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Wir sitzen am Tisch, reden, essen, lachen, oder schweigen einfach. Kathleen erzählt uns ausgiebig von ihren Kursen und versichert mir und Sarah, die ihr gespannt lauschen, ständig, dass sie uns die Unterlagen zu den verschiedenen Kursen zukommen lassen wird. Nach einer, beinahe niemals endenden Unterhaltung, stehe ich von meinem Platz auf und entschuldige mich: "Okay, ich mach mich jetzt wieder auf den Weg, ich muss noch etwas erledigen, bevor es in den letzten Kurs geht". Die anderen nicken mir beiläufig zu und widmen sich wieder ihren Gesprächen, also räume ich ohne einen weiteren Kommentar meinen Teller ab und verlasse den Speisesaal. Gemächlich laufe ich durch den Flur, auf das Foyer zu und hole mein Handy dabei aus meiner Tasche. Kaum bin ich vor die Tür des Hotels auf die Straße hinaus getreten, wähle ich Alexis Nummer. Es klingelt. Es hört nicht auf zu klingeln. "Hier ist die Mailbox von Alexis Kheen, ich bin gerade nicht zu erreichen, aber hinterlass mir doch bitte eine Nachricht", und dann das Piepsen. "Hey, Al, ich bin's, ich... muss dir was erzählen, also ruf mich zurück!" Ich lege auf und wähle stattdessen Lillians Nummer, doch es geht wieder keiner dran. Komisch. Ich hinterlasse auch ihr eine Nachricht, packe mein Handy wieder weg und mache mich auf den Weg nach drinnen, doch ich komme nicht weit. Professor Nimitz steht vor mir und lächelt mich breit an. Ich kneife argwöhnisch die Augen zusammen und sehe ihn forschend an. "Verfolgen Sie mich etwa" fragt er scherzhaft und ich werde automatisch etwas lockerer. "Das selbe könnte ich Sie fragen." Er lacht, "Wohl wahr. Ist Sebastian nicht bei Ihnen?". Ich schüttle den Kopf und nicke in Richtung Speisesaal. "Nein, Mr. Jones ist noch beim essen, aber wir haben in...", ich werfe einen Blick auf mein Handy, "...Zehn Minuten einen gemeinsamen Kurs, falls Sie Ihn suchen". Jetzt ist er es, der den Kopf schüttelt. "Nein, vielen dank, aber richten Sie ihm doch aus, ich würde ihn suchen, ja?". Ich lächle. "Ja, aber sicher doch", ich reiche ihm noch meine Hand zum abschied und laufe an ihm vorbei, ins Hotel zurück.

Zehn Minuten. Mir ist langweilig. Ich könnte aufs Zimmer gehen, aber das würde sich nicht wirklich lohnen. Ich könnte auch lernen, aber darauf hab ich nun wirklich keine Lust. Mit rekordverdächtig wenig Elan steuere ich auf eine der Couchen, die hier in der Eingangshalle stehen, zu und durchforste meine Tasche nach irgendetwas Sinnvollem. Ich will die Suche schon fast aufgeben, als mir endlich das richtige in die Finger rutscht. Meine Kopfhörer! Wenn ich schon nichts produktives tun kann, kann ich mich wenigstens noch hinsetzten und die wenigen Minuten mit Musik genießen. Ich schließe das Kabel an meinem Handy an und durchforste meine Musikbibliothek nach einem passenden Song. Schließlich entscheide ich mich für "Helium" von Sia, lehne mich zurück und schließe die Augen. Immer wenn ich dieses Lied höre, habe ich unweigerlich das Bild vor Augen, wie ich bei Dunkelheit am Pier entlanglaufe und in den Nachthimmel hinauf schaue. Ich höre dann die Wellen, die an der Bucht zerschellen, fühle das leichte prickeln des kalten Meerwassers auf meiner Haut und schmecke das Salz in der Luft. Ich habe die Augen fest verschlossen und sehe dennoch die tausenden und abertausenden Sterne, die denn Himmel doch nur so schwach erleuchten und das Gefühl von unendlicher Freiheit, aber auch die der Einsamkeit breiten sich immer weiter in mir aus.

Ich höre es mir zwei mal an und stecke die Kopfhörer schweren Herzens wieder ab. Am liebsten würde ich noch Ewigkeiten hier sitzen und mir diesen Song anhören, doch der nächste Kurs wartet, also stehe ich auf, packe mein Handy ein für alle mal weg und mache mich auf den weg.

Sebastian Jones PoV.:

Ich sitze bereits seit einer weile im Raum, als sie auch endlich dazustößt. Ich würde mich gerne noch etwas mit ihr unterhalten, doch der Vortrag beginnt, kaum dass sie sich hingesetzt hat. Sie ist wie immer mit Feuereifer dabei, wenn scheinbar auch nicht ganz so motiviert wie sonst, doch verübeln kann man es ihr nicht, denn dass Thema ist wirklich zum einschläfern. Nach der ersten viertel Stunde gebe ich es auf und schalte komplett ab. Denn gesamten restlichen Vortrag, sowie die 20 minütige fragerunde sitze ich wie abwesend auf meinem Stuhl und bete zu Gott, dass es nicht mehr all zu lange dauern wird.

Als diese Tortur dann auch endlich ihr ende findet, applaudiere ich noch höflich und stehe augenblicklich auf, um die flucht zu ergreifen, doch sie hält mich auf. "Bitte sag mir, dass du nicht noch irgendwelche Fragen an Professor Valium hast", jammere ich fast schon scherzhaft, sehe sie allerdings beinahe flehend an. Sie grinst. "Nein, ich habe keine fragen mehr an Professor McAferti, ich wollte dir lediglich mitteilen, dass Nimitz nach dir sucht", gibt sie lachend zurück, doch ihre Antwort macht mich stutzig, was ich versuche zu verbergen. War sie etwa bei Leo die letzten Zehn Minuten? Sie antwortet nach einigen Schritten auf meine unausgesprochene Frage, als hätte sie meine Gedanken gelesen, "Ich traf ihn vorhin nochmal, nachdem ich telefoniert hatte, er bat mich dir das auszurichten".

Jana Mayer PoV.:

Es ist inzwischen halb Sieben. Der dämliche Kurs hat eine halbe Ewigkeit gedauert und war alles andere als interessant, doch immerhin habe ich noch genug zeit um mich zu Duschen, meine Haare zu machen und mich für die Preisverleihung heute Abend fertig zu machen. Während ich im Aufzug stehe und darauf warte, dass der Lift in meinem Stockwerk hält, überlege ich, ob ich mich heute vielleicht sogar schminken soll und entscheide mich schlussendlich dazu, dass etwas Wimperntusche und Puder wohl in Ordnung gehen, auch bei meinem geringen Wissensstand was das Thema Make-Up betrifft. Endlich hält der Aufzug und ich trete hinaus auf den Flur und laufe weiter, bis ich bei meiner Tür ankomme. Ich greife in meine Tasche und suche nach dem Schlüssel, als sich ein kräftiger Arm an mir vorbei schiebt und einen Schlüssel ins schloss steckt. Ich drehe mich kurz zu ihm um und lächle ihn an, als er mir die Türe öffnet und mich charmant wie eh und je hineinbittet, "Nach ihnen, My Lady". Ich kichere, mache einen kleinen knicks und laufe ins Wohnzimmer. "Musst du noch ins Bad", frage ich, schon auf dem weg in mein Zimmer und er nickt. "Ja, aber nur kurz zum Duschen". Ich habe schon fast die Türe hinter mir geschlossen, als ich ihm antworte, "Dann geh du zuerst".

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