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"Warum zum Teufel hast du eigentlich nicht einmal den geringsten Anflug eines Katers!", zischt Lillian mir vorwurfsvoll zu, doch bereut es noch im selben Moment und massiert sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schläfen. Ich zucke mit den Achseln. "Ich vertrage halt einfach mehr als ihr." Al schüttelt den Kopf. "Das glaube ich nicht, ich sag nur letztes Thanksgiving, da warst du schon nach zwei Shots komatös unter dem Tisch gelegen." Ich verdrehe die Augen, doch komme nicht umhin zu lächeln, als ich an gestern Abend denke. "J, ich hoffe du nimmst es uns nicht übel wenn wir versuchen den Flug über den Kater loszuwerden", murmelt die praktisch schon im Halbschlaf, weshalb ich mein Buch aus der Tasche krame und da weiterlese, wo ich beim letzten Flug stehen geblieben bin.

Etwas früher...

Sebastian Jones PoV.:
Wir steigen in den Flieger und ich setze mich neben Anja. Schon den gesamten Morgen sitzen wir zusammen und besprechen alles mögliche an Organisatorisches für die bevorstehenden Abschlussprüfungen, doch ich habe das Gefühl wir drehen uns im Kreis und kommen einfach nicht voran. Ich bin unkonzentriert und müde, doch versuche dennoch so viel wie möglich jetzt zu klären, denn sonnst wird das wohl darauf hinaus laufen, dass wir nach dem Flug erst einmal in die Uni fahren dürfen um dort den Rest zu klären und darauf habe ich nun wirklich keine Lust! Ich bin scheinbar aber nicht der einzige, dem der gestrige Abend etwas zugesetzt hat, denn auch Anja sieht tot müde aus. Die gesamten ersten drei Stunden unseres Fluges besprechen wir Schichtpläne und eventuelle Vertretungen, planen die entsprechende Raumbelegung und Strukturieren die restlichen Vorlesungen und Unterrichte so um, dass alles parallel zu einander Ablaufen kann, ohne dass es irgendwelche Komplikationen geben könnte, was gerade einmal die Hälfte von dem ist, was wir noch zu klären haben, bevor es dann übernächste Woche mit den ersten Prüfungen Losgehen kann, doch es ist schon mehr, als wir gedacht haben, heute zu schaffen. "Lass uns hier eine Pause machen, okay?", ich sehe sie beinahe schon flehend an, was mir, wäre das eine andere Situation, wahrscheinlich peinlich währe, doch als ich die Erleichterung in ihrem Gesicht lese, ist dieser Anflug von Charm genauso schnell wieder verflogen, wie er gekommen war. Sie nickt nur, schließt ihre Augen und lehnt sich erschöpft an die Schulter ihres Mannes. Ich strecke mich ein wenig und drehe den Kopf einige male hin und her, um die Verspannung zu lösen, bevor ich mich zurück lehne und meinen Blick desinteressiert über die anderen Passagiere gleiten lasse. Ich bin müde, erledigt und will eigentlich nur noch schlafen, doch als sich mein Blick auf ihr liegt habe ich das Gefühl wieder voller Energie zu sein. Wie sie da sitzt, drei Reihen weiter vorne und ganz entspannt ihr Buch ließt, als wäre das ein Tag wie jeder Andere. Ich sehe sie nur an und fühle mich einfach gut. Noch nie zuvor hatte jemals jemand so eine Wirkung auf mich und noch nie wollte ich jemanden so sehr wie sie. Ich präge mir jeden einzelnen wunderschönen Zentimeter ihres Körpers ein und beinahe augenblicklich kann ich ihre Haut unter meinen Fingern spüren und ihr betörender Geruch nach Sonne und Veilchen steigt mir in die Nase. Ich muss sie nur ansehen und weiß, dass ich mit ihr so unendlich glücklich wäre.

Anja Saintclair PoV.:

Markes stupst mich leicht mit der Nase, "Hey. Eine halbe Stunde ist vorbei, du hast gesagt, ich soll dich wecken..." Wiederwillig öffne ich meine Augen und blinzle einige male gegen das grelle Licht. "Schlaf doch, alles weitere könnt ihr morgen besprechen Anja", ich lächle und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen. "Wir machen noch ein wenig weiter und wenn wir landen fahre ich mit dir und den Kindern nach Hause." Ich wende mich von meinem Mann ab, doch er hält meine Hand, was ich nur allzu gerne zulasse. Ich will schon weiter machen, als ich Sebastians Blick bemerke. Erst verstehe ich nicht, doch mit einem mal wird mir klar, was los ist. Es ist der selbe Blick, das selbe schimmern in seinen Augen und das selbe Lächeln auf seinen Lippen wie gestern Abend und mit einem mal verstehe ich auch, was das alles war und es ist alles andere als gut! "Lass es!", zische ich ihm zu und er dreht sich zu mir, scheint aber nicht ganz zu verstehen. "Lass die Finger von ihr, das endet nicht gut! Nicht für dich und erst recht nicht für sie!"

Sebastian Jones PoV.:

"Wovon sprichst d-", sie unterbricht mich, "Du weißt ganz genau, wovon ich spreche!", flüstert sie mir zu. "Oh Gott! Du warst auch noch das gesamte Wochenende mit ihr in einem Hotelzimmer!" Sie murmelt vor sich hin, sodass ich mir nicht sicher bin, ob sie noch mit mir spricht oder mit sich selbst, doch als sie mir diesen vorwurfsvollen Blick zuwirft, habe ich das Gefühl, etwas sagen zu müssen. "Anja, da ist nichts!", doch sie schüttelt nur den Kopf. "Das hoffe ich für dich, du könntest damit nämlich nicht nur deine Karriere beenden sondern auch ihre und dabei hat die noch nicht einmal angefangen!" Mit diesen Worten schien das Thema für sie beendet, den sie ging wieder zur Organisation zurück, als wäre nie etwas gewesen, doch das was sie gesagt hat, wurmt mich. Ich habe zwar gewusst, was das für mich bedeutet, wenn das raus kommt, aber ich habe nicht daran gedacht, dass es auch ihr schaden könnte. In dem Moment, in dem mir klar wird, was ich zu tun habe, fühle ich nichts mehr außer Verbitterung, Trauer und Wut auf alles und jeden, aber vor allem auf mich selbst!

Teacher loveWhere stories live. Discover now