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Lillian schenkt mir ein Glas Tiquila ein und sieht mich einfühlsam an. Ich sitze zu einer Kugel zusammen gemurmelt zwischen Al und ihr auf der Couch bei uns im Wohnzimmer und atme einmal tief durch. "Er hat mich in sein Büro gebracht, wo er gesagt hat, das Hotel hat einen Fehler gemacht und jetzt müssen wir uns eine Suit teilen, dann wollte ich aufstehen und gehen, aber er stellt sich ganz nah vor mich und flüstert wieder so tolle Sachen und ich war sowieso schon so verwirrt wegen heute morgen, als er mich aufgefangen hat und diese Sachen sagte und da hab ich ihn einfach geküsst und" plappere ich wie ein Wasserfall, bis Al mich unterbricht. "Warte mal, was?! Ihr verbringt die Nächte zusammen, du küsst ihn und dann noch irgendwas heute morgen, wovon du uns definitiv noch genauer berichten musst! Himmel, wir waren nicht mal ganz vier Stunden von dir weg und dann passiert sowas!" Al kippt den nächsten shot runter wie Wasser und sieht mich mit großen Augen an. Ich nicke und trinke auch noch einen. "Also, heute Morgen" fordert mich Lil auf zu erzählen. "Ich saß in dem Kaffee fünf Blocks weiter und hab gefrühstückt..."

Als meine Erzählung endet, kippen wir  drei noch einen Shot runter und sehen uns an. Lil ist die erste die was sagt.
"Na dann ist ja wohl klar, was wir jetzt machen" sie steht auf, holt uns unsere Taschen und Schuhe und geht in Richtung Tür. "Was genau hast du vor" fragt Am argwöhnisch, während wir unsere Schuhe anziehen. "Wir gehen sexy Kleider für Janas Ausflug in zwei Tagen shoppen, was glaubst du den?" Al ist einverstanden, was mich offen gestanden schockiert. "Was, nein, ich hasse Shoppen! Wir hassen Shoppen! Leute, warum wollt ihr Shoppen?!" Klage ich verzweifelt, doch es hat keinen Sinn. Keine fünf Minuten später stehen wir in der Bahn in Richtung Mall. Wir sind zwar noch einigermaßen bei Verstand, mit dem Auto wollten wir aber trotzdem nicht fahren. 

Die Mädels sitzen mir gegenüber auf einer schmalen Holzbank, die in diesem grießigen, modernden Geschäft unterzugehen droht und schütteln entschieden den Kopf. Ich stehe da, in einem eng anliegendem lachsfarbenen Kleid und fühle mich unwohl. "Ihr müsst es endlich einsehen, enge Kleider sind nicht meins" versuche ich es ein letztes mal und sie scheinen mir tatsächlich endlich zu glauben, denn als nächstes schleppt Lil ein weißes ,tailliertes Sommerkleid mit Spizenoberteil und einem handbreiten, schwarzen Gürtel an. Ich schlüpfe hinein, der Stoff ist seidig und federleicht und als ich den Vorhang der Kabine zurückziehe, zeigen Al und Lil begeistert einen Daumen nach oben. Ich grinse breit. Nummer eins gefunden! 

Ich ziehe weiter ein Kleid nach dem anderen an, langsam macht das ganze sogar spaß. Ich fühle mich ein bisschen wie ein Model und Lil und Al helfen mir dabei, das ganze etwas ins lächerliche zu ziehen. Ich stolziere erhobenen Hauptes aus der Kabine, laufe drei schritte auf die beiden zu und posiere dann, während Alexis und Lillian wie verrückt Fotos schießen. Wir lachen uns krum. Ich glaube, das ist das erste mal, wo ich shoppen tatsächlich mal gut finde. Ich ziehe noch ein Kleid an, dann noch eines und noch eines, doch irgendwie scheint mir keines richtig zu stehen. Wir haben alles mögliche ausprobiert. Mit Blumen, schwingend, mit Tüll, ohne Tüll, manche hatten sogar Fransen, waren mit Pailletten bestickt oder von Federn geschmückt. Diese Kleider waren einfach nur lächerlich, weshalb ich sie natürlich anziehen musste, um darin wie eine verwöhnte Tussi, die glaubt, sie würde in dem fummel auch noch gut aussehen, durch den laden zu rennen. Wir hatten einen heiden Spaß, bis Al mit diesem zustand von einem Kleid in blutrot daher kam und mich in die Umkleide schupste. "Bist du wahnsinnig, das kann ich doch niemals vor ihm tragen!" rufe ich entsetzt aus und komme hinter dem Vorhang hervor. Al lächelt mich entschuldigend an. "Ich wusste ja nicht, dass es so an dir aussehnen würde" versucht sie sich raus zu reden, doch ich glaube ihr kein Wort. "Gib es zu, du wolltest mich ärgern" Alexis sieht mich übertrieben betroffen an. "Ich? Ivo, wo denkst du hin, ich würde so etwas niemals tun" ich sehe sie warnend an, doch ich halte das keine drei Sekunden aus und breche ab vor lachen. Al und Lil stimmen ein. Als wir uns wieder einigermaßen eingekriegt haben wirft mir Lillian noch drei Kleider entgegen und grinst breit. "Jetzt geh und tausch den Fummel gegen etwas anständiges" befiehlt sie und ich entgegne vollkommen ernst ein "Aye, Aye, Kapitän" und verschwinde erneut hinter dem Vorhang.

Nachdem ich bezahlt habe, machen wir uns auf den weg nach hause. Lillian fährt zurück ins Wohnheim, weshalb wir tränenreich Abschied voneinander nehmen. Wir umarmen uns noch einmal fest, bevor sie der mittlerweile untergehenden Sonne entgegen läuft. Al und ich nehmen die wenigen Stufen zur unserer Haustüre auf uns und während Alexis sich in die Küche stellt und sich etwas zu essen macht, beschließe ich, schon mal meinen Koffer für übermorgen zu packen. Ich hole den kleinen, schwarzen FILA Koffer unter meinem Bett hervor und lege ihn aufgeklappt darauf. Zuerst lege ich die Heute gekaufte Kleider hinein, dann das Ballkleid für die Preisverleihung und zum Schluss werfe ich noch achtlos Slips, BH's, ein zweites Paar Schuhe und einige Negligees in den Koffer. Duschgel, etwas Make-up, Shampoo, Spülung, Zahnpasta und eine neue Zahnbürste führ unterwegs lege ich in meinen Kulturbeutel, der als letztes den Weg in den Koffer findet. So, fertig! Ich schließe den Reißverschluss des Gepäckstückes und stelle ihn neben meine Zimmertür, dann ziehe ich mir noch ein Nachtkleid an, schnappe mir noch eines der Manuskripte von der Uni und setze mich in mein Bett zum lernen. 

Nach zwei Stunden kann ich meine Augen einfach nicht mehr offen halten, weshalb ich das Geheft beiseite lege und mich schlafen lege. Während ich in die Traumwelt abdrifte, denke ich darüber nach, was ich morgen noch so alles tun muss. Viel ist ja nicht mehr zu machen. Nur noch die Arbeit überfliegen, noch ein Paar letzte Besorgungen machen und dann habe ich den restlichen Tag zeit um ohne Ablenkungen jeglicher Art für die Abschlussprüfungen zu lernen.

Teacher loveWhere stories live. Discover now