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Endlich endet auch der dritte Kurs heute, und auch, wenn ich das alles hier hoch Interessant finde und mich freue, hier sein zu dürfen, knurrt mein Magen dennoch so laut, dass ich ihn nicht mehr länger ignorieren kann. Der Raum leert sich nach und nach und wie immer nehme ich mir noch etwas Zeit, um einige Fragen an den Professor zu stellen. Er beantwortet sie zunächst bereitwillig, scheint mich nach einer kleinen weile dann allerdings doch abwimmeln zu wollen, denn bei meiner letzten frage greift er sich seine Tasche von dem provisorischen Pult neben ihm und lächelt mich entschuldigend an. "Tut mir wirklich leid Miss Mayer, doch ich muss jetzt los, aber..." er hält kurz inne, während er meine Hand zum Abschied kurz schüttelt und dann weiter spricht: "Sie können Mr. Jones dazu befragen, wir kennen uns von früher und ich glaube, er ist genauso qualifiziert, all diese Fragen zu beantworten, wie ich." Noch bevor ich darauf etwas entgegnen kann, ist er auch schon durch die Türe, die er hinter sich zu zieht. Ich drehe mich um und grinse denn Mann, der mir nun gegenüber steht, an. "Was machen Sie denn noch hier, Mr. Jones?" frage ich spielerisch und lehne mich an das Pult. Er grinst, kommt ein paar schritte auf mich zu, so nah, dass ich seine Wärme spüren kann und mir sein betörender Duft in die Nase steigt. "Ich wollte mich nur mit einem alten Bekannten unterhalten, doch Sie haben ihm wohl seine ganze Zeit gestohlen, Miss Mayer", er steht direkt vor mir, doch berührt mich nicht. "Professor Marks hielt Sie für kompetent, dann zeigen Sie mir doch, was Sie drauf haben", fordere ich ihn frech heraus und er geht bereitwillig darauf ein. "Gerne doch, Miss Mayer" raunt er, kurz bevor er seine Lippen auf meine drückt. So unendlich leicht. So voller verlangen und Lust. So hart und gleichzeitig so zärtlich. Seine Lippen sind so unfassbar weich und drücken sich dennoch so besitzergreifend auf meine. Ich wurde schon geküsst, von anderen. Von ihm. Aber es war noch nie so... unglaublich! Wir lösen uns voneinander und ich blicke ihm schwer atmend in seine strahlend blauen Augen. "Das war...", ich werde von meinem Magen, der laut durch den leeren Raum gluckert und grummelt, unterbrochen. Einen Moment lang sehen wir uns schweigend an, doch mit einem mal brechen wir beinahe zeitgleich in schallendes Gelächter aus. Als wir uns endlich wieder beruhigt haben, sieht er mich lüstern forschend an. "Du hast also Hunger?" Ich lächle. Ich weiß worauf er hinaus will und nicke. "Ja...auf essbares!" Er drückt mir noch einmal flüchtig seine Lippen auf meine und zieht mich dann auf die Beine. "Na, dann sollten wir dringend etwas dagegen tun"

Wir laufen den Flur entlang Richtung Speisesaal. "Sie scheinen einige der vorstellenden Professoren von früher zu kennen. Wie kommt es, dass Sie nicht auch einen Vortrag halten?", frage ich ernsthaft interessiert und sehe ihn neugierig an. Er scheint einen Moment zu überlegen, bevor er antwortet. "Ich unterrichte, Miss Mayer. Ich will nicht an meinem Schreibtisch sitzen und darüber nachdenken, wie ich meinen Studenten den Stoff bestmöglich nähe bringen kann, ich tue es einfach." Seine Antwort macht mich stutzig. "Also halten Sie diesen Kongress für...schwachsinnig?" Er schüttelt energisch den Kopf. "Keineswegs, ich bin nur der Meinung, dass es einen Unterschied zwischen Theorie und Praxis gibt. Jeder Student ist anders und jeder lernt anders, man kann sich also nicht auf eine dieser Methoden versteifen", jetzt bin ich diejenige, die nicht zustimmt, zumindest nicht vollends. "Ja, die meisten Methoden sind Typ-Orientiert, doch nicht alle, ich-", er unterbricht mich. "Ich weiß, ich habe Ihre Arbeit gelesen. Ich habe Ihre Idee mehrfach selbst im Unterricht angewendet und sie funktioniert. Ihre Arbeit ist ausgezeichnet - und Praxiserprobt, doch leider gibt es davon viel zu wenig. Die Ihre ist einzigartig und außergewöhnlich, wie könnte sie auch nicht...immerhin hast du sie geschrieben." Die letzten Worte flüstert er beinahe, sodass nur ich sie hören kann. Schlagartig erscheint ein lächeln auf meinen Lippen. Ich wollte gerade etwas erwidern, als ich gegen jemanden stoße. Ich stolpere einige Schritte rückwärts, drohe zu fallen, doch eine starke Hand zieht mich zurück auf die Beine. "Es tut mir leid, ich hätte-", wieder werde ich unterbrochen. "Nein, schon gut, es war meine Schuld." Ich sehe auf und er lässt mein Arm los. "Professor Nimitz?! Schön Sie wieder zu sehen", er lächelt mich breit an. "Leon bitte, ich freue mich auch, Sie wieder zu sehen Jana. Sebastian", er nickt ihm zu und ich ahne, dass das nicht gut geht, wenn wir jetzt nicht weitergehen, also verabschiede ich mich von Nimitz und Sebastian und ich biegen in den Speisesaal ein.

Ich steuere direkt auf das Buffett zu und vergesse dabei den Mann, der mittlerweile hinter mir läuft, komplett. Oh mein Gott, habe ich einen riesen Hunger! Ich greife mir von fast allem etwas und als ich endlich fertig bin, habe ich einen Teller, der beinahe überläuft mit den verschiedensten Dingen. Ich laufe quer durch den Saal, so wie gestern schon, auf Mrs. Saintclair und die anderen zu, die mich etwas verwirrt mustern, als ich mich setze. Mit einem Mal ist mir diese riesen Portion furchtbar peinlich. Ich werde feuerrot und blicke auf meine Finger. "Ich habe nicht gefrühstückt" gebe ich kleinlaut von mir. Sarah rettet mich aus dieser äußerst unangenehmen Situation. "Du bist schlauer als wir, du stellst dich nur einmal eine Ewigkeit lang an. Alle anderen fangen an zu lachen und auch ich stimme mit ein. "Danke" flüstere ich ihr entgegen, während die anderen noch lachen und sie grinst. "Was ist denn so lustig?", fragt er, als er zu uns stößt. Ich grinse. "Ach, nichts" Er sieht mich einen Moment lang abschätzend an, zuckt dann aber mit den Schultern und setzt sich auf einen der freien Stühle neben Mrs. Saintclair. "Hat einer von ihnen Mr. Duquette heute schon gesehen?", frägt sie in die Runde und ich versteife mich schlagartig etwas. Doch anstatt weiter darauf einzugehen, beginne ich zu essen und schüttle dabei kurz den Kopf, aber nicht als Antwort, sondern um die Bilder des vergangenen Abends los zu werden. Doch kaum sind sie da, werden sie auch schon durch die Erinnerung an den schönsten Abend meines Lebens ersetzt. Wieder werde ich rot und esse lächelnd weiter.

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