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"Also?" Ich sehe sie erwartungsvoll und mit einem übertriebener Lächeln auf den Lippen an, doch wirklich etwas davon erkennen kann sie in dieser Finsternis wohl eher nicht. Sie kratzt sich nachdenklich an der Stirn bevor sie dem Finger halbhoch in die Luft reckt, wie Wickie, wenn ihr eine Idee kommt. Ich glaube, ihr ist gar nicht bewusst, dass sie das macht und um das auch weiterhin genießen zu können verberge ich mein Lachen und höre ihr zu. "Du kannst meine Assistentin sein. Beruhig mich, wenn ich einen Nervenzusammenbruch kriege und trete den Leuten hier in den Arsch wenn sie mich wahnsinnig machen!", sie grinst, als wäre das alles ein Scherz aber an den hochgestiegenen Tränen in ihren Augen, die in dem matten Schein der Bühnenbeleuchtung, die auch nur minimal bis zu uns vordringt, glitzern, merke ich, dass ihr dass alles hier wohl doch mehr zu schaffen macht, als sie zugeben möchte. Ich lege ihr einen Arm um die Schulter und ziehe sie zu einer leichten Umarmung kurz an mich, "Jetzt bin ich die einzige, die dir noch auf den Nerv geht!...und vielleicht noch Al!". Sie lacht und wir sehen weiter dem treiben auf der Bühne zu.

Den Vormittag über laufe ich auf Lil's Anweisung quer durch den Schauspiel-Komplex der Uni und bin entweder dabei jemanden, oder etwas zu suchen oder Lillian hinterher zu laufen, die mich gleich wieder weiter schickt. Ständig fallen neue Aufgaben an und immer zu scheint es neue Probleme zu geben. Fehlende Requisiten, vergessene Texte, nicht passende Kostüme und nur zur Hälfte fertig gestellte Kulissen. Mit jeder weiteren Aufgabe, mit jedem neuen Problem, mit dem mich Lil betraut, fängt mein Kopf noch etwas mehr an zu rauchen während Lillian sich noch mit an die Taudend Dingen beschäftigt und total cool und fokussiert wirkt. Als ich das nächste Mal auf die Uhr sehe, stelle ich nicht nur fest dass ich mein Zehntausend-Schritte Ziel heute mit Leichtigkeit noch vor 13Uhr erreicht habe, sondern auch, dass es Zeit wird, mich auf den Weg in meine Vorlesungen zu machen, also mache ich mich vorerst zum letzten Mal auf die Suche nach Lillian verabschiede mich von ihr und verlasse den Komplex. Vor den massiven Türen des alten Gemäuers halte ich einen Augenblick lang inne und atme tief ein. Die Sonne scheint hell und warm auf mich hinunter und der strahlend blaue Himmel wird von Weiß leuchtenden Wolken durchzogen, sodass man glauben könnte, das Wetter würde den ganzen Tag so wunderbar bleiben doch da liegt dieser Geruch in der Luft, dieser kaum wahrnehmbare, nur schwer zu definierende Und dennoch unverkennbare Duft, der mir verrät, dass er noch in der nächsten Stunde, spätestens in der übernächsten zu Regnen anfangen wird und dieses Gemälde von einem Sommerhimmel dem Bild eines Grau-Schwarzen, von kaltem Wind durchzogenen Regenwetters weichen wird. Ich atme noch einmal tief ein, nehme diesen verräterischen Regenduft auf und mach mich auf den Weg über das weitläufige Universitätsgelände hinweg zum Haupteingang und auf halber Strecke über den von Sträuchern und Bäumen gesäumten Backsteinweg brechen alle Dämme und es fängt an aus allen Eimern zu schütten. Ich laufe los um die letzten 200 Meter zum Eingang so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, doch vollkommen umsonst, denn noch bevor ich überhaupt die ersten Schritte gelaufen bin, hat mich der Regen bis auf die Unterwäsche hin durchdrungen, sodass meine nassen Kleider an mir kleben wir eine zweite Haut und meine Schuhe bei jedem einzelnen Schritt ein platschendes Geräusch von sich geben und mir das Wasser zwischen den Zehen hindurch rinnt. Meine Schritte verkürzen sich und ich renne immer weniger schnell bis ich einfach normal gehe. Was soll's? Nasser als jetzt kann ich ja eh nicht mehr werden. Als ich endlich in der Eingangshalle angekommen, fühle ich mich unglaublich schlecht, denn während alle anderen mit einem Schirm herein kommen, oder sich einfach schnell etwas übergeworfen haben um dem Regen wenigstens etwas zu entgehen schreite ich durch die Halle in Richtung des linken Flügels und hinterlasse bei jedem Schritt kleine Wasserpfützen auf dem Boden. Peinlich berührt von den teilweise wirklich interessanten Blicken der Studenten und auch einiger Dozenten beeile ich mich um zur Nächsten Kellertreppe zu kommen. Ich halte mich am kalten, gusseisernen Geländer fest während ich sie Steintreppe nach unten steige, immerhin wäre es nicht das erste mal, dass ich hier auf dem Weg nach unten in einer von mir selbst gebildeten Wasserlache auf der Stufe ausrutsche und äußerst unsanft mit dem Hintern die letzten Stufen nach unten Rutsche. Unten angekommen biege ich nach rechts ab und laufe in Richtung der alten Kunstsäle, die mittlerweile nur noch als Gerümpelkammern oder selten mal von irgendwelchen externen Kursen benutzt werden. Hier kommt nur selten jemand runter und im vorletzten Saal werden alte Schränke gelagert. Es hat eine Weile gedauert aber ich konnte tatsächlich den Schlüssel von einem der Medienwägen auftreiben und seitdem lagere ich in dem Teil Wechselsachen und ein paar Bücher für den Fall, dass ich mal wieder in einen Platzregen gerate oder mal eine Vorlesung ausfällt oder so was und über die Wochen hinweg habe ich es mir hier relativ gemütlich eingerichtet. Ich habe eine Kleine Leseecke, die aus zwei Drehstühlen und einer der Couchen aus dem Büro irgend eines ehemaligen Lehrers besteht, außerdem einiger Stehlampen, von der jede in einem anderem Gelb oder Weiß Ton leuchtet und einem Schreibtisch mit Stuhl. Aber in der Ecke hinter der Türe, wo auch der Medienwagen mit meinen Sachen steht, ist ein wirklich schäbiger alter Raumtrenner aufgestellt, hinter dem ich mich umziehen kann. Das Ding ist wirklich total ekelig, verstaubt, dreckig und vollbeschmiert mit Telefonnummern, Schweinerein und stark vereinfachten Zeichnungen von Penisen.

Fast am Ende des Flures angekommen ziehe ich die Türe meines ganz persönlichen Rückzugsortes auf dem Campus auf, verschwinde hinter dem widerlichen Raumtrenner und schließe den Medienwagen auf. Ich lege das Paar Ballerina sowie das rote, mit Blumen bestickte Kleid und einen Slip auf den kleinen Wagen und Taste nach dem BH....bis mir einfällt, dass ich den Schon beim letzten Regen angezogen hatte. Wer ist auch so blöd und bunkert irgendwo drei Sätze Kleidung aber nur einen Ersatz-BH?! Scheiße, ich muss endlich lernen, mir sowas aufzuschreiben! Aber gut, dann eben ohne. Ich streife mir die klitschnassen Sachen vom Körper und Schlüpfe in die Schuhe und den Slip. Einen Moment überlege ich, einfach den nassen BH anzuziehen, aber die Wasserflecken die sich dann entwickeln könnten eventuell etwas peinlich werden, also ziehe ich nur das Kleid an und Lege die Nassen Klamotten so in den Wagen, dass sie über die nächsten Sunden hinweg trocknen können während ich in den Vorlesungen sitze.

Teacher loveWhere stories live. Discover now