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Ich laufe den Gehsteig entlang und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Hör auf mit dem Gejammer! Such dir einfach was, was dich ablenkt, dann hast du ihn schneller wieder vergessen, als du denkst! Ich pflichte meiner inneren Stimme zu. Ich brauche nur irgendwas, was mich ablenkt, also hole ich mein Handy aus meiner Tasche und checke meine Kontakte. Vielleicht ist ja jemand darunter, der nich bei irgendwas Hilfe brauchen könnte. Namen für Namen scrolle ich mich durch meine Kontakte, bis ich schließlich bei 'L' hängen bleibe. Lillian und ihr Musical! Sie hat doch mit Sicherheit irgend etwas, bei dem sie noch Hilfe braucht und wenn es sein muss auch nur wieder als Modepuppe. Ich laufe weiter, schneller aber jetzt mit einem Ziel vor Augen. Meine langen, schnellen schritte werden schnell zu einem Joggen und schließlich zu einem Rennen. Einen Fuß vor den anderen während die Welt um mich herum verschwimmt und kaum noch wahr zu nehmen ist. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals doch ich kann nicht sagen ob vor Anstrengung oder weil mir das Gefühl seiner Hand auf meinem Körper in meine Haut einbrennt und mich voller schmerz daran denken lässt, dass ich ihn nicht haben kann. Ich will dich. Seine Worte sind das einzige woran ich denken kann, sie rauben mir die Konzentration, die Sicht, sie berauben mich all meiner Sinne und lassen mich wie eine ferngesteuerte Wahnsinnige durch die halbe Stadt rennen doch das hysterische hupen eines Taxis entreißt mich den Fesseln seiner Worte und lässt mich erstickt aufschreien. Ich bleibe aprubt stehen und mit einem mal liegen meine Hände auf der von der von Staub beschmutzten gelben Motorhaube eines Taxis. Meine Beine sind wie in den Asphalt gerammt während der plötzliche Druck auf meine Arme mir das gefühl gibt gegen eine Betonwand gerannt zu sein. Ich zittere als ich sich die Welt um mich herum wieder einschaltet und ich die wütenden Schreie des Taxifahrers und sein unnachgiebiges Hupen so laut in meinem Schädel dröhnen höre, dass mir davon augenblicklich die Ohren klingeln. Ich atme schnappartig ein und bemerke erst jetzt, dass ich den Atem angehalten hatte. "Verzieh dich! Runter von der Straße du Irre!" Ich blinzle, sehe mich um während mein Hirn langsam wieder hoch fährt und ich verstehe, dass die mich meinen. Endlich schaffe ich es meine verschwitzten Hände von der, durch den Motor aufgeheizten, Haube des Autos zu nehmen und ein paar Schritte zurück auf den Gehweg zu laufen. Ich versuche tief einzuatmen und konzentriere mich einen Augenblick lang auf meinen Herzschlag um mich zu Beruhigen. Ich stehe einfach nur vor der Straße, neben einem Gulli, aus dem die für die Stadt üblichen, widerwärtig riechenden Gerüche hervorqualmen und atme tief ein und aus, immer wieder, bis ich halbwegs die Kontrolle über meinen eigenen Körper zurück gewonnen habe. Es dauert eine ganze Weile bis meine Beine endlich aufhören zu zittern und ich es wage einen Fuß vor den anderen zu setzen um meinen Weg, dieses mal jedoch mit einer weniger halsbrecherischen Geschwindigkeit sodass ich nach einer gefühlten halben Ewigkeit mein Ziel endlich erreiche.

Großen Schrittes überquere ich die weitläufige Rasenfläche des Kampus um zu Theaterkomplex zu kommen. Die schweren dunkeln Eichenholztüren mit den Eisenelementen, wie man sie an jedem der Haupteingänge der Uni findet lassen das ohnehin schon alte, von Efeu überwucherte Sandsteingebeude noch meiestätischer und älter wirken. Die äußere, vollkommene Unvollkommenheit einer vergangenen Ära stellt einen absoluten Kontrast zum inneren des Gebeudes da. Einzig die hohen, gewölbten Decken erinnern an die frühere Imposantheit der Räume. Doch all die für das Alter des Gebäudes entsprechenden Verzierungen und Einrichtungswöemente sind klaren Formen und Strukturen gewichen, sodass man mit dem durschreiten der Türe in ein ganz neues Jahrhundert eintritt. Schaukästen mit Lehrplänen, einem Lageplan und etwaigen Termienen hängen an den Wänden und werden von hellen, weißlich-blauem Licht etlicher LEDs beleuchtet. Vereinzelt stehen Studenten im Raum und unterhalten sich oder Blättern hochkonzentriert durch irgendwelche Unterlagen. Der schwarz-blaue Linoleumboden scheint das Klicken meiner Absetze vollends zu verschlingen denn ich schreite beinahe geräuschlos durch das Foyer auf den Hauptsaal zu und öffne möglichst leise und langsam eine der Flügeltüren einen Spalt weit und zwenge mich in einen, von der Dunkelheit ergriffenen Vorstellungsraum. Vor mir erstrecken sich etwa 30 Zuschauerreihen, dahinter ein kleiner Orchestergraben und schließlich die Topmoderne Bühne auf der ein hecktisches Treiben herrscht. Ich betrachte die Schauspieler während ich langsam den Flur hinab auf sie zu laufe. Der Hauptspot liegt auf der Bühnenmitte und zwei Studenten stehen auf dem Halbfertigen Gerüst eines Klippenhangs. Die junge Frau trägt das weiße, Engelsartig wirkende Kleid, für welches ich als Modepuppe herhalten musste und ihr Begleiter ist in ein einfaches Leinenhemd und eine dazu passende dunkelbraune, fast schwarze Hose gewickelt, doch anders als erwartet ergänzen sich diese Kleidungsstile und zeigen eine unglaublich schöne und außergewöhnliche Bindung der beiden auf. Aber vielleicht bilde ich mir das alles auch nur ein, weil ich Lillians Stück beinahe in und auswendig kenne. um die beiden herum wuseln Bühnenbildner, die weiter an dem Gestell arbeiten oder verschiedenste Dekoelemente auf und von der Bühne tragen während sich das Lichtspiel ständig verändert. Von leichtem weiß, über blau bis hin zu einem zarten rosa. Ich komme endlich an der letzten Reihe vorbei und entdecke Lil, wie sie - ich glaube mit dem Tontechniker, aber sicher bin ich mir nicht - spricht und überbrücke die letzten Schritte bis zu ihr. Ich lege meine Habd auf ihre Schulter und setzte zu einem "Hey" an, doch sie erschrickt, reißt herum, stolpert über ihre eigenen Füße und fällt. Sie greift, nach halt suchend meinen Arm und zieht mich mit zu Boden, sodass wir beide äußerst unsanft auf dem Hintern landen. Ich versuche ein Lachen zu unterdrücken und sie boxt mir wütend den Arm. "Man! Erschreckend mich doch nicht immer!". Ich verschenke abwehrend die Arme. "Wieso bin ich jetzt Schuld, ich wollte dich nur begrüßen! Sei doch nicht immer so schreckhaft!". Einen Augenblick lang sieht sie mich noch anklagend an, grinst dann aber, steht auf und zieht mich gleich mit auf die Beine. "Was machst du denn hier?". Ich zucke mit den Achseln. "Ich bin soweit fertig mit lernen und abgesehen vom wiederholen bin ich durch, also wollte ich fragen ob ich dir hier irgendwie helfen kann".

Teacher loveWhere stories live. Discover now