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Ich fühle mich beinahe wie in der Uni. Den ganzen Tag laufe ich nun schon von einem Kurs zum nächsten, habe Professoren und Lehrer vor mir, die mich und all die anderen Wissbegierigen um mich herum, neues lehren. Ich mag dieses Umfeld, hier fühle ich mich gut. Hier fühle ich mich wohl. Die Zeit verfliegt regelrecht und die vielen verschiedenen Lern und Unterrichtskonzepte sind allesamt beeindruckend, sodass ich den Vorfall von heute Morgen kaum noch im Kopf behalten konnte, was mir, ehrlich gesagt nur recht ist. Als ich das nächste mal einen Blick auf einer der vielen Uhren werfe, ist es tatsächlich schon Mittags, weshalb ich mich, genau, wie alle anderen auf den Weg zum Mittagsbüfett mache. Ich bin schon etwas spät dran, weshalb weder auf den Fluren, noch in der Lobby viel los ist, doch das macht mir nichts. Im Gegenteil, ich verlangsame meine Schritte sogar ein wenig, um die Ruhe und die Stille noch einen Augenblick länger genießen zu können, doch als ich dann vor den offenen Türen des gigantischen Speisesaals stehe, ist der Lärm und das Gerede der Leute, sowie das Geräusch von klirrendem Geschirr allgegenwärtig. Ich sehe mich kurz um, um mir einen Überblick über das Gewirr aus Menschen, Tischen und Stühlen zu verschaffen und lächle zufrieden, als mir mein Tisch ins Auge springt. Genauer gesagt, die Menschen, mit denen ich essen werde.

Mrs. Saintclair sitzt gemeinsam mit ihren Töchtern, ihrem Mann und drei meiner Mitstudenten am Tisch. Sie unterhalten sich angeregt miteinander, einige haben schon Teller vor sich stehen und essen hin und wieder einen Happen, während die anderen sich mit ihrem Wasser, dem Saft und was da sonst noch alles zu Tisch steht, vergnügen. Auch, wenn ich mich jetzt lieber mit dazu setzen will, laufe ich doch auf das Büfett am anderen Ende des Raumes zu, denn ich habe einen Bärenhunger, der unbedingt gestillt werden muss. Ich wollte gerade los gehen, als mir Denny mit einem mal halb um den Hals fällt. "Jana! Wir haben uns ja jetzt ewig nicht gesehen!" ruft er freudig aus und ich muss lachen. "Du hast vollkommen recht Denny, wir haben und seit fast einem halben Tag nicht mehr gesehen, das geht ja mal gar nicht!" Ich lächle ihn verschmitzt an. "Vor allem, weil wir uns ja sonst so oft treffen!" Jetzt ist er es, der lacht. Er drückt mir einen feuchten Schmatzer auf die Wange, was mich total verwirrt. "Das sollten wir unbedingt mal ändern, Baby!" Ich sehe ihn an, mein Blick ist ein Mix aus Verwirrung und Argwohn. "Ja... ist klar...", entgegne ich langsam und trete den Rückzug an. Ich drehe mich um, schüttle den Kopf und hole mir einen Teller. Was um alles in der Welt war das denn?! Ich werde sicher nicht weiter darauf eingehen. Oder? Warum eigentlich nicht, ich meine, Denny ist lustig, er sieht gut aus und dumm ist er auch nicht, also, was spricht dagegen? Erstens, will er wahrscheinlich gar nichts von dir und du interpretierst da wieder mal viel zu viel hinein, und zweitens, ist er kein richtiger Mann! Ich verdrehe die Augen. Ich hasse meine innere Stimme, aber sie hat recht, Denny ist nett, aber er ist nicht der, den ich will. Und wen willst du, na los, sprich es endlich aus! Oh Gott, bitte halte einfach deine Klappe! Ich will ihn, ich will Sebastian Jones! Ich schreie die Worte im Geiste durch den gesamten Raum, doch keiner bekommt etwas mit. Stattdessen stehe ich einfach nur da, greife nach dem Salatbesteck und fülle meinen Teller. So kann dass nicht weiter gehen, ich muss ihn endlich aus meinem Kopf bekommen! Ich hasse meine innere Stimme, weil sie recht hat und es mir auchnoch unter die Nase reibt. Ich hasse Al, weil sie gesagt hat, dass er auch mich will, obwohl das ja offensichtlich nicht der fall ist. Ich hasse Lil, weil sie mich ermutigt hat, die Sache mit ihm anzugehen. Ich hasse einfach alle! Nein, du hasst nur dich, weil du so dämlich warst und dich in einen Lehrer verknallt hast, der absolut nicht an dir interessiert ist! Und wieder einmal hat meine innere Stimme recht. Und wieder einmal hasse ich sie dafür. Oder mich? Ach, keine Ahnung, ich weiß nur, dass ich einen riesen Hunger habe und jetzt etwas essen werde.

Wir sitzen eine weile am Tisch, unterhalten uns lebhaft und essen hin und wieder schweigend. Ich habe beschlossen, das mit ihm aufzugeben und ich schaffe es tatsächlich mein Vorsatz in die Tat umzusetzen, denn als er zu Tisch kommt und mir gegenüber Platz nimmt, begrüße ich ihn höflich und wir führen sogar etwas Small-Talk.

Sebastian Jones PoV:

Der gesamte Tag heute war einfach nur Ansträngend. Ich hatte gehofft, dass es wenigstens während des Essens etwas erträglicher wird, doch als sie mir dann gegenüber saß und so tat, als wäre nie etwas vorgefallen, da bin ich beinahe Explodiert. Ich weiß ja, dass ich es ihr gleich tun sollte, so tuen sollte, als wäre da nichts, doch sobald ich sie nur ansehe, habe ich das Gefühl, die Welt bleibt nur für sie stehen und wenn sie dann so mit mir spricht, als wäre ich einfach irgend jemand, dann versetzt das meinem Herzen einen Stich. Und als ich dann auch noch mit ansehen musste, wie der junge Duquette sich ihr an den Hals wirft und ihr seine Lippen auf die Wange drückt, war der Tag endgültig für mich gelaufen.

Der letzte Kurs ist endlich vorbei und ich laufe, so wie jeder andere auch, langsam Richtung Lobby und dann auf mein Zimmer zu. Die Türen des Fahrstuhls gleiten, abgesehen von dem leisen "Ping" beinahe geräuschlos auf und ich steige ein, zu einem Mann, den ich nur allzu gut kenne. "Hey Sebastian, wie geht es dir?" frägt er breit grinsen und streckt mir die Hand als Begrüßung entgegen, die ich allerdings nicht ergreife. "Wir hatten ja heute schon einmal das vergnügen" entgegne ich trocken und blicke Star auf die geschlossenen Türen. "Ach stimmt ja. Übrigens, dass mit deiner Kleinen tut mir leid, hätte ich gewusst, dass sie zu dir" weiter kommt er nicht, denn ich unterbreche ihn. "Lass ja die Finger von ihr Leo!" er hebt beschwichtigend die Hände. "Ist ja schon gut! Mann, die kleine muss ja mal was ganz besonderes sein, wenn du gleich so hoch gehst!" Ich nicke, er hat recht. "Sie ist einfach... perfekt". Die Lifttüren öffnen sich, ich steige aus und laufe den Flur entlang, auf mein Zimmer zu, von dem ich weiß, dass sie darin sein wird.

Teacher loveWhere stories live. Discover now