzen, weshalb ich mich dazu entschließe, es für heute sein zu lassen. "Denny, ich will zurück ins Hotel" teile ich ihm leicht benebelt zu und er lächelt mich irgendwie komisch an. "Ja, wir sollten ins Bett" Ich verstehe nicht ganz, was hier gerade vor sich geht, das liegt aber wahrscheinlich an dem vielen Alkohol, also versuche ich gar nicht erst, die Situation zu analysieren. Stattdessen bezahlen wir und verlassen das Pub. Draußen auf der Straße empfängt mich eine angenehme Kälte, die mein benebeltes Hirn wieder wach zu rütteln scheint. Wenigstens ein bisschen. Wir stehen eine kleine Weile am Straßenrand und versuchen ein Taxi heran zu winken. Gerade als ich es schon aufgeben und zu Fuß laufen wollte, fährt doch noch eines ran und ich steige vollkommen erschöpft ein. Denny nimmt neben mir Platz und wir fahren schweigend zurück ins Hotel. Auf der fahrt nicke ich immer wieder kurz ein und als wir endlich ankommen, glaube ich schon, es vor lauter müdigkeit nicht mehr bis auf mein Zimmer zu schaffen, doch Denny bietet mir seinen Arm als stütze an. "Ich bring dich lieber auf dein Zimmer, nicht dass du heute Nacht im Flur schläfst" Ich grinse ihn an. "Glaub mir, es braucht viel mehr als mich auszuknocken!"

Wir steigen aus dem Lift und laufen langsam, den Flur entlang und bleiben schlussendlich einen Moment vor meinem Zimmer stehen, bis ich die Türe aufgeschlossen habe.

Sebastian Jones PoV.:

Ich sitze in meinem Zimmer auf dem Bett und lese. Oder versuche es wenigstens. Es ist spät, verdammt spät und sie ist noch immer nicht wieder zurück. Ich will gerade wieder auf meinem Handy nachsehen, wie viel Uhr es ist, als ich höre, wie sie Türe zur Suite geöffnet wird. Einen Moment lang versuche ich mich zu beherrschen, versuche, nicht gleich zu ihr zu laufen, doch ich kann das verlangen nicht lange unterdrücken und springe auf. Ich trete aus meiner Türe und bleibe keine zwei Sekunden später wie erstarrt stehen. Sie steht da, halb im Wohnzimmer und er hält sie in seinen Armen. Er küsst sie. Im ersten Augenblick fühle ich, wie etwas in mir zerbricht, doch dann sehe ich, was dort geschieht. Sie versucht ihn weg zu drücken, versucht sich ab zu wenden, während er sie gewaltsam an sich drückt und mit einer Hand langsam den Saum ihres Kleides nach oben zieht. Noch bevor ich etwas sage und noch bevor er mich überhaupt bemerkt, komme ich auf die beiden zugestürmt und stoße ihn von ihr. Ich wollte eben zum Schlag ausholen, besinne mich dann aber eines besseren. Er sieht mich verängstigt und geschockt an und ich versuche die aufkommende Wut zu unterdrücken. "Sie sollten jetzt gehen Mr. Duquett" sage ich mir einigermaßen ruhiger und dennoch vor Wut zitternder Stimme und er geht langsam rückwärts hinaus. Er ist beinahe schon durch die Türe, als ich die letzten Worte an ihn richte. "Das wird ein Nachspiel geben!" Dieses mal kann ich den Zorn in meinen Worten kaum verbergen, doch das ist mir egal. Ich trete die Türe hinter ihm ins Schloss und halte sie in meinen Armen und sie legt ihren Kopf auf meine Brust und schließt die Augen. Egal, wie wütend ich eben war, all das ist verschwunden. Ich stehe einfach nur da und genieße das Gefühl von ihr in meinen Armen.

Teacher loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt